Rezension
von Sabine Ibing
Herr Bort, der Katzenschreck
von Andrea Behnke & Mele Brink
Der Anfang: Herr Bort schneidet mit einer Schere die Rasenkante. Der Rasen ist wie ein Teppich. Herr Bort hat viele Tulpen gepflanzt, die ihn an seine Frau erinnern. Manchmal hört er, wir die Blumen mit ihm rede. Sie wisper, rufen, lachen. Der Garten ist bunt. Der Bort nicht. Seit seine Frau nicht mehr da ist, ist Herr Bort dunkel.
Wie wir wissen, haben Hunde Herrchen und Katzen Diener. Und Katzen suchen sich ihr Personal selbst aus. Man kann Herrn Bort am Gesicht ansehen, dass er unglücklich ist, wie er dort am Boden sitzt mit seiner Schere den Rasen stutzt, einer süßen weisen Katze ins Gesicht blickt. Rosi gehört der Nachbarin, die auch zwei Hunde besitzt, an denen sie anscheinend mehr Freude hat. Herr Bort nennt Rosi Viech – oder du Viiiiiiich. Und dieses Viech liegt auf seinem gepflegten Rasen, lässt sich nicht verscheuchen, wetzt die Krallen an seinem Baum. Drum umwickelt er den Stamm mit einer dicken Kordel, was der Katze gut gefällt. Wie wird man das Viech wieder los? Wasser marsch! Doch der Katze gefällt es, mit dem Wasserstrahl aus dem Schlauch zu spielen – Hopps! Und nun pieselt sie auch noch in Herrn Borts Garten! Dann streicht sie ihm um die Beine, ihhh, Katzenhaare an seiner Hose! Herr Bort hat gehört, Pfeffer können Katzen nicht leiden. Aber anstatt abzuhauen, mag es Rosi, die Pfefferkörner in den Beeten zu verbuddeln. Musik wird sie vertreiben! Herr Bort kramt seine alte Blockflöte heraus. Dabei kommen in ihm gute Erinnerungen herauf, ihm macht es Spaß, eine Melodie zu spielen, seine Mimik hellt auf. Auch Rosi gefällt es. Plötzlich gehen Mensch und Tier aufeinander zu, Streicheleinheiten, ein pfeifender und summender Her Bort – Schnurren, die beiden sind nicht mehr zu trennen. Da steht plötzlich die Nachbarin am Zaun, der ihre schicken Königspudel wichtiger geworden sind: Sie will Rosi ins Tierheim bringen. Das kommt nun gar nicht in Frage! Rosi bleibt bei Herrn Bort!
Ein einsamer, trauriger Mann, mit der Welt nicht mehr zufrieden. Eine Katze, die ihm das gewohnte Leben durcheinanderbringt, sie schafft Dynamik hinein, Abwechselung – zeigt Interesse an ihm. Plötzlich begreift Herr Bork, was ihm gefehlt hat: Ein Freund, eine Aufgabe, Kommunikation, Zärtlichkeit. Rosi lässt sich durch nichts abschrecken, streicht Herrn Bork um die Beine, schnurrt, zeigt ihm, wie sehr sie ihn mag. Die Geschichte und die Art sie zu zeichnen, erinnert mich ein wenig an den Großmeister Tony Ross, an die Art des englischen Humors in Kinderbüchern. Interessant ist die Mimik des Herrn Bort, der traurig-grantig dreinschaut, etwas gehässig, wenn er gegen Rosi etwas ausheckt, und ab der Mitte des Buchs tritt Entspannung in sein Gesicht, Freude am Ende. Der Hintergrund vom Bild ist großflächig einfarbig, konzentriert sich in der Zeichnung auf das Wesentliche, die Figuren. Zeichenstift und Aquarell in Kombination zeigen auch einen schrägen Humor: »Herr Bort schnurrt.« – auf der letzten Seite trägt er ein Gänseblümchen hinter dem Ohr. Und auf jeder Seite lugt irgendwo ein Wurm hervor. Der Text besitzt Rhythmus, Kreativität, Einfühlungsvermögen, kombiniert mit Humor, Sprache, die Spaß macht.
Ein humorvolles, liebenswertes Bilderbuch. Vielleicht hat einer einen Grund, um kurrig zu sein und vielleicht merkt er nicht einmal, dass er es ist. Dranbleiben und dran kratzen, irgendwann legt man den weichen Kern frei. Einsamkeit im Alter, Empathie von Haustieren, die ihre Menschen bedingungslos lieben und ein guter Freund sein können. Ein mit vielen Facetten, eins für Katzenfreunde. Die Illustrationen sind nicht nur etwas für Kinder, auch Erwachsene werden sich köstlich amüsieren, ebenso am Subtext der Geschichte. Der Verlag Edition Pastorplatz gibt keine Altersangabe vor. Meine Empfehlung: ab 4 Jahren.
Andrea Behnke ist ein Ruhrgebietskind. Sie hat Politikwissenschaft, Anglistik und Publizistik studiert. Nach einer Zeit als Redakteurin, ist sie seit Ende 1999 freiberufliche Autorin und Schriftstellerin. Sie arbeitet für Verlage, für den Hörfunk und für Non-Profit-Einrichtungen. Sie hat bereits einige Kinderbücher veröffentlicht.
Mele Brink wurde 1968 in Bielefeld geboren und studierte Architektur in Aachen. Nach erfolgreichem Abschluss in Form einer mobilen Gedenkstätte für Lady Di machte sie sich 1998 als Illustratorin selbstständig. Sie zeichnet Cartoons, Comics und Kinderbücher, meist in ›oldschool‹ mit Tusche und Aquarell, manchmal auch mit Kreiden, ganz selten am Rechner.
Herr Bort, der Katzenschreck
Andrea Behnke & Mele Brink
Edition Pastorplatz, 2019
Bilderbuch, 34 Seiten, im Format 21 x 27 cm, Hardcover
Kommentare
Kommentar veröffentlichen