Direkt zum Hauptbereich

Eine Line ist ein Punkt, der spazieren geht von Verena Friederike Hasel und Alice Mollon - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Eine Line ist ein Punkt, der spazieren geht 


von Verena Friederike Hasel und Alice Mollon


Dies ist ein besonderes Buch für Kinder. In 39 Mitmach-Kapiteln werden erstaunliche, wahre Geschichten erzählt, die zum Nachdenken anregen. In Anlehnung daran folgen Aufgaben für den Lesenden. Die erste Story erzählt vom Erlebnis des berühmten Geigers Joshua Bell, der in der Washingtoner U-Bahn unerkannt auf seiner Stradivari spielte. Die Leute liefen an ihm vorbei, ganze 30 Dollar hatte man ihm insgesamt gespendet. Am Abend zuvor hatten die Menschen viel Geld für eine Konzertkarte für ihn ausgegeben. Im Bahntunnel wurde er nicht als der bekannte Geiger wahrgenommen – ignoriert. Die erste Aufgabe fordert den Lesenden auf, einmal in Bachs Musik hineinzuhören. – Eine wissenschaftliche Untersuchung fand heraus, dass Menschen weltweit am Samstag um 19:26 Uhr am glücklichsten sind. Dazu die Frage: «Was hast du an diesem Tag um diese Uhrzeit gemacht?» An dieser Stelle gibt es ein Leerfeld. Ein Foto einkleben, ein Bild malen, etwas schreiben ... Dieses Kapitel fordert auf, schöne Momente zu sammeln, auch dazu gibt es weitere Anleitungen.



Wie kann man ein echtes Lächeln von einem falschen unterscheiden? – Manchmal ist es gut, richtig wütend zu sein. – Wie man Lust auf die Welt bekommt und den Mut, sie zu verändern. – Einmal offline gehen. – Fehler machen. – Brot backen. – Jedes Thema beginnt mit einer Geschichte. Die Autorin spricht die Lesenden direkt an, wenn sie ihnen Aufgaben stellt. Nebenbei gibt es – «Wusstest du, dass…? – interessante Infos (z.B. dass das Hören von trauriger Musik glücklich macht). Und wie wurde eigentlich das Eis am Stil erfunden? Zufall ...




Weißt du ... , wie Schmetterlingsflügel klingen, wenn sie sich auf und ab bewegen?

Weißt du, dass im Roten Meer ein Herz liegt?

Wusstest du, ... Vögel wie Stare, Dohlen und Eichelhäher zwitschern inzwischen die Klingeltöne von Mobiltelefonen nach und machen das so gut, dass selbst Experten unsicher sind: Singt da ein Vogel oder ruft gerade jemand an?

Wusstest du, ... In Schweden ist der 4. Oktober Tag der Zimtschnecken. Welchen Feiertag würdest du einführen?

Wusstest du, ... Jeder Mensch hat durchschnittlich 13 Geheimnisse und fünf davon hat er noch nie jemandem verraten.

 



Im Japanischen gibt es ein schönes Wort: Ikigai bezeichnet alles, wofür es sich zu leben lohnt. «Erinnerst du dich noch, wie weich Weidenkätzchen sind (und wie verlockend der Gedanke ist, sie sich in die Nase zu stecken)?» Dieses Buch soll helfen, glückliche Momente zu finden, mit mehr Achtsamkeit durch das Leben zu streifen, sich an kleinen Dingen zu erfreuen, sich glückliche Momente zu nehmen. Ideen, Inspirationen, Gedanken zu unterschiedlichsten Themen, witzig, tiefgründig, interessant. Ein Buch, um innezuhalten. Der Kein & Aber Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 8 Jahren. Das ist mir für dieses Buch zu tief gehalten. Minimum ab 10 Jahren, so würde ich es einstufen, eher älter – denn für viele dieser Geschichten und Aufgaben sollte man einen gewissen Reifegrad mitbringen, um sie zu verstehen. Empfehlung – Allage!


Ständig kommen neue Wörter (Wörterbuch) dazu. Chatroom zum Beispiel. Sprachnachricht. Oder Blog. Und jedes Jahr verschwinden Wörter aus dem Lexikon.

Zum Beispiel Eichel, Otter, Butterblume und alle anderen, die oben stehen, aber auch die Weide, der Farn, die Buche, das Weidenkätzchen, die Elster, der Rabe, das Moos.

Weil die Natur verschwindet und Platz machen muss für andere Dinge.

Aber ist eine Sprachnachricht wirklich wichtiger als der Ruf einer Elster?


Verena Friederike Hasel, geboren 1978 in Berlin, ist Psychologin, Drehbuchautorin und Journalistin. Sie war für den Theodor-Wolff-Preis nominiert und erhielt 2018 den Deutschen Reporterpreis. Sie hat bereits vier Bücher veröffentlicht, 2019 erschien Der tanzende Direktor, ein erzählendes Sachbuch über die beste Schule der Welt. Sie war Co-Initiatorin des #wirfürschule-Hackathon 2021. Mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt sie in Deutschland und Neuseeland. 



Verena Friederike Hasel, Alice Mollon
Eine Line ist ein Punkt, der spazieren geht
Alles, was du in der Schule nicht lernst
Jugendbuch, Kinderbuch, Kinder- und Jugendliteratur, Mitmachbuch, Erzählendes Sachbuch
Broschiert mit Lesebändchen, 224 Seiten
Kein & Aber, 2022
Altersempfehlung: ab 8 Jahren (Verlag), frühstens ab 10, eher älter – Empfehlung von mir




Bilderbücher, Kinderbücher Vor- und Grundschule 5 - 10 Jahre




Kinder- und Jugendbücher - 11 bis13 Jahre






Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur hat mich immer interessiert. Selbst seit der Kindheit eine Leseratte, hat mich auch die Literatur für Kinder nie verlassen. Interesse privat, später als Pädagogin, als Leserin, als Mutter oder Oma. Kinder- und Jugendbücher kann man immer lesen! Hier geht es zu den Rezensionen.
Kinder- und Jugendliteratur



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

  Ein atmosphärisch dichter und spannender Schweden-Krimi von Hans Rosenfeldt, bekannter Krimiautor und Drehbuchautor (skandinavische TV-Serie «Die Brücke», britische Fernsehserie «Marcella» über Netflix) erwartet uns mit dem Auftakt einer neuen Serie. Die Erwartungen waren hoch. Rosenfeldt hat geliefert. Die Kleinstadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze, wird zufällig zum Schauplatz eines Drogendeals. Wer hat die Drogen und das Geld, wer wird sie am Ende bekommen? Der einzige der durchblickt, ist der Leser – Dank Mehrperspektivität. Denn alle Protagonisten tappen im Dunkeln – wissen nichts voneinander. Ein komplexer und spannungsreicher Thriller! Weiter zur Rezension:    Wolfssommer von Hans Rosenfeldt

Rezension - Kalte Füße von Francesca Melandri

  Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee, Zehntausende erfroren. Der «Rückzug aus Russland» hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt - auch in der Familie von Francesca Melandri, einer der wichtigsten Autorinnen Italiens. Ihr Vater hat ihn überlebt. Doch erst als Anfang 2022 Bilder und Orte des Kriegs in der Ukraine omnipräsent sind, wird ihr klar: Der Vater ist vor allem in der Ukraine gewesen. Sie tritt mit ihrem verstorbenen Vater in ein Zwiegespräch, wobei sie den Krieg damals mit dem Heutigen in der Ukraine vergleicht. Und es ist eine Abrechnung mit der italienischen Linken. Empfehlung, unbedingt lesen! Weiter zur Rezension:    Kalte Füße von Francesca Melandri 

Rezension - Die Grille in der Geige von Anna Haifisch

  Eines Sommers findet eine wandernde Grille im Wald eine alte Geige . «Wie praktisch!», ruft sie und zieht in das geräumige Instrument ein. Sie töpfert und zieht Nudeln und des Nachts zupft sie die Saiten, erfreut alle Insekten und Mäuse in der Umgebung mit ihrer Musik. Doch als ein bitterkalter Winter das Land überzieht, stürmen die Insekten das Heim der Grille , zerhacken es und zünden es an … Ein humorvolles Bilderbuch ab 4 Jahren – Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Grille in der Geige von Anna Haifisch 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Lázár von Nelio Biedermann

  «Ein wirklich großer Schriftsteller betritt die Bühne, im Vollbesitz seiner Fähigkeiten.», so wird von ihm geschrieben. Nelio Biedermann schreibt mit 20 Jahren sein erstes Buch und das Manuskript geht in die Versteigerung – die Verlage überbieten sich, es wird in 20 Sprachen verkauft, man redet über ein sechsstelliges Vorschusshonorar – über den neuen Thomas Mann . Uff. Ich war gespannt. Mich konnte der Familienroman nicht überzeugen – leider. Weiter zur Rezension:    Lázár von Nelio Biedermann

Rezension - Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

  Der Sommer, in dem Motte ein U-Boot fand, fing ziemlich normal an. Langweilig sogar. Doch auf einmal liegt das Schicksal der ganzen Stadt in ihren Händen. Es sind Ferien, aber Mottes Mutter muss arbeiten, einen Urlaub könnten sie sich nicht leisten. Sie ist als Personalcoach unterwegs: Mode, Schminke, Sport, Gesundheit, Ernährung. Und genau das interessiert Motte so gar nicht. Am Kai zeigt ihr Lukas das Metallfischen – ein perfektes Hobby für Motte, die neben schwarzer Kleidung das Unperfekte an Dingen liebt. Sie kauft sich einen Magneten zum Metallangeln. Vielleicht kann man sich etwas verdienen, wenn man Altmetall zur Altmetallhändlerin bringt; sie sammelt ihre ersten Schätze, die die Mutter eklig findet. Plötzlich hängt etwas ganz Großes an der Angel! Spannender Kinderroman ab 9/10 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

Rezension - So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

  Am Fuße der Elk Mountains in Colorados strömt der Gunnison River an einer alten Pfirsichfarm vorbei. Hier lebt in fünfter Generation in den 1940ern die 17-jährige Victoria mit ihrem Vater, dem Onkel und ihrem Bruder Seth. In der Stadt begegnet sie Wilson Moon, und beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Dramatische Ereignisse zwingen Victoria, selbst das Leben in die Hand zu nehmen. Ein wenig schwülstig, doch gut lesbar, atmosphärisch, ein Familienroman, ein Coming-of-age – gute Unterhaltung … eine Hollywood-Geschichte. Die Pilcher-Fraktion wird begeistert sein!  Weiter zur Rezension:    So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

Rezension - Was danach kommt von Anika Suck

  Karmen passt einen Moment beim Autofahren nicht auf und verursacht einen Verkehrsunfall mit tragischem Ausgang – ein Kind ist tot. Es sind nur ein paar Sekunden, die Karmens Leben in seinen Grundfesten erschüttern. Denn im darauffolgenden Prozess muss sie sich einer Schuld stellen. Von der Presse Kindsmörderin getauft und von der Empörungsgesellschaft vorverurteilt, wird sie auch von ihrem sozialen Netz fallen gelassen. Am Ende muss Karmen selbst entscheiden, ob sie schuldig ist oder nicht. Mich konnte das Buch nicht überzeugen, da für mich die Darstellung der Geschichte absoluter Gerichts-Nonsens ist. Weiter zur Rezension:    Was danach kommt von Anika Suck  

Rezension - Die Lotsin von Mathijs Deen

  Was geschah auf dem Forschungsschiff? Kaum hat vor Helgoland eine Übung des niederländischen, deutschen und dänischen Grenzschutzes begonnen, geht bei der Küstenwache ein Notruf ein. Eine Klimaforscherin , die mit einem US-Forschungsschiff auf dem Weg von Grönland nach Kiel war, wird vermisst. Xander Rimbach , Ermittler der Bundespolizei See , geht an Bord. Zunächst weist alles auf einen Suizid hin. Rimbach drückt aber das Bauchgefühl, dass hier ordentlich gemauert wird. Irgendetwas stimmt nicht auf diesem Schiff. Ein literarischer Krimi, Kriminalliteratur vom Feinsten. Weiter zur Rezension:    Die Lotsin von Mathijs Deen