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A casa von Claudio Del Principe - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



A casa von Claudio Del Principe

Band 2


«Wenn ich in der Küche stehe, füllt sich die Zeit mit Schönheit.»


Inspiration für jeden Tag mit Claudio Del Principe, ein Kochtagebuch, das am 1. Januar beginnt (an dem er das jeweilige Rezept zum erste Mal gekocht hat), ein erzählendes Kochbuch, sehr persönlich und wohltuend. Er berichtet von seinem Bezug zum Rezept, seine Gedanken zu den Zutaten. Somit gibt es keine Kapitel und nicht immer genauen Angaben zu den Menüs. Manchmal finden wir Gramm-Angaben zu den Zutaten, bei anderen grobe Richtungen. Es kann schon vorkommen, dass es heißt, im Bachofen braten, bis die Kruste braun ist. Alles kein Problem, wenn man versiert im Kochen ist. Es ist kein klassisches Kochbuch. Aber eins, mit dem man auf dem Sofa lümmelnd lesen und genießen kann, um später einmal in Ruhe die Rezepte nachzukochen.



Bärlauchblumiger Raviolo mit Frühlingsgefühlen


Schlagverliebt in das Buch, weil jedes Rezept eine Komposition ist, bei dem Text und Zutat eine Gesamtheit bildet. Einfache Komponenten, regional und passend zu den Jahreszeiten: Hauptsache frisch! «Gente die Mare», ein herrliches Rezept mit Sepie, Kartoffeln und Erbsen – hier z. B. empfiehlt Claudio: entweder fangfrisch; gefroren geht ebenso. «Wer braucht importierten Thunfisch, wenn er fangfrische Riesen-Rote-Beete vom nahen Biohof hat?» Ein Premium-Randen-Steak ist eine Hommage an die Beete: lauwarm und nur mit Olivenöl, Fleur de Sel und einem Löffel Sojasauce verzehrt. Es gibt eine Menge Tipps: Polpette nie in zu wenig Olivenöl anbraten, damit sie nicht ansetzen; Mozzarella nicht schneiden, sondern rupfen; dazu eine herrliche grüne Pastasoße für den Winter aus Cavolo Nero, Grünkohl, drapiert mit Mozzarella  – oder der Fleischsalat. Amüsant auch die Einlassung von Claudio Del Principe zum Veganen – wer ihn kennt, weiß, dass er viel mit Gemüse hantiert – aber deswegen ist er noch lange kein Vegetarier. «Finger weg von meiner hausgemachten Lasagne!», sagt er und unterstreicht: «Kocht wie eure Großmütter! Das ist gesund und rettet den Planeten.». Was er damit meint: Viel Gemüse, aus der Region und hin und wieder mal Fleisch. 


Miese Misosuppe


Aber hier ist nicht alles italienisch. Voll mies (so seine Söhne, was allerdings in deren Sprachgebrauch das Gegenteil bedeutet): Miese Misosuppe, die einfach hergestellt ist – allerdings mit eigener Hühnerbrühe, die man tiefgefroren immer parat haben sollte. Fenchelsalat; Artischocken-Carbonara-Gnocchi; oder die mit Bärlauchpesto; Agnolotti al plin mit Short-Rib-Füllung bärlauchblumiger Raviolo mit Frühlingsgefühlen; Patate e stracciatella; Fregato alla Veziana; Sommerpasta (japanisch-italienische Freundschaft); Kirschentschu oder auch Chirspfannchueche (lauwarm essen, ein uraltes Schweizer Rezept aus Kirschen und Resten von Butterzopf); Brombeer-Clafoutis:



Kirschentschu oder auch Chirspfannchueche



«Bianca»

Hier auch beschrieben das Ansetzen und Verwenden von Hefewasser, seiner «Bianca», der selbst gezüchteten Mutterhefe, die aus einem überreifen Apfel angesetzt war, nun sechs Jahre alt ist. Sie ist der Grundstock zum Backen mit Lievito Madre; einige prima Brot- und Pizzarezepte sind hier enthalten wie Ciabatta; Fenchelbrot; Pfünderli aus Basel, oder Knäckebrot aus Brotresten. Das Fermentieren ist ein neues Hobby geworden – hier Beispiele und Tipps. Schon mal etwas von Paccasassi (Meerfenchel) gehört oder Ricotta forte? Direkt vom Löffel sollte man Letzteren nicht essen … Ein entschleunigtes Kochbuch, mit fast poetischem Sound zu Lebensmitteln. Die einfache Struktur der Rezepte zeigt sich auch in den Fotos. Hier ist nichts drapiert und aufgeputscht; das Menü ohne Schischi und fertig. Ein klasse Kochbuch für alle, die bereits die Löffel geschwungen haben, eine Bereicherung, weil beim Nachkochen viel Luft für eigene Komposition gelassen wird. Manche Rezepte sind ein wenig wage gehalten … was angenehm ist. Allerdings würde ich das Buch keinem Anfänger in die Hand drücken, der nämlich damit ein Problem hätte. Dieses Buch ist eine Ode an Lebensmittel und deren entspannter Verwendung – es ist ein Geschenk. Drum empfehle ich es als solches: Schenk es dir selbst oder einem anderen!


Claudio Del Principe ist Texter, Storyteller und erfolgreicher Autor von bisher zehn mehrfach ausgezeichneten Kochbüchern. Er ist Kolumnist, gefragter Referent und leitet Workshops für Pasta und Lievito Madre. Er liebt ehrliches Essen und die Reduktion aufs Wesentliche – beim Kochen, Schreiben und Fotografieren – und entfacht damit eine heftige Leidenschaft fürs Kochen und Geniessen, die in so vielen von uns schlummert.


Selbst ausprobiert: Parmigiana di zucchine

Man soll sie kalt essen, aber die Hälfte haben wir gleich warm gegessen zur Hühnerbrust, die die gleiche Panade erhielt. Ein Hochgenuss! Kalt dann die andere Hälfte. Im Buch sieht es wesentlich saftiger aus; bei uns war es etwas trocken und bröselig. Nächsten Mal werden wir dicker ausbuttern und weniger Panade zwischen den Zucchinischeiben verwenden. Dann wird es passen.




Claudio Del Principe
A casa 
Band 2
Sachbuch, Kochbuch, Mediterrane Küche, Rezepte, italienische Küche, Kulinarisches, Kochgeschichten, Lieblingsgerichte, Erzählendes Sachbuch
Hardcover, Halbleinen, 248 Seiten, 17.5 cm x 24.5 cm
AT Verlag, 2023




All‘orto von Claudio Del Principe

Claudio Del Principes Küche ist puritanisch: Einfach, natürlich, Frisches, möglichst vor Ort gewachsen – vielleicht aus dem eigenen «all´orto», dem Gemüsegarten. Ein Koch, der gern Gemüse auf den Tisch bringt. Alles in allem wunderbare Rezepte, bei denen einem bereits beim Durchblättern das Wasser im Mund zusammenläuft. Traditionelles aufgepeppt, neue Gerichte hinzugefügt. Vegetariern und Veganern wird das Herz aufgehen! Empfehlung

Weiter zur Rezension:   All‘orto von Claudio Del Principe



Kulinarische Bücher 

Kochbücher, Backbücher und alles rund um Lebensmittel findet sich kompakt auf dieser Seite. Auch Genussromane, soweit ich welche lese. Schleckermäulchen also hierher klicken:


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