Rezension
von Sabine Ibing
Das Geheimnis des Schwarzen Felsen
von Joe Todd-Stanton
Luzie, Tochter einer Fischerin, liebt das Meer. Gern wäre sie zur See gefahren. Aber vor der Küste liegt der von allen gefürchtete Berg des Meeres. Er ist gefährlich und unberechenbar, – jeder Erwachsene kann eine schreckliche Geschichte über ihn berichten, von zerschellten Booten und Schiffbrüchigen. Darum darf Luzie nicht mitkommen, wenn Mama und Opa zum Fischfang ausfahren. Aber Luzie hat keine Angst und heckt einen Plan aus. Sie will «Das Geheimnis des Schwarzen Felsen» erforschen.
Heimlich schleicht sie sich an Bord und versteckt sich. Als das Boot durch dichten Nebel fährt, taucht plötzlich der Berg vor ihnen auf, das Schiff muss mit einem riskanten Wendemanöver ausweichen. Luzie fällt dabei ins Wasser – tiefer und tiefer. Dabei macht sie eine interessante Entdeckung: Eigentlich ist dies Ding gar kein Berg ... es entpuppt sich als ein sanftmütiges Felsenwesen. Das Monster rettet sie und nun wird es ein wenig unlogisch: Todd-Stanton lässt Luzie an einer Angelrute Seegras befestigen, um nach Hause zu finden. Sie hält die Angel ins Meer, woraufhin die Fische dem Seegras folgen und Black Rock wiederum den Fischen. So kehrt Luzi mit dem Felsen heim, um den Dorfbewohnern von ihrer Entdeckung zu erzählen. Diese Stelle war mir zu banal gelöst. Die Erwachsenen halten das Ding für ein garstiges Monster und planen, es zu zerstören. Aber Erin stellt sich davor, zeigt den Dörflern die Lebensvielfalt der Tiere und Pflanzen, die im Ökosystem des Felsens leben. Sie verstehen nun, dass der Felsen nicht böse ist und bauen einen Leuchtturm auf ihm, damit kein Schiff mehr dagegen fährt und alle leben in Eintracht zusammen.
Luzie ist ein neugieriges Mädchen, das Regeln missachtet und ihrem Entdeckertrieb folgt. In diesem Fall hilft sie anderen Menschen, die Perspektive zu wechseln, um ihre Angst vor dem Fremden zu verlieren. Fremd = bedrohlich. Eine Urangst, die Menschen zunächst überwinden müssen. Ein spannendes Abenteuer aus dem Fantasybereich für Vorschulkinder. Rein sprachlich hat mich das Kinderbuch ein wenig enttäuscht – zu einfache Sätze, zu banale Schlussfolgerungen, zu wenig Atmosphäre. Die Grafiken hauen aber wieder alles heraus! In der Perspektive mit dem Blick auf dem, was über und unter Wasser geschieht, hat Joe Todd-Stanton die Kameraperspektive mit drei Dimensionen übernommen: Unterwasser, Wasseroberfläche, über Wasser. Das sieht klasse aus. Trotz aller Dramatik ist dies zeichnerisch ein offenes, freundliches Bilderbuch. Die erste Message, dem Fremden nicht feindlich gegenüberzutreten, folgt: Er bringt auch etwas mit, das uns bereichert – hier der Reichtum seines Ökosystems. Und in diesem Sinn die nächste Botschaft: Schaut euch die Vielfalt der Meere an – zerstört das nicht! Der Beltz & Gelberg Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 4 Jahren. Das passt für mich. Ein spannendes Abenteuer, Empfehlung!
Joe Todd-Stanton, geboren 1990, wuchs in Brighton/England auf. Schon als Kind zeichnete er viel und war fasziniert von den Zeichentrickfilmen Hayao Miyazaki / Studios Ghibli. Er studierte Illustration an der UWE Bristol und veröffentlichte bereits einige Bilderbücher in Großbritannien, wo er zu den interessantesten Illustratoren seiner Generation gehört.
Joe Todd-Stanton
Das Geheimnis des Schwarzen Felsen
Originaltitel: The Secret of Black Rock
Übersetzung aus dem Englischen von Maren Illinger
Bilderbuch, Kinderbuch, Abenteuer, Fantasy
Hardcover, 38 Seiten, 23.7 x 27.7 cm
Beltz & Gelberg Verlag, 2022
Altersempfehlung: ab 4 Jahren
Kinder- und Jugendliteratur
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