Rezension
von Sabine Ibing
Im Bann des Eichelhechts
von Axel Hacke
und andere Geschichten aus Sprachland
Ich gestehe, ich gehöre auch zu den Menschen, die im Ausland Schilder und Speisekarten fotografieren, die auf «deutsh» übersetzt wurden und manchen Lacher herausbrachten. Axel Hacke hat über die Jahre Material gesammelt und in kleinen Kapiteln gestaltet. Zu jedem Kapitel ist ein «Lyrik ohne Absicht» vorangestellt. Speisekarten haben Interessantes zu bieten wie Fischhuhn, Nothuhn, Huhn des Spuckens, Fingerfoot, silberne Stadtpilze, wirre oder freilaufende Eier, gegrillte Rasierer, Miss Muscheln, Schweinekot, Kopfgeld-Kokos-Kuchen oder gar misshandeltes Gemüse, gebratenes Kind und hingestreckte Grundeigentümer. Aber es wäre nicht Hacke, wenn dort nur Schilder zitiert würden. Es gibt Erklärungen zu Übersetzungen und Weiterübersetzungen aus anderen Sprachen, Rückübersetzungen, wie zum Beispiel das spanische Rührei: huevos revueltos (wörtlich hübersetzt hieße es Eier durcheinander) wurde ins Deutsche übersetzt mit «Wirren Eiern», ins Englische als «Disorderly eggs». Und er führt an, dass die Rückübersetzung vom Deutschen ins Spanische folgerichtig «huevos confusos» heißen müsste. Im Italienischen bedeutet das Wort scampare übersetzt flüchten. Und so ist es kein Wunder, dass mit «Sie flüchten zum Gitter» die «Scampi alla griglia» gemeint sind. Es gab schon immer gruslige Übersetzungen, aber seit der Mensch durch Übersetzungsprogramme ersetzt wird, kommen die brillantesten Wortschöpfungen heraus. Niedlich die «verknallten Aubergine» und schmutzig wird es mit «Burbone bumst».
Aber wir lernen auch manch neue Tierart kennen, die es ist sind, in Brehms Tierlexikon einzuziehen: Eichelhecht, Ochsenschwan, Rächerlachs, Cumberlandwurstkröte oder Aschenpudel. Natürlich geht es nicht nur um Übersetzungen, sonder ganz allgemein um treffende Vokabeln. Liedtexte werden auseinandergenommen. Gebrauchsanweisungen für Maschinen sind Fundgruben! Es geht eben noch lilaner und schwärzer, nach Loriot ist das weißeste Weiß ein «Schaummolweiß» Der Sport ist dabei mit Günter Netzer, den Netzersätzen: «Kopfball war für mich immer so was Ähnliches wie Handspiel». Und wie meinte der Autohändler: «Wenn Sie Ihr Auto verkaufen möchten. Dann Rufen Sie mich an! Egal in welchem Zustand!» Eine Sekretärin des Gerichts sucht ein «Buntes Gesetzblatt», kann es nicht finden und merkt an:
Ich konnte nicht herauskriegen, wo ich das Gesetz finde. Leider ist unser Gesetzblatt in der Gerichtsbibliothek nur schwarz-weiß.
Rechtschreibfehler, Stilblüten, Anekdoten, Übersetzungsfehler, Wortakrobatik: Wer einmal richtig lachen möchte, dem empfehle ich dieses Buch, wohltemperiert interpretiert und kommentiert. Wie viele e’s kann ein Wort eigentlich enthalten? Die deutsche Sprache gibt es her: Edelebereschenbeerengeleebecherchendeckelchen – und da meckert nicht mal das Rechtschreibprogramm, ist ja völlig korrekt geschrieben. «Kartoffeln Du runzelst mit Mojo», äh? Sind wir Deutschen damit gemeint? Vielleicht passiert es morgen: «Zwiebel ruft an». Denn Onion Rings – to ring up ... In unserer Welt ist alles möglich, besonders sprachlich gesehen. Wer auf Schweinereien und Misshandlungen steht, sollte an diesem Buch nicht vorübergehen!
Axel Hacke lebt als Schriftsteller und Kolumnist des Süddeutsche Zeitung Magazins in München. Er gehört zu den bekanntesten Autoren Deutschlands, seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien «Wozu wir da sind. Walter Wemuts Handreichungen für ein gelungenes Leben»
Im Bann des Eichelhechts
und andere Geschichten aus Sprachland
Sachbuch, Lachbuch, Sprache, Satire
Gebunden, 264 Seiten
Verlag Antje Kunstmann, 2021
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