Direkt zum Hauptbereich

Leben von Uwe Laub - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing


Leben 


von Uwe Laub


Der Anfang: Kruger-Nationalpark bis auf Weiteres geschlossen. Gründe dafür noch unklar. Parkverwaltung lehnt Stellungnahme bislang ab.› BBC, Breaking News Johannesburg, Südafrika.


Artensterben, etwas, das den Lauf der Welt bedeutet. Doch in dieser beschriebenen Dimension ist es erschreckend! Tierpopulationen auf der ganzen Welt verenden: Antilopenherden in Südafrika und Fledermauskolonien auf der Schwäbischen Alb, das mysteriöse Massensterben scheint vor keiner Art Halt zu machen, Pflanzenfresser wie auch Raubtiere krepieren plötzlich. Was geht vor auf der Welt? Und plötzlich erwischt es die menschliche Spezies … Uwe Laub erklärt erzählerisch in diesem spannenden Thriller, wie sich unser Lebensstil auf die Natur auswirkt, welche Bedeutung dies für die Zukunft der Erde hat.


Tollwut also.› Nachdenklich trommelte Brenner mit den Fingern auf seinen Oberschenkel. 
‹Totaler Bullshit, wenn Sie mich fragen.› Adam winkte ab. ‹Das glaubt hier doch kein Mensch. Das ist nur die offizielle Version für die Touristen. Vor einer Stunde wurde sogar die Grenze nach Mosambik geschlossen. Da geht was richtig Großes ab, sag ich Ihnen.› ...
‹Der Kruger-Nationalpark ist riesig›, sagte Brenner. ‹Ich bezweifle, dass man ein fast zwanzigtausend Quadratkilometer großes Gebiet abriegeln kann.› ... 
‹Also, Adam, wenn Sie nicht an Tollwut glauben – was glauben Sie, geht dann im Park vor?›
Die Gesichtszüge des Piloten verhärteten sich. ‹Keine Ahnung, aber hey, du kannst die Menschen nicht so offensichtlich belügen.

 

Infektionskrankheiten, die zwischen Tier und Mensch übertragen werden 

Der junge Pharmareferent Fabian Nowack kann es kaum fassen, dass er an Progerie erkrankt ist, die einen massiven und sehr früh einsetzenden Alterungsprozess im Körper auslöst. Bei bei seiner seltenen Form wird der Prozess rasend schnell erfolgen. Wer im Strudel schwimmt, greift auch nach einem Strohhalm:  Er nimmt an einem Forschungsprojekt des Robert-Koch-Instituts teil, das zusammen mit einem Pharmakonzern behauptet, ein Medikament gegen diese Krankheit entwickelt zu haben. Doch immer mehr Menschen erkranken an dieser seltenen Progerieart, es entwickelt sich eine Pandemie – und immer mehr Tiere verenden weltweit. So viel sei noch verraten, er handelt sich hiebei um eine Zoonose. Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die zwischen Tier und Mensch übertragen werden können, durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, über kontaminierte Lebensmittel (z.B. Milch, Eier, Fleisch) oder über Vektoren (z.B. Zecken, Mücken). Diese Zoonose, breitet sich mit brutaler Geschwindigkeit auf der ganzen Welt aus, wird der «Gelbe Tod» genannt (weil die Augen sich gelblich färben), versetzt die Menschheit in Höllenangst.


Am Ende geht es dann über Stock und Stein 

So viel zur Sachinformation – die nämlich sehr gut in einen temporeichen Thriller integriert ist. Fabian Nowacks Uhr tickt. Er will wissen, was vorgeht, denn irgendetwas stimmt nicht mit diesem Forschungsprojekt. Ihm zu Seite stehen der Deutsche Mark Brenner und Davina DeBoni, eine Botanikerin, die im Auftrag eines Pharmakonzerns im Dschungel des Amazonas nach einer Heilpflanze sucht. Wenn wir über Artensterben reden, meinen wir meist Tiere oder Pflanzen. Aber auch der Mensch ist immer bedroht, er ist lediglich eins von vielen Lebewesen. Können wir so weitermachen wie bisher mit unserem Lebensstil? Wir ruinieren die Erde und radieren uns selbst aus, wenn wir es nicht anpacken. Macht, Gier, Rücksichtslosigkeit, Größenwahn – das Zugpferd des Kapitalismus. Doch was hat das mit diesem Thriller zu tun? Einfach selbst lesen. Am Ende geht es dann über Stock und Stein in einem Showdown. Das ist mir ein wenig zu sehr Herostory für diesen Plot. Das hat es wirklich nicht gebraucht! Das aufgegriffene Thema ist plötzlich passé - schade. Wäre nicht am Ende das Bäng-Bäng, bei dem die Protagonisten ihren persönlichen Fight nachgehen, wäre der Thriller perfekt. Spannend ist das ja, ohne Frage – aber der Inhalt fehlt hier.


Erschreckend realistischer Thriller 

Uwe Laub ist schon wieder ein erschreckend realistischer Thriller gelungen, dramatisch, temporeich und verdammt beängstigend – erschienen mitten in der Corona-Zeit, was das Szenario umso bedrückender macht. Das Thema wirkt lange nach, denn dies ist nicht einfach ein Thriller! Nach «Sturm» ist Uwe Laub wieder ein realitätsnaher Wissenschaftsthriller gelungen. Mögen ihm die Ideen nicht ausgehen … Im Nachwort erklärt er einiges über seine Recherche und zum Thema. Punktabzug für das Ende, das in dieser Form schlicht nicht zum Rest passt. 


Uwe Laub wurde 1971 in Rumänien geboren. Er war zwei Jahre alt, als seine Eltern mit ihm nach Deutschland zurückkehrten. Laub arbeitete mehrere Jahre im Pharma-Außendienst, seit 2010 führt er das Unternehmen eigenständig. Seine Liebe gilt dem Schreiben. Für seine Wissenschaftsthriller recherchiert er jahrelang. Sein Roman «Sturm» wurde zum Bestseller.


Uwe Laub 
Leben
Thriller, Wissenschaftsthriller
Paperback , Klappenbroschur, 384 Seiten
Heyne Verlag, 2020


Rezension zu einem weiteren Thriller:



© Marion Laub
Fine Art Photography

Uwe Laub - Warum ich Wissenschafts-Thriller schreibe  

Wissenschafts-Thriller, eine besondere Art, bei der man intensive Recherche betreiben muss. Eine Katastrophe ist geschehen oder bahnt sich an – meist durch Menschenhand ausgelöst. Es kann aber auch eine ganz natürliche Erklärungen geben. Umweltkatastrophen, medizinische, biologische, physikalische Experimente, KI, die Themen liegen auf der Straße. Gute Autoren aus dieser Branche öffnen uns die Augen für das, was möglich ist. 
Mich persönlich haben schon immer Geschichten interessiert, die mich auf mehreren Ebenen fesseln; in erster Linie durch eine spannende Geschichte sowie interessanten Charakteren. Darüber hinaus brauche ich in einem Buch ein der Geschichte zugrundeliegendes Thema, das mich fasziniert und neugierig macht.
Neugierig? Hier geht es weiter zum Text:  Uwe Laub - Warum ich Wissenschafts-Thriller schreibe


Noch mehr zum Thema Krims und Thriller:

Kriminalliteratur: Krimis und Thriller - eigentlich ein kunterbuntes Genre

Auf dieser Seite kommen die Kriminalisten zu Wort – die Schreibenden. Was ist Kriminalliteratur? Kann man das in einem Satz beantworten. Nein. Denn diese Genres haben jede Menge Untergenres, die sich teilweise überschneiden oder letztendlich so gar nichts miteinander zu tun haben. Und wer nun neugierig ist, wie viele Untergenres es gibt, was sie ausmachen, wie vielfältig sie in Machart und literarischer Gestaltung sie sind, wie viel Arbeit in ihnen steckt, wissen möchte, was Autor*innen, Verleger*innen zu ihrem Genre zu sagen haben der sollte sich diese Seite ansehen. So verschieden, wie die Autor*innen sind, so verschieden sind ihre Texte. Es lohnt sich auf jeden Fall sie zu lesen, das kann ich garantieren! - Diese Folge hat gerade erste begonnen, Stück für Stück folgen weitere Beiträge:
Krimis und Thriller - eigentlich ein kunterbuntes Genre


Krimis und Thriller

Ich liebe Krimis und Thriller. Natürlich. Spannend, realistisch, gesellschaftskritisch oder literarisch, einfach gut … so stelle ich mir einen Krimi vor. Was ihr nicht oder nur geringfügig bei mir findet: einfach gestrickte Krimis und blutrünstige Augenpuler.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler

  Mischa und Nits sind beste Freunde. Mischa liebt die Poems von Nits. Und der bewundert Mischa, weil er schlau ist und ein wandelndes Lexikon über Tiere zu sein scheint. Lügen geht gar nicht, so Nits Überzeugung. Darum fragt er sich, warum Mischa dem Lehrer weismachen will, er hätte eine Chlorallergie, als der Schwimmunterricht beginnt – Nits erzählt er, die Badehose sei von Mäusen angefressen worden. Überhaupt scheint Mischa in Schwierigkeiten zu stecken – doch wohl eher sein Vater ... Nits betritt in dieser Familie plötzlich eine völlig andere Welt – die der Armut. Aber das ist ein Unterthema – Mischas Vater ist untergetaucht; Mischa und Nits werden ihn nicht im Stich lassen – aber das könnte gefährlich werden ... Spannung, Humor und ein wenig Tragik machen das Buch zu einem Leseerlebnis. Meine Empfehlung ab 11 Jahren für diesen exzellenten Kinderroman.  Weiter zur Rezension:    Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler 

Rezension - Die Windmacherin: Eine Sommergeschichte von Maja Lunde und Lisa Aisato

  In dem Land, in dem Tobias lebt, sind endlich wieder bessere Zeiten eingekehrt, und alle Kinder sollen zur Erholung die Sommerferien auf dem Land verbringen. Doch statt zu zweit oder zu dritt auf einem idyllischen Bauernhof, landet der 11-jährige Tobias allein auf einer Insel weit draußen im Meer, wo er bei einer menschenscheuen Frau namens Lothe unterkommt. Lothe wollte kein Ferienkind haben, man hat ihr Tobias aufgedrückt – was die mürrische Frau ihn spüren lässt. Ein Geheimnis gilt es zu lüften, Menschen und Handeln zu verstehen; Freundschaft, Kriegstraumata, vom Dunkel ins Licht gehen … Allage, Jugendbuch ab 12 Jahren. Weiter zur Rezension:    Die Windmacherin: Eine Sommergeschichte von Maja Lunde und Lisa Aisato

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste von Jakob Hein

  Der neue Assistent der Ostberliner Plankommission, Grischa, soll sich um die wirtschaftlichen Beziehungen zu Afghanistan kümmern. Genosse Burg, der Chef, erklärt das Problem: «Die Afghanen haben nichts.» Grischa ist kreativ, bricht in die Monotonie der alten Männer ein, vor Arbeitskraft strotzend, und er äußert eine verwegene Idee. Grischas Chef kommt aus dem Staunen nicht raus, ebenso die greisen Minister im Zentralkomitee: Wir lassen die Genossen in Afghanistan Medizinalhanf produzieren, den wir an die Bürger der BRD gegen kräftige Devisen verkaufen. Ein Schelmenroman, eine coole Persiflage, die satirisches Licht in diese Angelegenheit bringt, auf jeden Fall gute Unterhaltung. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste von Jakob Hein

Rezension - Das Herz eines Schiffes von Elinor Mordaunt

Die spannenden Kurzgeschichten, gespickt mit ein wenig Seemannsgarn haben eins gemeinsam: Hier geht es um Segelschiffe, um Dreimaster. Wir tauchen ein in eine Zeit der rauen Seefahrt. Spannend und atmosphärisch, ein wenig Humor und Seemannsgarn – Kurzgeeschichten über Schiffe und Menschen, die zur See fahren. Meine Empfehlung für den Klassiker mit ausgewählten Erzählungen von Elinor Mordaunt! Weiter zur Rezension:    Das Herz eines Schiffes von Elinor Mordaunt

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Splendido. Primavera/Estate: Italienische Küche für Frühling und Sommer von Juri Gottschall und Mercedes Lauenstein

  Lauenstein und Gottschall laden wieder dazu ein, die Vielfalt und Hochwertigkeit der regionalen italienischen Küche zu entdecken. Eine Reise durch Italien mit Fotos von Landschaften und Menschen, von hervorragenden Rezepten. Die Frühjahrs-Sommerküche überzeugt durch die Qualität der Zutaten, denn das ist der Grundstock des Geschmacks. 70 Rezepte zu saisonalen Besonderheiten, Ursprüngen, Küchengeschichten, italienische Kultur und Feste – saisonale Schätze und Spezialitäten spielen zu bestimmten Anlässen eine große Rolle. Wieder ein sehr gutes Kochbuch, das Liebhaber der italienischen Küche im Regal stehen haben sollten. Weiter zur Rezension:    Splendido. Primavera/Estate: Italienische Küche für Frühling und Sommer von Juri Gottschall und Mercedes Lauenstein 

Rezension - Die Familie von Sara Mesa

  In dieser Familie gibt es keine Geheimnisse, darauf bestehen Vater und Mutter, scheinbar eine ganz gewöhnliche Familie: Vater, Mutter, zwei Söhne, zwei Töchter. Aber alle spielen Theater, verstellen sich, verschweigen, erfinden kleine Lügen. Sara Mesas Erkundung des Mikrokosmos einer Familie ist unerbittlich, beklemmend genau. Letztendlich haben wir hier eine Ansammlung von Kurzgeschichten zu den verschiedenen Familienmitgliedern, die in der Gesamtheit diese Familie widerspiegeln. Ein perfides Spiel, das diese Eltern hier betreiben. Die Familie klebt an die, tief in deiner Seele – fein beobachtet, sarkastisch, satirisch, beste spanische Literatur. Weiter zur Rezension:    Die Familie von Sara Mesa

Rezension - Die Witwe von Helene Flood

  Gesprochen von Cornelia Tillmanns Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer 10 Std. und 41 Min. Eine gutbürgerliche Nachbarschaft in Oslo, Evy ruft ihrem Mann nach: «Fahr vorsichtig!» Wenige Minuten später erleidet Erling wieder einen Fahrradunfall und stirbt im Krankenhaus. Ein Herzinfarkt? Zurück bleiben Evy, mit der er seit fünfundvierzig Jahren verheiratet war und seine drei Kinder. Der Unfall lässt Fragen offen, denn wo sind die Herzmedikamente, sein Terminkalender, und wo ist sein Fahrrad? Die Polizei ermittelt, da Erling ohne diese Dinge aufgefunden wurde. Ein Testament schockiert die Familie: Erling hat kurz vor seinem Tod fast sämtliches Bargeld in Immobilien investiert. Evy ist die Alleinerbin. Sie erfährt von Erlings Freund, dass Erling der Meinung war, jemand wolle ihn umbringen – wahrscheinlich eins seiner geldgierigen Kinder. Und darum sei auch Evy in Gefahr. Ein Kriminalroman, der unaufgeregt bis zur letzten Seite dahinplätschert, sich mit den Inneneinsichten von Evy befasst...

Rezension - Devil’s Kitchen von Candice Fox

  Die Feuerwehrleute von «Engine 99» gelten als die Besten in New York – mutig, unerschrocken, verehrt. Was niemand ahnt: Sie sind parallel eine beinharte Gang, denn sie legen Brände, um im Chaos Vorbereitungen zu treffen, um später Banken und Juweliere auszurauben. Das könnte immer so weiterlaufen, wenn Bens Lebenspartnerin Luna und ihr Sohn nicht verschollen wären und er seine Kumpel nicht im Verdacht hätte, sie getötet und verscharrt zu haben. Er will es wissen! Und dafür ist er bereit, die Bande auffliegen zu lassen, sich selbst ans Messer zu liefern. Er bietet dem FBI an, wenn sie «seine Familie» finden, herausfinden, was mit Frau und Kind passiert ist, wer verantwortlich ist, dann packt er aus. Und so wird die freiberufliche Ermittlerin Andrea Nearland auf die Truppe angesetzt. Blockbuster – Spannung, die niemals abfällt! Klasse Thriller! Weiter zur Rezension:    Devil’s Kitchen von Candice Fox