Rezension
von Sabine Ibing
Licht im Dunkel
von Hetty Krist
Der erste Satz: Tom und Bernadette stehen an der Reling eines großen, nein was sage ich, sehr großen Schiffes. Sie schauen beide auf ihr Handy. Was sollen sie sonst tun?
Tauche ein ins Meer bis hinunter in die Tiefsee, träume mit Tom seine Tiefseeträume, was ist da unten los?
Tom und Bernadette befinden sich auf einem Kreuzfahrtschiff und langweilen sich. Blaues Meer, blauer Himmel, viel ist nicht zu sehen. Das Armband von Tom interessiert Bernadette, das mit einer Perle verziert ist, und er will es ihr zeigen. Beim Abnehmen fällt es ihm aus der Hand, hinunter ins Meer. Verzweifelt schaut er in die Tiefe, denn das Band hat seine Mutter ihm anfertigen lassen, kurz bevor sie starb, die Perle, die an ihre Liebe zu ihm erinnern sollte, ihm Kraft geben. In seinen Gedanken springt Tom nun hinab in die Tiefe, um das Armband zu suchen.
Entdecke die Tiere in der Tiefe des Meeres
Auf seiner Reise in die Tiefsee begegnet er vielen Meerestieren, die ihm weiterhelfen, sein Armband zu finden, und es geht immer tiefer hinab. Nebenbei etwas über sich erzählen, wie z.B. Fische, Delfine, Quallen, Krebse, Tintenfische und je tiefer er kommt, umso unbekannter werden die Tiere. Er begegnet einem Hai, Lampenfischen, dem riesigen Riemenfisch, Periphylla, der monströsen Kronenqualle und einer gigantischen Krake. Am Ende leitet ein bunter Korallenfisch Tom zurück an die Wasseroberfläche und an Land, wo er sich plötzlich zwischen den anderen Kindern wiederfindet und … Hier stoßen sie dann im Süßwasser auf die witzigen Axolotls, mexikanischer Schwanzlurche, die ihr ganzes Leben als Larve verbringen.
Zeichnungen, die den Betrachter nicht loslassen
Hetty Krist hat mich mit diesem Kinderbuch sofort gepackt. Der Text war für mich zunächst Nebensache. Sie ist eine begnadete Künstlerin, und jedes einzelne Bild verzaubert, kann für sich stehen. Die Geschichte ist sehr einfühlsam, die Bilder unterstreichen das Geschehen in ihrer Emotionalität. Für die anderen Bilderbücher von Hetty Krist gilt das Gleiche: Ein Augenschmaus, der berührt. Die Altersangabe des Verlags liegt bei 5 - 7 Jahre. Dem würde ich mich anschließen. Es ist auch sicher ein Buch für Kinder, die keine langen Texte mögen, ein Einstieg für Leseanfänger.
Hetty Krist studierte an der Kunstakademie Basel, hat Beteiligungen an den wichtigsten Biennalen für internationale Handzeichnung und Grafik und ist mehrfach mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet (u. a. in Japan, Italien, Brasilien, Jugoslawien, Polen, Deutschland). Die gebürtige Niederländerin arbeitet als Dozentin für figürliches Zeichnen sowie Kunstgeschichte in Frankfurt am Main und an der Fachhochschule Wiesbaden.
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