Rezension
von Sabine Ibing
Südlich von Porto lauert der Tod
von Mariana da Silva
Mord an der Costa de Prata: der erste Fall für Ria Almeida
‹Das erste Mal seit Jahren will ich wieder Polizistin sein: Ich will ermitteln, und ich will diesen Fall aufklären. … Aber Baptista – alles an ihm erinnert mich an Stuttgart und jedes einzelne A…loch in diesem Kommissariat. Wenn er sich gegen mich stellt, mir den Fall entzieht oder rausfindet, dass ich gar nicht zum Team gehöre …
Vom Ullstein Verlag hatte ich eigentlich mehr Niveau erwartet, inhaltlich wie sprachlich … Ria Almeida, fließend portugiesisch sprechend, fährt in die Heimat ihrer Eltern nach Portugal, um den Großvater zu begraben. Die Stuttgarter Polizistin, die sich von der Kripo zur SchuPo versetzen ließ, möchte noch ein paar Tage ausspannen, bis sie zurückkehrt. Mit dem Relaxen wird es nichts, denn der Tod einer Frau bringt Wirbel ins Dorf. Dorfpolizist João, Ehemann von Rias Cousine stellt einen Unfalltod fest, Ria im Schlepptau. Eine Biene hatte eine Kunstsachverständige gestochen, die bekanntlich an einer Bienengiftallergie litt. Sämtliche körperlichen Anzeichen, so bestätigt auch der anwesende Arzt, weisen auf einen tragischen Unfall hin. Einbruchspuren gibt es keine. Und da João normalerweise mit Falschparkern, maximal Eierdieben beschäftigt ist, lässt er sich von Ria beraten. Auch für sie ist der Fall klar, obwohl ihr die lappische Arbeitsweise der Verwandtschaft etwas lässig erscheint. Die Schwester der Toten bläht sich auf, sie sei sich sicher: Das war Mord! Und sie würde die obere Etage der Crème de la Crème kennen. Und wenn nicht ermittelt würde, dann werde sie alle ihre Kontakte nutzen. Ärger ist vorprogrammiert. Also untersucht man ein ganz klein bisschen das Haus der Toten.
Hier ist sie die Überlegene, die Frau mit Fachwissen und Genauigkeit
Es waren drei Männer, deren Alter nur schwer zu erraten war, da sie ihr Leben auf dem Wasser verbrachten und sich Sonne und Salzwasser bis tief in ihre DNA gefressen hatten. Ihre Haut war gebräunt und ledrig, die Falten um ihre Augen tief.
Das Blatt wendet sich, als die Leiche aus dem Bestattungsinstitut gestohlen wird. War es doch ein Mord? Die Autorin beschäftigt sich intensiv mit Essen! Dazu lokale Gewohnheiten, Sprache, Kultur Geschichte usw. Jedes Kapitel beginnt mit einer Kurzbeschreibung am Anfang. Das ist doch ein Krimi, oder? Hatte ich etwas verwechselt? Bloß weil die Leiche verschwindet, wird nun doch von einem Mord ausgegangen? Nun kommt der mürrische Ermittler Baptista angereist, ein hübscher Mann, der später dann immer sympathischer wird … Und der glaubt bis zum Ende der Geschichte, die nicht uniformierte Ria Almeida sei eine der Dorfpolizist:innen, weil man ihn nicht aufklärt? Er schleppt sie überall mit hin. Sie hat Angst, dass er ihr den Fall entzieht? Es ist sein Fall. Man kann ihr nichts entziehen, da sie sich sowieso strafbar macht. Dieses Geschehen soll einer glauben? Es gibt eine Handvoll Verdächtige, die alle ein Alibi haben, oder später doch nicht. Das Opfer war schwanger. Auch das noch! Die Story plätschert mit viel Essen und Kultur langsam dahin mit einigen Ungereimtheiten im Geschehnis. Eine Ria, die von den Kollegen der Kripo in Deutschland gemobbt wurde, weil sie Brutalitäten gegen Ausländer kritisierte, dann zur Schupo wechselte, wo sie ebenso allein und unglücklich ist. Die ein tolles Dorfteam im Verwandtschaftskreis in Portugal findet (hier ist sie die Überlegene, die Frau mit Fachwissen und Genauigkeit), in das sie garantiert wechseln wird – alle Herzen stehen ihr offen.
Durchsichtige Story, enttäuschende Sprache, Null Spannung
‹Was wollen Sie mir unterstellen?›. Sie hob den Kopf und funkelte den Kommissar an, dass ihr der Hass nur so aus dem Gesicht sprang.
Ich habe viel geblättert und quergelesen, mich trotzdem gelangweilt. Mir hat ein Mehrwert gefehlt. Was ist die Prämisse, was das Thema der Geschichte, was wollte die Autorin mir sagen? Einige Verdächtige befragen, die nicht wirklich ein Motiv haben, hin- und herfahren, essen, trinken, quatschen. Und dann haben wir am Ende doch einen Täter – der zu erwarten war. Kein Twist, keine Überraschung – flache Charaktere, kaum ein Klischee wird ausgelassen. Die Rosenheimcops sind spannender. Sprachlich ist das Buch äußerst schwach! Es fehlt die sprachliche Kraft, Atmosphäre, feine Vignetten – dafür gibt es eine Menge Füllwörter, Ausdrucksfehler, Wiederholungen, Wortwiederholungen, langatmige Erklärungen (der Leser ist nicht dumm), die einem den Spaß am Lesen nehmen. Sätze wie «João rollte innerlich mit den Augen», lassen zusammenzucken. Man fragt sich hier, ob je ein Lektorat in den Text geschaut hat. Mit Mängeln behaftete, durchsichtige Story, enttäuschende Sprache, Null Spannung – dafür aber Reiseführereinschübe. Das ist kein Cosikrimi, Whodunnit, Mysterykrimi! Auch kein guter Roman. Megaenttäuscht von Ullstein! Auch Bahnhofsliteratur sollte einen Standard an Qualität besitzen.
Mariana da Silva lebt als freischaffende Autorin und Redakteurin in Hamburg. Als älteste Tochter ihrer portugiesischen Familie in Stuttgart aufgewachsen, weiß sie, dass ein Kühlschrank nie leer sein sollte und Wein am besten schmeckt, wenn liebe Menschen am Tisch sitzen. Südlich von Porto lauert der Tod ist ihr erster Krimi.
Südlich von Porto lauert der Tod
Krimi, Kriminalroman, Kriminalliteratur, Portugal, Cosikrimi, Whodunnit, Mysterykrimi
Taschenbuch, 336 Seiten
Ullstein Verlag, 2023
Krimis und Thriller
Ich liebe Krimis und Thriller. Natürlich. Spannend, realistisch, gesellschaftskritisch oder literarisch, einfach gut … so stelle ich mir einen Krimi vor. Was ihr nicht oder nur geringfügig bei mir findet: einfach gestrickte Krimis und blutrünstige Augenpuler.
Krinis und Thriller
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