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Blizzard von Robert Brack - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Blizzard 


von Robert Brack


Der Anfang: 

Glitzer, glitzer. Die Welt ist eine Kathedrale, erbaut aus Kristallen, üppig geschmückt mit leuchtenden Diamanten, überdeckt mit schimmerndem Staub wie Puderzucker. Wie durch zigtausend Prismen bricht sich das Licht der aufgehenden Sonne in dem glänzenden Schmuck, der mit großzügiger Hand über die Welt verteilt wurde. Winzige Regenbögen explodieren, als sie den Kopf neigt.


Der Gangsterroman fing einigermaßen interessant an. Manch einer braucht ein wenig Anschub, um Spannung aufzubauen, doch dieser hier hat es bis zum Schluss nicht geschafft. Ich frage mich nun am Ende, ob der Autor eine Persiflage schreiben wollte oder schlicht eine skurrile Story im Sinn hatte. Alles beginnt recht normal und stolpert sich Seite für Seite in nicht glaubwürdige Situationen, die für mich im Nonsens endeten, leider humorlos. 


Alles läuft wie geschmiert

Aber von vorn. Im Dezember 1978 freut sich Bankräuberin Gisela sich auf die bevorstehende Entlassung ihres Geliebten Frieder, der nach einem verunglückten Raub im Gefängnis gelandet war. Sie will mit ihm und viel Geld nach Schweden flüchten, ein neues Leben beginnen. Das Kapital dafür wird sie aus einem Einbruch auf ein Juweliergeschäft ziehen, das in der Nacht vor Frieders Entlassung geplant ist. Er soll damit nicht in Verbindung gebracht werden. Der Hehler hat alles genau geplant. Ziel ist der exklusivste Juwelier von Hamburg mit bester Sicherung. Und plötzlich scheint dem Team der Coup des Jahrzehnts zu gelingen. Gerade zur geplanten Zeit bekommt der Juwelier vor einer Auktion das kostbare Collier «Blizzard» zur Aufbewahrung. Gisela hatte sich geschickt (na ja ...) mit Simona aus dem Laden angefreundet, die ihr dann auch ganz lapidar sämtliche Schlüssel des Juveliergeschäfts zur Kopie zur Verfügung stellt, ihr die Geheimnummer des Tresors verrät. Simona ist selbst noch nicht lange dort beschäftigt – verfügt aber über sämtliche Infos der Sicherheit, aha. Aber es kommt noch besser: Der Angestellte der Security hat sich in sie verknallt und verspricht ihr für die besagte Nacht den Strom lahmzulegen, er ist ja Elektriker.


Wer ist Simona wirklich?

Beim Einbruch läuft für Gisela alles prima, ein Komplize wartet im Auto vor der Tür. Die Schlüssel passen, die Nummer für den Tresor stimmt, ohne Strom gibt die Alarmanlage keinen Pieps von sich. Sie verkneift sich sogar, die Berge an Uhren, Edelsteinen und Schmuck einzusacken – das Collier allein besitzt riesigen Wert. Eigentlich hatte ich hier schon abbrechen müssen. Eine unglaubwürdige Geschichte ohne Tiefgang. Plötzlich steht Simona im Raum, die nicht hätte hier sein dürfen, denn sie soll ja ein Alibi haben. Ganz logisch, die Polizei käme ja nie auf sie ... Simona will zum Team gehören! Es kommt noch besser! Auf der Straße wartet der Securitymann, der mit Simona zusammen abhauen will – er dachte ja, sie sei die Einbrecherin. Es gibt ein Gerangel, der Fahrer wird angeschossen und Simona erschießt den Securitymann, nimmt das Heft in die Hand, spielt sich zum Chef auf, bestimmt die Richtung, hat plötzlich ein eigenes Interesse. Doch Gisela kann sie überwältigen.


Skurril und unglaubwürdig

Die Straßen sind vereist, die Fahrt ist gefährlich. Man trifft wie verabredet auf den Hehler, der mit Boyfriend und Frieder auf dem Rücksitz heranfährt, der wiederum keine Ahnung hat, was hier läuft. Der Schnee türmt sich mittlerweile meterhoch, ein eisiger Wind zieht über das Land – eigentlich ist kein Durchkommen. Doch diese Gruppe hat es eilig. Der Hehler und sein Boy müssen auf den Abnehmer des Colliers treffen und Gisela muss mit Frieder und ihrem Anteil die Fähre erreichen. Auf dem Weg dahin gibt es eine Menge Komplikationen; naturbedingt, Menschen, denen sie begegnen ... Polizisten, Bauern, ein Oberförster, durchgeknallte Hippies, besoffene, panzerfahrende Soldaten. Es wird immer skurriler und unglaubwürdiger bis hin zum Gaga-Showdown. 


Für Slapstick braucht es mehr

Persiflage? Irgendwie nicht. Kriminalroman oder Thriller? Das schon, sehr skurril. Der Hintergrund: die größte Schneekatastrophe in der Geschichte Norddeutschlands, 1978/79: Eisige Luftmassen legten sich von bis zu 47 Grad Minus mit feuchtwarmer Atlantikluft übereinander. Ab dem Nachmittag stürzten die Temperaturen um bis zu 30 Gradcelsius. Dieses Naturereignis ist in der Darstellung für mich missglückt, kommt zu kurz. Für ein lustiges Slapstick braucht es mehr – oder war das gar nicht die Absicht? Denn als Humor- Kriminaliteratur  ist er nicht ausgewiesen. Weder kam bei mir dieser Winter wieder hoch, den ich selbst erlebt habe, noch hatt der Thriller für mich Spannung. Hin und wieder habe ich quergelesen. Weder Fisch noch Fleisch, der Thriller konnte mich nicht packen. Und was wollte mir der Autor mit dem Buch sagen?


Robert Brack, 1959 geboren, kam 1981 in seine Wahlheimat Hamburg. Seit 1988 publiziert er Kriminalromane, die oftmals auf realen Ereignissen in der Geschichte der Hansestadt basieren. Für seine Romane wurde mit dem „Deutschen Krimi-Preis“ und dem „Marlowe“ der Raymond-Chandler-Gesellschaft ausgezeichnet. Er ist Mitglied des deutschen PEN-Zentrums.



Robert Brack
Blizzard
Thriller, Kriminalroman, Gangsterroman, Kriminaliteratur 
Taschenbuch, 284 Seiten
Ellert & Richter, 2021





Krimis und Thriller

Ich liebe Krimis und Thriller. Natürlich. Spannend, realistisch, gesellschaftskritisch oder literarisch, einfach gut … so stelle ich mir einen Krimi vor. Was ihr nicht oder nur geringfügig bei mir findet: einfach gestrickte Krimis und blutrünstige Augenpuler.
Krinis und Thriller

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