Direkt zum Hauptbereich

Das Nebelmännle vom Bodensee von Anke Klaaßen und Daniela Drescher - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Das Nebelmännle vom Bodensee 


von Anke Klaaßen und Daniela Drescher


Selbst bei der bissigsten Eiskälte gibt es im Bodensee eine klitzekleine Stelle, etwas kleiner als eure Handfläche, die niemals zufriert. Dort, in der Nähe des Ortes Bodman, sagt man, ist das Wasser meerestief ...
In diesem Löchle haust seit schlangenlangen Zeiten ein fuchsgroßes Männchen – das Nebelmännle.

Der strahlende Bodensee des Sommers versinkt im Winter in geheimnisvollem Nebel. Aus dem wärmeren Seewasser steigt Dampf wie aus einem Topf mit kochendem Wasser in die kältere Umgebung auf. Mit sinkenden Seetemperaturen nehmen die Nebeltage dann ab. Aber stimmt das? Nebel über dem Bodensee entsteht laut den alten Mythen, wenn das Nebelmännle zusammen mit seiner Waldfrau, den Wassernymphen, Wellenkuglern, Moosfeen, Baumtrollen, Sonnenelfen und Wolkenzwergen rauschende Feste feiert. Sie musizieren und bringen Gräser und Bäume um Klingen. Das Nebelmännle schläft den Sommer über tief unten im Bodensee, klettert im Herbst hinauf, um mit seinen Freunden zu feiern. Doch einst gab es einen Ritter, dem die ganzen Weinberge der Gegend gehörten. Dem gefiel der Nebel so gar nicht, denn der Nebel greift die Weinreben an. Und so er ließ eine Glocke schmieden, das Nebelmännle zu vertreiben – was ihm auch gelang. Waldfrau und Nebelmännle zogen zusammen mit den Freunden von dannen. Kaum war dies geschehen, ergiff den Ritter eine tiefe Traurigkeit – der Glanz des Sees war verschwunden, seine Aura, der Zauber und das Funkeln. Nun machte der Ritter sich auf, das Nebelmännle zu suchen …





Eine alte Bodensee-Sage verbirgt sich hinter der Geschichte. Ob der Ritter das Nebelmännle gefunden hat? Kommt an den Bodensee zum Winter. Ihr wisst ja, das tiefe Loch, das niemals zufriert, in der Nähe des Ortes Bodman, sucht es selbst. Anke Klaaßen hat die deutsche Sagengestalt des Bodensee-Raums kindgerecht aufgearbeitet. Sie schafft sprachliche Bilder, die Spaß machen, den Text zu lesen, die weiterklingen. Daniela Drescher toppt das Ganze mit ihren Zeichnungen. In warmen Farben, fantasievoll im Märchengewand illustriert sie diese Geschichte. Traumhafte Aquarelle, nebelhaft, voller Sagengestalten, die der Fantasie freien Lauf geben. Wer Sagen und Märchen mag, liegt hier richtig – und natürlich alle Bodenseefans. Die Altersempfehlung des Verlags Urachhaus, ab 4 Jahren, ist passend. 





Anke Klaaßen, geboren 1983, studierte in Konstanz und Florenz Literatur- Kunst-Medien und Philosophie sowie Drehbuch an der Filmakademie Baden-Württemberg. Danach debütierte sie mit dem Langfilm Kinder des Lichts. Seit 2013 ist sie freie Autorin, Naturpädagogin und Puppenspielerin. Sie ist Mitgründerin des Piratonautentheaters, das mit Puppenspielen durch ganz Deutschland tourt, und war 2017/18 Stipendiatin der Akademie für Kindermedien. Sie lebt mit ihrer Familie in Konstanz.
Daniela Drescher, geboren 1966, ist durch ihre Illustrationen weltweit bekannt. Von den USA über ganz Europa bis China sind ihre Bücher in den Kinderzimmern zu Hause. Neben ihren eigenen Bilderbüchern hat sie mehrere Klassiker der Weltliteratur illustriert und gestaltet die Kinderseite im Lebensmagazin a tempo. Daniela Drescher ist verheiratet und hat vier Kinder.

Und hier noch ein besonderes Special, der Trailer zum Buch, der ziemlich gut gelungen ist:

Trailer Das Nebelmännle vom Bodensee


Anke Klaaßen 
Illustriert von Daniela Drescher
Das Nebelmännle vom Bodensee
Bilderbuch, Sage
Verlag Urachhaus, 2019. gebunden, 40 Seiten
ab 4 Jahren


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler

  Mischa und Nits sind beste Freunde. Mischa liebt die Poems von Nits. Und der bewundert Mischa, weil er schlau ist und ein wandelndes Lexikon über Tiere zu sein scheint. Lügen geht gar nicht, so Nits Überzeugung. Darum fragt er sich, warum Mischa dem Lehrer weismachen will, er hätte eine Chlorallergie, als der Schwimmunterricht beginnt – Nits erzählt er, die Badehose sei von Mäusen angefressen worden. Überhaupt scheint Mischa in Schwierigkeiten zu stecken – doch wohl eher sein Vater ... Nits betritt in dieser Familie plötzlich eine völlig andere Welt – die der Armut. Aber das ist ein Unterthema – Mischas Vater ist untergetaucht; Mischa und Nits werden ihn nicht im Stich lassen – aber das könnte gefährlich werden ... Spannung, Humor und ein wenig Tragik machen das Buch zu einem Leseerlebnis. Meine Empfehlung ab 11 Jahren für diesen exzellenten Kinderroman.  Weiter zur Rezension:    Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler 

Rezension - Die Windmacherin: Eine Sommergeschichte von Maja Lunde und Lisa Aisato

  In dem Land, in dem Tobias lebt, sind endlich wieder bessere Zeiten eingekehrt, und alle Kinder sollen zur Erholung die Sommerferien auf dem Land verbringen. Doch statt zu zweit oder zu dritt auf einem idyllischen Bauernhof, landet der 11-jährige Tobias allein auf einer Insel weit draußen im Meer, wo er bei einer menschenscheuen Frau namens Lothe unterkommt. Lothe wollte kein Ferienkind haben, man hat ihr Tobias aufgedrückt – was die mürrische Frau ihn spüren lässt. Ein Geheimnis gilt es zu lüften, Menschen und Handeln zu verstehen; Freundschaft, Kriegstraumata, vom Dunkel ins Licht gehen … Allage, Jugendbuch ab 12 Jahren. Weiter zur Rezension:    Die Windmacherin: Eine Sommergeschichte von Maja Lunde und Lisa Aisato

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Das Herz eines Schiffes von Elinor Mordaunt

Die spannenden Kurzgeschichten, gespickt mit ein wenig Seemannsgarn haben eins gemeinsam: Hier geht es um Segelschiffe, um Dreimaster. Wir tauchen ein in eine Zeit der rauen Seefahrt. Spannend und atmosphärisch, ein wenig Humor und Seemannsgarn – Kurzgeeschichten über Schiffe und Menschen, die zur See fahren. Meine Empfehlung für den Klassiker mit ausgewählten Erzählungen von Elinor Mordaunt! Weiter zur Rezension:    Das Herz eines Schiffes von Elinor Mordaunt

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste von Jakob Hein

  Der neue Assistent der Ostberliner Plankommission, Grischa, soll sich um die wirtschaftlichen Beziehungen zu Afghanistan kümmern. Genosse Burg, der Chef, erklärt das Problem: «Die Afghanen haben nichts.» Grischa ist kreativ, bricht in die Monotonie der alten Männer ein, vor Arbeitskraft strotzend, und er äußert eine verwegene Idee. Grischas Chef kommt aus dem Staunen nicht raus, ebenso die greisen Minister im Zentralkomitee: Wir lassen die Genossen in Afghanistan Medizinalhanf produzieren, den wir an die Bürger der BRD gegen kräftige Devisen verkaufen. Ein Schelmenroman, eine coole Persiflage, die satirisches Licht in diese Angelegenheit bringt, auf jeden Fall gute Unterhaltung. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste von Jakob Hein

Rezension - Splendido. Primavera/Estate: Italienische Küche für Frühling und Sommer von Juri Gottschall und Mercedes Lauenstein

  Lauenstein und Gottschall laden wieder dazu ein, die Vielfalt und Hochwertigkeit der regionalen italienischen Küche zu entdecken. Eine Reise durch Italien mit Fotos von Landschaften und Menschen, von hervorragenden Rezepten. Die Frühjahrs-Sommerküche überzeugt durch die Qualität der Zutaten, denn das ist der Grundstock des Geschmacks. 70 Rezepte zu saisonalen Besonderheiten, Ursprüngen, Küchengeschichten, italienische Kultur und Feste – saisonale Schätze und Spezialitäten spielen zu bestimmten Anlässen eine große Rolle. Wieder ein sehr gutes Kochbuch, das Liebhaber der italienischen Küche im Regal stehen haben sollten. Weiter zur Rezension:    Splendido. Primavera/Estate: Italienische Küche für Frühling und Sommer von Juri Gottschall und Mercedes Lauenstein 

Rezension - Die Welt der Haie von Darcy Dobell und Becky Thorns

  Lerne die faszinierenden Lebewesen der Ozeane kennen  Haie zählen zu den ältesten Lebewesen dieser Erde. Sie schwammen bereits durch die Ur-Ozeane, lange bevor es Dinosaurier gab. Viele Legenden ranken sich um die Tiere mit den furchteinflößenden spitzen Zähnen. Doch wie gefährlich sind Haie wirklich? In diesem Buch erfahren wir nicht nur, weshalb Haie Überlebenskünstler sind und wie viele verschiedene Arten wir heute kennen, sondern auch einiges über ihre besonderen Gebisse, ihr eigentümliches Seitenlinienorgan und ihren ausgezeichneten Geruchssinn. Ein sehr feines Sachkinderbuch zum Thema Meerestiere – Haie, ab 5/6 Jahren. Weiter zur Rezension:    Die Welt der Haie von Darcy Dobell und Becky Thorns 

Rezension - Devil’s Kitchen von Candice Fox

  Die Feuerwehrleute von «Engine 99» gelten als die Besten in New York – mutig, unerschrocken, verehrt. Was niemand ahnt: Sie sind parallel eine beinharte Gang, denn sie legen Brände, um im Chaos Vorbereitungen zu treffen, um später Banken und Juweliere auszurauben. Das könnte immer so weiterlaufen, wenn Bens Lebenspartnerin Luna und ihr Sohn nicht verschollen wären und er seine Kumpel nicht im Verdacht hätte, sie getötet und verscharrt zu haben. Er will es wissen! Und dafür ist er bereit, die Bande auffliegen zu lassen, sich selbst ans Messer zu liefern. Er bietet dem FBI an, wenn sie «seine Familie» finden, herausfinden, was mit Frau und Kind passiert ist, wer verantwortlich ist, dann packt er aus. Und so wird die freiberufliche Ermittlerin Andrea Nearland auf die Truppe angesetzt. Blockbuster – Spannung, die niemals abfällt! Klasse Thriller! Weiter zur Rezension:    Devil’s Kitchen von Candice Fox

Rezension - Die Familie von Sara Mesa

  In dieser Familie gibt es keine Geheimnisse, darauf bestehen Vater und Mutter, scheinbar eine ganz gewöhnliche Familie: Vater, Mutter, zwei Söhne, zwei Töchter. Aber alle spielen Theater, verstellen sich, verschweigen, erfinden kleine Lügen. Sara Mesas Erkundung des Mikrokosmos einer Familie ist unerbittlich, beklemmend genau. Letztendlich haben wir hier eine Ansammlung von Kurzgeschichten zu den verschiedenen Familienmitgliedern, die in der Gesamtheit diese Familie widerspiegeln. Ein perfides Spiel, das diese Eltern hier betreiben. Die Familie klebt an die, tief in deiner Seele – fein beobachtet, sarkastisch, satirisch, beste spanische Literatur. Weiter zur Rezension:    Die Familie von Sara Mesa