Rezension
von Sabine Ibing
Basilisken, Einhörner und Sirenen
von Brunamaria Dal Lago Veneri
Panoptikum der fantastischen Wesen
In der dunklen Nacht raschelt es im Gebälk, tapst dort nicht jemand auf der Treppe? Nachts allein durch den Wald zu gehen, na wer traut sich – oder wer kommt um Mitternacht mit auf den Friedhof? Wovor haben wir Angst? Fantastische Tiere, lockende Wesen, wilde Männer, Pflanzenungeheuer, wandernde Steine, Trolle? Was ist die Verkörperungen deiner Ängste? Brunamaria Dal Lago Veneri bringt Systematik in die Fabelwesen: Von Aapkal bis Zwerg zählt sie alle auf, Alp, Basilisk, Greif, die heilige Kümmernis, Selvane, Tatzelwurm, Yeti, Wassergeister, Eisheilige, Sirenen und Werwölfe. Schlag hier nach den Dämonen deiner Ängste! Nordische Mythen, Sumpf- und Wasserwesen, Fabelwesen der Alpen bis hin zu asiatischen Legenden reicht diese Sammlung.
Die Autorin beschreibt kurz das Aussehen der Wesen und deren Lebenswelt, zu manchen erzählt sie Ursprungsgeschichten, mythologische Hintergründe, kleine Geschichten, Anekdoten – kurz und komprimiert, mit humorigem Unterton. Sie hat sogar moderne Monster aufgenommen, wie die Gremlins, koboldartige Wesen, die erstmals im 20. Jahrhundert im Ersten Weltkrieg auftraten.
Amerikanische und britische Piloten berichteten von diesen kleinen Quälgeistern mit Hang zum Vandalismus, die ihr Flugzeug demontierten oder im Motorraum bedrohlich herumwerkelten. Ihr Lieblingsgetränk scheint der Treibstoff der Flugzeuge gewesen zu sein!
Also beim nächsten Flug besser das Flugzeug checken, ob sich nicht irgendwo Gremlins versteckt haben! Das Buch beginnt mit einer traurigen Geschichte, die vom Aapkal aus Island. Ein kleiner Aapkal hatte sich in einem Fischernetz verheddert, wurde vom Fischer befreit und liebevoll von ihm und seiner Frau in einem Bassin gepflegt. Als die Nachbarn das mitbekam, wurden die Fischersleute gefangen genommen und eingesperrt. Der Aapkal starb, weil er kein Wasser und keine Nahrung mehr hatte. – Monster, abgeleitet aus dem Latein: monstrare – zeigen und dem Wort monere – mahnen, warnen, «ruft Stauen und Neugierde hervor». Und Yetis gibt es wirklich, denn vor nicht allzulanger Zeit wurden die Überreste eines Yetis in Tibet gefunden – so behauptete man. Biologen konnten die DNA-Proben einem Bären zuordnen. Illustriert ist dieses liebevolle Nachschlagwerk mit alten Holzschnitten. Ein wundervolles Buch für Freunde des Fantastischen! Es ist mehr als ein Lexikon der Fabelwesen.
Brunamaria Dal Lago Veneri, geboren 1935 in Bozen, dreisprachig aufgewachsen mit Vorfahren aus allen Teilen des ehemaligen Österreich-Ungarn; Schülerin Italo Calvinos. Als Kulturanthropologin und Volkskundlerin bezieht sie ihre mythologischen und epischen Stoffe bevorzugt aus dem Fundus ihrer dreisprachigen Heimat.
Brunamaria Dal Lago Veneri
Basilisken, Einhörner und Sirenen
Panoptikum der fantastischen Wesen
Übersetzt aus dem Italienischen von Petra Veneri
Folio Verlag, 2019, Hardcover, Leinen gebunden
Seiten 208, Maße: 153 mm x 210 mm
Und wer sich für Fabelwesen interessiert wir auch in diesem Band fündig:
Nordische Wesen von Johan Egerkrans
Dieses Buch ist etwas für Fans von Märchen und Mythen, etwas für Skandinavienfans. Mit wundervollen Illustrationen ist dieses Buch liebevoll gestaltet - ein Schmuckstück. Elfen, Wichtel, Meerjungfrauen, Riesen, Nixen, Trolle, Vitte und Vätte, Nöck und Michhase usw. Helfergeister, Gestaltwandler, Totenwesen und Ungeheuer, Riesenkrake, Drache, Lindwurm, Grollborste, Vorsicht ist angesagt, wenn man die nordischen Gefilde besucht. Unter Spiritus verstehen die meisten Leute wohl etwas anderes – ich hätte gern einen. Ein schönes Geschenkbuch, ein Kunstband – auch für sich selbst.Weiter zur Rezension: Nordische Wesen von Johan Egerkrans
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