Direkt zum Hauptbereich

Simple. Das Kochbuch von Yotam Ottolenghi - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing




Simple. Das Kochbuch 


von Yotam Ottolenghi


Leicht und einfach kochen! Wobei, was heißt denn einfach? Kinderleicht hergestellt oder mit einfachsten Zutaten gekocht? Das Buch hinterlässt beim Hineinschauen einen klassischen Eindruck, ist unterteilt in Brunch; rohes und gegartes Gemüse; Reis, Getreide, Hülsenfrüchte; Nudeln; Fisch; Fleisch und Dessert. Was uns dann erwartet ist im weitesten Sinn eine Weltküche, klassisch, schräg, lecker. Maximal 10 Zutaten pro Rezept – einfach! Wobei gesagt sei, dass Pfeffer, Salz, Öl wohl nicht unter die 10 Zutaten gehören, aber selbst wenn man sie dazuzählt, kommt man auf höchstens 13 Zutaten. Der Israeli Yotam Ottolenghi mit deutscher und italienischer Großmutter wohnt in London und hat sich aus allen diesen Küchen etwas zusammengesucht und einen europäisch-orientalischen Stil entwickelt, der einen ziemlich guter Mix ergibt. Es gibt jede Menge fleischlose Rezepte, auch das finde ich prima. Die Pastafans kommen auch nicht zu kurz. Jedes der einfachen Rezepte erfüllt mindestens eines der folgenden Kriterien, markiert gleich zu Anfang. SIMPLE!

1. S (short on time): Schnell fertig. 
2. I (10 ingredients or less): Nicht mehr als 10 Zutaten. 
3. M (make ahead): Lässt sich vorbereiten. 
4.
P (pantry): Aus dem Vorrat.
5.
L (lazy): Macht sich fast von allein.
6.
E (easier than you think): Einfacher als gedacht. 


Püree aus Avocado und dicken Bohnen, Weiße Bohnenpüree mit Muhammara 

Zu den üblichen Verdächtigen, die für dieses Kochbuch im Vorrat stehen sollten gehören griechischer Joghurt, Nudeln, Reis, Tunfisch in Dosen, Sardellen, Hülsenfrüchte … Im Gewürzschrank wird es ein wenig orientalischer: Sumach, Za’atar, Berberitzen, schwarzer Knoblauch, eingelegte Zitronen, Isot Biber, Rosen-Harissa, Tahin. Harissa bekommt man heute in jedem Supermarkt, das ist schon ein Standartgewürz, bei Rosenharissa, wird es schon schwieriger. Tahin (pürierter Sesam) kennt man vom Humus, gibt es auch überall. Sumach und Za’atar sind schon weniger bekannt, aber auch gängig. Za’atar ist eine grüne Gewürzmischung, die aus getrockneten und zerriebenen Blättern des syrischen Ysops, Sesam, Sumach und Salz hergestellt wird. Sumach kennen die Süditaliener, es ist ein dunkelrotes Pulver, das aus den Kernen der Früchte des Färberbaumes gemahlen wird. Ein säuerliches Gewürz, das man reichlich zu Fisch, Fleisch und Reis gibt. Isot Biber kannte ich auch nicht, es ist ein getrockneter, türkischer Chili-Pfeffer. Berberitzen sind klar, Zitronen kann man selbst in Salzlake einlegen oder kaufen, Gleiches gilt für schwarzen Knoblauch. Eigentlich ist alles recht simpel in diesem Kochbuch. Ein Augenschmaus: «Püree aus Avocado und dicken Bohnen» oder «Weiße Bohnenpüree mit Muhammara» (Dip aus gerösteter Paprika, Walnüssen und Knoblauch. Mit Weißbrot ein leckeres nahrhaftes Menü. Es gibt Papadelle mit einer Soße aus frischen Tomaten und schwarzen Oliven, gewürzt mit Harissa, Salat aus Meeresalgen-Spaghetti, oder ganz schräg: japanische Reisnudeln mit Gurke, Apfel, Mohn, Chilischoten und Minze. Süß-salziger Cheesecake mit Kirschen, gebackene Erdbeeren mit Sumach und Joghurtcreme. Der Heidelbeerkuchen mit Mandeln und Zitrone springt fast aus dem Buch in den Mund.


Lachs mit Pinienkernsalsa


Rezepte, die sich einfach nachkochen lassen, die zumeist zu einer Geschmackserweiterung beitragen. Frische Zutaten, gut gewürzt mit orientalischer Unternote. Mir gefällt es – eben weil es völlig anders ist, als der übliche Trott. Schnell, einfach – auch ein Buch für Kochanfänger, ein Sound der modernen Küche, ein Mix aus verschiedenen Kulturen, frisch und schnell zubereitet mit garantiertem Geschmackserlebnis.



Yotam Ottolenghi ist Kochbuchautor und Chefkoch des Restaurants NOPI. Er schreibt eine wöchentliche Kolumne im Magazin The Guardian’s FEAST und hat sieben Bestseller-Kochbücher veröffentlicht. Die Bücher des Israeli mit deutscher und italienischer Großmutter erfreuen sich hoher Beliebtheit. In seiner Wahlheimat London betreibt Yotam Ottolenghi mehrere Delis und Restaurants, die zu den Kultadressen der britischen Hauptstadt zählen. Das Buch wurde ausgezeichnet mit Gold beim Swiss Gourmet Book Award 2020 in der Kategorie Lifestyle.


Yotam Ottolenghi, Tara Wigley, Esme Howarth
Simple. Das Kochbuch
Sachbuch, Kochbuch, Weltküche
320 Seiten, 202 x 275 mm, fester Einband (Mit Prägung und Lesebändchen)
ca. 200 Fotografien und Illustrationen
Verlag Dorling Kindersley, 2020




Sachbücher

Hier stelle ich Sachbücher vor, die im Prinzip nichts mit Fachliteratur zu tun haben. Eben Sachbücher jeder Art, die ein breites Publikum interessieren könnte.
Sachbücher

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Chronisch gesund statt chronisch krank von Dr. med. Bernhard Dickreiter

Von der Schulmedizin bis heute ignoriert: Die wahren Ursachen der chronischen Zivilisationskrankheiten – und was man dagegen tun kann Noch nie hat es so viele chronisch Kranke gegeben wie heute: Arthrose, Diabetes, Alzheimer, Rückenleiden, Krebs, Burnout usw. Der Internist, Reha-Experte und Ganzheitsmediziner Dr. med. Bernhard Dickreiter ist überzeugt, dass diese Patienten selbst aktiv etwas dagegen unternehmen können. Sein Standpunkt: Wir müssen alles dafür tun, damit es den Zellen in unserem Organismus gut geht. Jede Zelle ist von einer organtypischen Umgebung eingeschlossen, in die sogenannte extrazelluläre Matrix (EZM). Dort zieht die Zelle ihre Nährstoffe, den Sauerstoff, und hier entsorgt sie ihre Abfallstoffe. Ist die Zellumgebung nicht gesund, werden wir krank. Die Schulmedizin bekämpft meist nur Symptome: Schmerzen – Schmerztablette. Die Ursachen werden oft nicht hinterfragt, bzw. operabel versucht zu beheben: neues Knie, neue Hüfte usw. Dickreiter geht ganzheitlich vor. ...

Rezension - Entführung im Drachenwald von Barbara van den Speulhof und Kurzi Shortriver

Theos bester Freund ist der Drache Kokolo, aber das darf keiner wissen. Denn Drachen gibt es ja gar nicht. Mitten in der Nacht klopft Kokolo an Theos Fensterscheibe: Sie müssen schnell etwas unternehmen denn der fiese Adler Malo hat eins der Babys von Tante Xenna Drachen entführt!  Werden sie noch rechtzeitig kommen? Lesenlernen mit einem Comic, kurze Texte, für Leseanfänger konzipiert. Eine spannende Graphic Novel ab 6 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Entführung im Drachenwald von Barbara van den Speulhof und Kurzi Shortriver

Rezension - Nur noch kurz ein kleiner Furz! von Jonny Leighton und Mike Byrne

Kinder lieben Pupsbücher! Wie ist das eigentlich mit den Tieren? Wie pupsen die? Auf einer urkomischen Reise durch das Reich der Flatulenz beobachten Elefant und Maus die unterschiedlichsten Fürze. Und so lernt die Maus, dass Pupsen die normalste Sache der Welt ist! Witzig gestaltet, den Text in Reimform gebracht, macht dieses Bilderbuch Spaß! Lustiges Bilderbuch ab 3 Jahren, Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Nur noch kurz ein kleiner Furz! von Jonny Leighton und Mike Byrne

Abbruch - Alles Gute von Eva Rossmann

  Alles Gute von Eva Rossmann Abbruch! Wir beide kamen nicht zusammen. Der Anfang konnte mich nicht begeistern, ich fühlte mich eher wie in einem Kochbuch, nicht wie in einem Krimi. Peter Gruber hat Eine App gegen die Spaltung der Gesellschaft geschrieben, «LISA wünscht ALLES GUTE», die Millionen User hat und damit ist er reich geworden, aber er hat den größten Teil in eine Stiftung gesteckt und etwas für seine Nichte bereitgelegt. Weil er sich bedroht fühlt, verabredet er sich mit der Journalistin Mira Valensky. Gruber erscheint nicht, ist plötzlich spurlos verschwunden. Freiwillig untergetaucht – wenn ja warum? Oder was immer auch passiert ist … Ich habe versucht, zu verstehen, was das für eine App ist. Man kann damit Menschen per Strichmännchen «Alles Gute» wünschen? Und damit soll Gruber Millionen verdienen, weil die User dafür bezahlen? Peter Gruber, ein ehemaliger Lehrer, der vor heutigen politischen Tendenzen warnt, die an die 1930er Jahre erinnern, plädiert für mehr Freundl...

Rezension - #Erstkontakt von Bruno Duhamel

  Doug, ein ehemaliger Fotograf lebt von der Öffentlichkeit zurückgezogen in den schottischen Highlands. Niemand liked seine Fotos, er ist frustriert, darum hat er seit 17 Monaten nichts veröffentlicht. Doch dann fotografiert er durch Zufall am See vor seiner Haustür ein seltsames Wesen – und teilt den Schnappschuss im sozialen Netzwerk «Twister». Danach geht er duschen, kommt zurück, kann es nicht fassen: «150.237 Personen haben auf ihren Post reagiert; 348.069 mal geteilt». Sofort bereut er seinen Post. Er ahnt, was nun geschehen wird, er hat Büchse die Pandora geöffnet … Ein herrlicher Comic, Graphic Novel, fast ein Cartoon, nimmt mit schwarzem Humor Social Media und Aktivist:innen diverser Gruppen auf die Schippe. Weiter zur Rezension:    #Erstkontakt von Bruno Duhamel

Rezension - Italien: Food. People. Stories von Haya Molcho & Söhne

  Haya Molcho begibt sich mit ihren Söhnen auf eine italienische Reise von Triest bis nach Sizilien, wobei sie lokale Produzent:innen und Köch:innen besuchen, die über die unterschiedlichsten Facetten der italienischen Kochkunst erzählen und uns ihre liebsten Rezepte verraten. Im zweiten Teil der kulinarischen Reise gibt es italenische Rezepte der Familie, typisch Neni. Levantinische Küche trifft auf italienische Originalrezepte; dabei auch traditionelle italienische Gerichte im Original. Reiseliteratur, Kulinarisches mit vielen Rezepten, Italienische Küche, Levante-Küche – Empfehlung. Weiter zur Rezension:   Italien: Food. People. Stories von Haya Molcho & Söhne

Rezension - Mäc Mief und die stinkbesonderen Unterhosen von Carola Becker, Ina Krabbe

  Wer hat die Superschaf-Unterhose geklaut? Finn ist sauer! Jemand hat seine stinkbesonderen Unterhosen von der Leine gestohlen. Sein Freund Mäc Mief muss den Dieb aufspüren, denkt sich Finn. Das schottische Schaf Mäc Mief liebt nichts mehr, als auf seiner Weide zu stehen und in Ruhe saftiges Gras zu fressen. Aber für seinen Lieblingsmenschen Finn geht die Spürnase auf die Suche. Gemeinsam mit seiner Freundin, Hütehund Bonnie, versuchen sie a la Sherlock Holms und Watson der Unterhosenbande auf die Spur zu kommen.  Weiter zur Rezension:    Mäc Mief und die stinkbesonderen Unterhosen von Carola Becker, Ina Krabbe

Rezension - Unser Deutschlandmärchen von Dincer Gücyeter

  Eine türkische Familiengeschichte, die mit der Urgroßmutter und der Großmutter einleitend beginnt. Die nächste Generation wandert nach Deutschland aus – das gelobte Land, wo Milch und Honig fließt. Der Traum, den viele «Gastarbeiter» träumten: Arbeiten, viel Geld verdienen, nach Hause zurückkehren und ein Haus bauen. Und dann wurden aus den Gästen Einwohner. In Deutschland die Türken – in der Türkei die Deutschen – entwurzelt, nirgendwo wirklich zu Hause. Eine Familie, die sich bemüht hat, sich zu integrieren. Ein Zwiegespräch zwischen Sohn und Mutter – zwei völlig verschiedene Generationen, aber auch eine Abrechnung mit der deutschen Gesellschaft und eine mit dem Heimatland und dem Machismo, mit der Erniedrigung der Frauen. Ein hervorragender Gesellschaftsroman, ein Bildungsroman über Migration, Rassismus und Misogynie – meine Empfehlung! Weiter zur Rezension:     Unser Deutschlandmärchen von Dincer Gücyeter

Rezension - Demon Copperhead von Barbara Kingsolver

  Gesprochen von Fabian Busch Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 20 Std. und 39 Min. Ein Trailer in den Wäldern Virginias. Das Land der Tabakfarmer und Schwarzbrenner, der «Hillbilly-Cadillac»-Stoßstangenaufkleber an rostigen Pickups, aufgegeben von sämtlichen Superhelden und dem Rest der Nation. Hier kommt Demon Copperhead zur Welt. Seine Teenie-Mutter ist frisch auf Entzug, der Vater tot. Ein starker Charakter mit großer Klappe und einem zähen Überlebenswillen schlägt sich durch: Er lebt in Armut mit einer Junkie-Mutter, ein gewalttätiger Stiefvater kommt dazu, es folgen Pflegefamilien mit Gewalt, Missbrauch, Kinderarbeit. Aufwärts geht es mit Comiczeichnen, Football; weiter geht es mit Drogensucht durch Oxi und Meth, erste Liebe und unermesslicher Verlust. Ein Bildungsroman, der berührt, kraftvoll erzählt. Empfehlung. Weiter zur Rezension:  Demon Copperhead von Barbara Kingsolver