Direkt zum Hauptbereich

Romane schreiben und veröffentlichen für dummies von Axel Hollmann und Marcus Johanus - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing




Romane schreiben und veröffentlichen für dummies 


von Axel Hollmann und Marcus Johanus



Die Marke »für dummies« steht für Qualität (ich kenne sie lange als technischen Bücher im IT-Bereich): Kurz und bündig, einfach erklärt. Insofern war ich neugierig auf dieses Werk – und ich war mehr als positiv erstaunt. Es gibt eine Menge Bücher zum Thema »Bücher schreiben« und die wenigsten taugen etwas. Kein Buch macht einen Menschen zum Schriftsteller. Aber es ist nicht schlecht zu wissen, dass auch zum Schreiben Handwerkszeug gehört. Wer das erste Mal einen Stift oder einen Pinsel in der Hand hält, weiß auch nicht, wie eine Perspektive aussieht, wie Licht und Schatten konkurrieren, kennt keine Flucht- und Fixpunkte, den Farbkreis. Beim Schreiben ist es nicht anders. Stift in die Hand und los … das geht meist in die Hose. Auch Leonardos erstes Gemälde war nicht die Mona Lisa.


Einen Plan sollte man verfolgen

Ich stehe zu meiner Meinung: Völlig ohne Plan geht gar nichts – außer Prosa. Stephen King behauptet von sich, keine Pläne für seine Bücher zu skizzieren. Da seine Romane alle Struktur besitzen, bin ich mir sicher, er hat den Plan lange im Kopf, bevor er loslegt. Dieses Buch beginnt mit einem weisen Rat, man soll ihn ausschneiden, an den Bildschirm zu kleben: »Der erste Entwurf ist Mist!« In den ersten Kapiteln geht es um das Schreiben an sich: Kann ich das? Hab das nicht studiert … Dann geht es um Schreibziele: Für wen schreibe ich? Für mich, die Familie, für ein Publikum? In welchem Genre will ich schreiben, für welche Zielgruppe? Das wird alles gut erklärt.

Und nun zum Pinsel, zur Hardware. Stift oder Tastatur, jedem, wie es ihm gefällt. Notizbuch hin oder her – Einfälle können schnell im Kopf verloren gehen. Irgendwann sollte das Zeug aber auf der Festplatte landen, auch wenn man mit der Hand schreibt, damit man es verteilen kann. Und hier gibt es gute Softwaretipps, Tipps zu Arbeitsplatz und -zeit. Speichern!!!!!! Auf verschiedenen Medien – denn weg ist weg. Tipps zu Wörterbüchern, Namensdatenbanken usw., und nun geht es aber los.

Ohne Konflikt keine Story

Jetzt wird geplant, geplottet. Warum sollte man planen und wie plant man? Wie strukturiert man, findet Ideen: Clustern, Mindmapping, Tabellen, alles ist dabei. Und weiter geht es zu den Figuren: Sie brauchen Leben – Lebensläufe entwickeln, bis ins Detail. Man muss seine Figuren kennen, um sie glaubwürdig darzustellen, ihre Ängste, ihre Stärken fühlen können. Und zu jedem Helden gehört ein Gegenspieler. Das Kapitel ist kurz, fasst aber das Wesentliche zusammen. Und nun geht es um Konflikte – ohne Konflikt keine Story. Eine Handlung muss her – Konflikte – Was ist deine Prämisse? Wir brauchen einen Motor für die Geschichte. Der Dreiakter und die Heldenreise werden beschrieben, sehr kurz, eine Aufforderung, sich intensiver mit dem Thema zu befassen. Es geht weiter zum Thema Spannung und Perspektive, Emotionen. Abschließend wird ein wenig zur Recherche erklärt. – Perspektive wird später ausführlicher behandelt, wie auch Zeitformen und Dialoge. Dann gibt es gute Tipps zur Überarbeitung. 

Ein wenig spät, aber es kommt: Die Autoren befassen sich mit dem Thema Sprache: Die üblichen Verdächtigen werden benannt: Grammatik, Verben, Adjektive, Füllwörter, aktive Sprache, Sprachrhythmus usw. 

Und wie bringt man das Buch an den Leser?

Das Thema Agentur wird mir ein wenig einfach abgehandelt. Eine halbe Seite zum Thema Exposé? Immerhin geben die Autoren nicht den dummie – Rat, man müsse mit drei Seiten auskommen. Für mich so eins der dümmsten Gerüchte, die kursieren. Und sie sagen, »selbst erfahrene Autoren verzweifeln daran …« Laut diesem Buch gibt es sehr viele Agenturen. Stimmt nicht. Und die wenigen geben Rückmeldung, das stimmt – maximal eine Zusage, eben ganz, ganz wenigen Autoren. Ein Verlag findet sich in der Regel schneller. Man kann sich auch gleich ins Knie schießen, wenn man einfach so sein Werk unprofessionell verteilt. Das kam mir zu kurz – wurde nicht abgehandelt. 

Keinen Verlag gefunden? Dann auf ins Selfpublishing. Der Autor als Marke, social Network, Vermarktung, Marketing, Pressearbeit. Am Ende des Buchs finden sich Tipps für Autoren und ein paar Webadressen, die hilfreich sein können. Bitte erst mal bis Kapitel 21 lesen – Agentur, Verlag, Vermarktung kann warten. Der Roman möchte zunächst geschrieben werden. Hier ist genug Stoff enthalten, um zu verstehen: Rechner an – tippen – Roman fertig – NEIN – so funktioniert es nicht. Natürlich kann man bei einem solchen Stoffumfang nicht ins Detail gehen. Aber alles Wichtige wird angesprochen und erweiternd kann sich jeder informieren, Bücher lesen, die Details abhandeln. Es kann aber auch sein, dass nun jemand hilflos überfordert ist. Dem empfehle ich, einen Kurs zu besuchen. 

Die Autoren Axel Hollmann und Marcus Johanus haben hier kompakt einen guten Ratgeber zusammengestellt, den ich Anfängern empfehlen kann. Beide wohnen in Berlin, sind Thrillerautoren. Sie moderieren den Autoren-Channel Die SchreibDilettanten –  schon über 350 Folgen kann man sich ansehen, sich Tipps zum Schreibhandwerk aneignen.


Wer ein Buch zu speziellen Themen (Schreiben) sucht, kann mich gern anmailen, oder über Facebook kontaktieren. Ich habe sicher ein paar gute individuelle Tipps. Auch zu Seminaren. Es gibt viele Angebote, aber bei manchen kann man auch gleich das Geld zum Fenster rauswerfen. 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Das Totenschiff von B. Traven

  Gesprochen von: Nicolas Batthyany Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 10 Std. und 57 Min. Der amerikanische Seemann Gales verpasst in den Kneipen Antwerpens nach einer Liebesnacht sein Schiff, auf dem sich sein einziges Identitätsdokument, seine Seemannskarte, befindet – und er ist pleite; seine Heuer befindet sich an Bord. Die niederländische Polizei greift ihn auf und müsste ihn eigentlich für Jahre einsperren. Doch sie schieben ihn über die Grenze zu den Belgiern ab. Eine Abschiebe-Odyssee beginnt. Ohne Seemannskarte darf ihn kein Schiff anheuern. Doch es gibt Skipper von Schmugglerschiffen, denen ist das egal, weil sie dringend Personal suchen. Man nennt sie Totenschiffe … Ein spannender Abenteuerroman mit Gesellschaftskritik – ein Klassiker, den es sich lohnt zu lesen. Weiter zur Rezension:    Das Totenschiff von B. Traven 

Rezension - Vielleicht von Kobi Yamada und Gabriella Barouch

Die Welt steht derzeit ein wenig still. Zeit zum Reden mit der ganzen Familie. Zunächst wundert man sich, ein Bilderbuch für Kinder von 4 - 8 Jahren, sehr textreduziert. Aber es ist kein Buch zum Vorlesen, sondern eins zum miteinander reden, eins, über sich selbst nachzudenken. Wer bin ich und was kann ich, was sind meine Stärken, was werde ich später einmal machen? Jeder Mensch ist einzigartig und jeder Mensch besitzt besondere Fähigkeiten. Um selbst reflektieren zu können, braucht es eine gewisse Reife. «Vielleicht werde ich einmal etwas erfinden!» Was könnte man erfinden? «Vielleicht werde ich einmal Leute begeistern!» Der Fantasie ist freien Lauf gesetzt. Ausprobieren, scheitern lernen, weitermachen. Ein feines Buch zur Stärkung von Selbstbewusstsein. Weiter zur Rezension:    Vielleicht von Kobi Yamada und Gabriella Barouch

Rezension - Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

  Eine fantasievolle poetische Gutenachtgeschichte, eine Bilderbuch-Reise über das, was in der Nacht geschieht. Eine Tochter fragt den Papa: «Was ich dich schon immer mal fragen wollte ..... Was passiert eigentlich, wenn ich schlafe?» Und der Papa beginnt zu erzählen. Es beginnt um neun Uhr. Stunde um Stunde verändert sich die Nacht und zeigt uns ihr wahres, ihr traumgleiches Antlitz: Statuen spielen verstecken, Telefone rufen sich gegenseitig an, der Wal im Schwimmbad traut sich an die Wasseroberfläche, die Laternen trinken aus Pfützen… Ist das möglich, was Papa erzählt? Oder will er uns einen Bären aufbinden? Eine wunderschöne Gutenachtgeschichte ab 4 Jahren, die zu herrlichen Träumen einlädt. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Das geheime Leben der Bäume von Peter Wohlleben, Benjamin Flao, Fred Bernard

  Der Weltbesteller, der den Blick auf die Bäume verändert hat, gibt es jetzt als Graphic Novel. Peter Wohlleben hat sich lange und intensiv mit Bäumen beschäftigt, sie erforscht. Und sein wundervolles erzählendes Sachbuch über Bäume wurde zum Bestseller. Der Förster hat sie beobachtet und analysiert, sich alles Wissen über Bäume angeeignet – uns Lesern sein Wissen in empathischer Weise weitergegeben. Neue Perspektiven und Hintergründe haben uns den Baum nähergebracht. In diesem Comic gibt es eine andere Perspektive – die Gezeichnete. Inhaltlich ist alles das enthalten, was das erzählende Sachbuch ausmacht. Hervorragend! Weiter zur Rezension:    Das geheime Leben der Bäume von Peter Wohlleben, Benjamin Flao, Fred Bernard

Rezension - Das Lexikon der erstaunlisten Fakten von Jacqueline McCann, Camilla de la Bédoyère, Andrea Mills, Liz Adcock, Tony Fleetwood

  Thematisch geordnetes, witzig illustriertes Lexikon, das die Themen Tiere, Dinosaurier, Fahrzeuge, Ozeane, Vögel, Krabbeltiere, Wälder, Körper, Roboter und Weltall abdeckt – so der Verlag. Ein Lexikon ist das Bilderbuch für mich nicht. Denn das würde beinhalten, ich könnte hier zum Thema von A-Z etwas nachschlagen. Fangen wir mit der Thematik an: Erstes Kapitel, Tiere (hier kommen auch Vögel vor). In späteren Verlauf haben wir Dinosaurier, die ja Tiere sind, Ozeane (hier gibt es einiges über Tiere), Vögel, Krabbeltiere, Wälder und Körper, auch in diesen Kapiteln kommen Tiere vor. Wo ist hier die Systematik? Auch die Illustration konnte mich nicht überzeugen. Bilderbuch ab 5 Jahren. Weiter zur Rezension:    Das Lexikon der erstaunlisten Fakten von Jacqueline McCann, Camilla de la Bédoyère, Andrea Mills, Liz Adcock, Tony Fleetwood

Rezension - Konratt - Held der Unterwelt - Eine gefährliche Nacht von Sibylle Rieckhoff, Elli Bruder

  Ratte Konratt hat Hunger. So treibt es ihn aus der Unterwelt der Kanäle nach oben. An dieser Stelle ist die Unterwelt passé. Eine Enttäuschung für mich, denn der Titel versprach etwas vom «Held der Unterwelt», die in diesem Kinderbuch gar nicht vorkommt. Gleich findet er einen Wurstzipfel und rettet Katze Fee vor einem Hund. Sie sind nun auf dem Weg zum Hafen, um ein Fischfilet zu finden, und immer mehr Tiere schließen sich an. Eine nette Kettengeschichte zum Vorlesen, für Erstleser zum Selbstlesen. An dieser Stelle hört für mich die Bewertung fast schon auf. Ab 5 / 6 Jahren Weiter zur Rezension:   Rezension - Konratt - Held der Unterwelt - Eine gefährliche Nacht von Sibylle Rieckhoff, Elli Bruder

Rezension - Sommer auf der Fahrradinsel von Ariane Pinel

  In den Sommerferien fährt Zoé zu ihrer Cousine Louise. Louise lebt auf einer Insel, auf der Autos nicht erlaubt sind. Hier fahren alle mit dem Fahrrad. Die beiden Mädchen erleben einen wundervollen gemeinsamen Sommer und Zoé genießt die autofreie Zeit. Zurück in der Stadt darf sie wegen der vielen Autos nicht mehr mit dem Rad fahren – zu gefährlich, sagen ihre Eltern. Doch Zoé findet: Alle sollten nur noch mit dem Fahrrad fahren. Eine Bloggerin wird auf das Mädchen aufmerksam … Leider konnte mich diese Geschichte nicht mitnehmen, da sie völlig einseitig aggressiv gegen das Auto gestaltet ist. Doch allein nur das Fahrrad kann nicht die Lösung sein. Weiter zur Rezension:    Sommer auf der Fahrradinsel von Ariane Pinel 

Rezension - WAS IST WAS Dinosaurier und andere Urzeittiere von Dr. Manfred Baur

  Dieses Sachkinderbuch mit großen Illustrationen liefert alle wichtigen und spannenden Fakten rund um Dinosaurier und andere Urzeittiere. Wie konnten die Dinosaurier, Meeressaurier und Flugsaurier zu so vielfältigen Tiergruppen werden und das Erdmittelalter beherrschen? Das Buch beschäftigt sich mit den Anfängen der Dinosaurier und legt den Schwerpunkt auf das Mesozoikum, also die Zeitspanne von Trias bis Kreide. Ein feines, umfangreiches Kinderbuch ab 8 Jahren für Dinofans. Weiter zur Rezension:    WAS IST WAS Dinosaurier und andere Urzeittiere von Dr. Manfred Baur 

Die wichtigsten Kinder- und Jugendpreise in 2023

Die wichtigsten Kinder- und Jugendpreise in 2023   Fast komplett! Die meisten Preise für dieses Jahr sind vergeben. Jedes Jahr erscheinen ca. 8.000 Titel auf dem deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchmarkt. Wir würden gern alle Bücher lesen ... In den Massen geht manches Juwel unter, leider.  Die Jugendbuchpreise helfen uns, die Perlen herauszufischen. Es gibt eine  Menge Auszeichnungen, auch Monatspreise, zu viel, um alles aufzuzählen. Für mich sind dies die wichtigsten Preise und damit Jahresgewinner!  Deutscher Jugendliteraturpreis, IBBY Honour List, Hans-Christian-Andersen-Preis, Josef Guggenmos-Preis, James Krüss Preis für internationale Kinder- und Jugendliteratur, Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher, Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis, Kinder- und Jugendbuchpreis Österreich, Serafina-Preis, Deutscher Kinderbuchpreis usw. Weiter zu den Preisen:  Die wichtigsten Kinder- und Jugendpreise in 2023