Rezension
von Sabine Ibing
Blackbeard 1: Hängt sie höher!
von Jean-Yves Delitte
Edward Teach, auch Thatch, Thack oder Blackbeard genannt, lebte zwischen 1680 und 1718. Er war ein britischer Pirat, wobei man sagen muss, dass die Piraten damals oft auch für Könige und Gouverneure plünderten, und dieser hier unter dem Schutz des Gouverneurs von Carolina stand. Er trieb vor allem im Nordwestatlantik im Bereich der amerikanischen Ostküste und der Bahamas, in der Karibik, sein Unwesen, griff nur kleine Handelsschiffe an, hielt sich fern von den gut bewaffneten großen Schiffen. Ein gefangener Pirat, Henry Bostock, beschrieb ihn so: «A tall spare man with a very black beard which he wore very long» – ein hochgewachsener schlanker Mann mit einem sehr schwarzen Bart, den er sehr lang trug (Smithsonian Magazine February 2014). 1717 griff er Chesapeake Bay, Philadelphia und New York an, eroberte mindestens 15 Schiffe. Mit dieser Flotte wurde er der gefürchtetste Pirat der amerikanischen Ostküste. Er gab sich in Optik und Auftreten recht wild, pflegte dieses Image, doch beim Entern ließ er Besatzung und Passagiere am Leben.
Der Comic beginnt mit dem Schriftsteller Daniel Defoe, der durch die Gefängnisse Englands streift, um bei Piraten und Freibeutern Anregungen für seine Abenteuergeschichten zu holen. Doch der Mann, den Defoe im Dezember 1721 trifft, behauptet, unschuldig zu sein, obwohl er zugibt, ein Komplize des schrecklichsten aller Piratenkapitäne gewesen zu sein: Blackbeard. Er erzählt: Sie kaperten damals ein Sklavenschiff, das allerdings fast leer war. An Bord befanden sich lediglich Passagiere, darunter die Frau und die Tochter eines reichen Plantagenbesitzers. Man forderte ein Lösegeld gegen ihr Leben. Blackbeard kassierte das Lösegeld, aber eine Intrige machte ihm einen Strich durch die Rechnung und er wurde nun zum Gejagten.
Jean-Yves Delitte ist bekannt als maritimer Zeichner, besonders von Schiffen des 18. Jahrhunderts. Seine Liebe zum Detail und zur See hat er auch in dieser Graphic Novel wieder bewiesen, dazu erzählt er eine spannende Geschichte. Atmosphärisch gestaltet und detailgetreu in der Zeichnung sind allein die Grafiken eine Pracht, in die man sich sofort verliebt. Wer Seeräubergeschichten und Maritimes mag, der liegt hier genau richtig. Eine Altersempfehlung würde ich ab 12 Jahren geben, nach oben keine Grenzen gesetzt. Demnächst wird der 2. Teil erscheinen, um die Geschichte zu komplettieren.
Der 1963 geborene Jean-Yves Delitte macht seine ersten Schritte 1984 als Zeichner beim Tintin-Magazin. Nach einigen Kurzgeschichten schließt er sich mit Philippe Richelle zusammen, um «Die Neptune» zu veröffentlichen. Immer wieder kehrt er zu seiner Leidenschaft für das Meer und Schifffahrt in historischem Kontext zurück und veröffentlicht 2009 «Black Crow», sowie später die Piratengeschichte «Das Blut der Feiglinge» und die Reihe der großen Seeschlachten.
Blackbeard 1: Hängt sie höher!
Comic, Graphic Novel, History, Abenteuer, Seeräuber
Übersetzt aus dem Französischen von Harald Sachse
Hardcover, 48 Seiten
Splitter Verlag, 2021
Was ist das für eine Art von Buch? Starke Kunst! Geschichten zu berühmten Schiffen und ein wenig mehr – historischer Hintergrund, aber eben Abenteuergeschichten. Sachhinweis zum Schiffstyp, Maßen, Masten, Antrieb, Verbleib, Jahreszahlen und Besonderheit. Die Kurzgeschichten in diesem Buch handeln von bedeutenden Schiffen aus aller Herren Länder. Sie erzählen von der ewigen Sehnsucht des Reisens, von der Härte des Meeres, von Eroberern und Entdeckern, von Versagern, von schlechten Konstrukteuren oder überragenden Leistungen. Es sind die Abenteuer der Meere. Spannende Geschichten von Lucia Jay von Seldeneck, bereichert mit Bildern von Florian Weiß, im künstlichen quadratischen Format. Eine gute Geschenkidee. Maritimes Allage von 13-99 Jahren.
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Der Schatz der Black Swan von Guillermo Corral und Paco Roca
Eine wahre Geschichte um einen versunkenen Schatz. Obwohl ich den Kampf um einen Kulturschatz damals in den Medien verfolgt habe, liest sich diese Graphic Novel spannend. Vielleicht ist diese Graphic Novel so packend, weil der Autor, Guillermo Corral, früher einmal Diplomat war und einen überraschenden Einblick in die intrigante Verflechtung von Politik, Macht und Profit – eben schmutzige Geschäfte – offenlegt und deutlich wird, was damals geschah. Wem gehört der Schatz der spanischen Galeone »Nuestra Señora de las Mercedes«, die 1804 durch die britische Kriegsmarine befeuert wurde? Haben die Schatzsucher der Firma Odyssey versucht, den spanischen Staat auszutricksen?Weiter zur Rezension: Der Schatz der Black Swan von Guillermo Corral und Paco Roca
Der große Indienschwindel von Alain Ayroles, Juanjo Guarnido
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Charles Darwin und die Reise auf der HMS Beagle von Fabien Grolleau und Jérémie Royer
Diese Graphik Novel, ist eine Comic-Biografie, ein Jugendbuch, das die fünfjährige Reise von Charles Darwin auf der HMS Beagle beschreibt. Aufgrund seiner wissenschaftlichen Forschungen auf dieser Reise entwickelte er die Evolutionstheorie. Weltentdecker, Abenteuer, Wissenschaft, Forschung ein breites Spektrum umfasst dieses Buch – aber auch ein soziales Gesellschaftssystem der Unterdrückung in den eroberten Kolonien. Farbenprächtig, spannend, interessant – so macht Wissenschaft Spaß für Jugendliche.
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