Rezension
von Sabine Ibing
Marlas Bbitcoin Abenteuer
von Edwin Schotland
Der Fall in den Kaninchenbau
Was ist Bitcoin? So genau verstehen wir es ja selbst nicht. Also wie «das Geld aus dem Internet» Kindern erklären? Ist es stark wie ein Spinnennetz? Oder so schnell wie ein Gepard? Was ist dieses «Biencoin», fragt sich die Biene Marla, die ein Gespräch im Wald belauscht? Sie fragt verschiedene Tiere – doch die haben keine Ahnung, preisen nur ihre eigenen Stärken an. Zum Glück weiß Karl, das Kaninchen, dass es Bitcoin heißt und er erklärt Marla das digitale Zahlungsmittel. Er führt Marla deshalb in die Tiefen seines Baus und zeigt ihr die Eigenschaften der Digital-Währung anhand vieler Beispiele.
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Edwin Schotland erklärt den Bitcoin an Hand von Spinnennetz, Siebenschläfer und Möhrenspeicher: Ein Spinnennetz über die Welt gezogen, viele Spinnen, aber nur ein Netz – Knotenpunkte, Netzwerk, eine Kette aus Blöcken, bestehend aus aneinandergereihten Datensätzen (Blockchain – das Wort kommt leider nicht vor), die Möhren, die ich verdiene, werden in lagerfähige Walnüsse umgewandelt; der zeitliche Ablauf und die Endlichkeit – Wertspeicher. So weit so gut. Im Prinzip gut erklärt, aber leider auch angepriesen. Hier vermisse ich die Sachlichkeit. BTC war die erste Kryptowährung - und heute gibt es eine Menge ähnlicher Zahlungsmittel. Das Faszinierende am Bitcoin ist seine Endlichkeit. Bit-Coin: die kleinste digitale Einheit, Bit, und Wort Coin für Münze. Der legendenumwobene Satoshi Nakamoto habe ihn erfunden – niemand weiß, wer das ist, vielleicht eine Personengruppe. Die Guthaben und Zahlungen werden in einem dezentralen Netzwerk verwaltet, der Blockchain, auf den Computern ihrer Benutzer – das Spinnennetz mit Knotenpunkten. Die dezentrale Struktur bedingt, dass alle Transaktionen transparent sind – diese Information fehlt. Um Bitcoins verwalten zu können, benötigt man ein Wallet mit Passwort. Nicht erklärt – hätte man gut als Schlüssel zum Tresor einfügen können, denn das ist es.
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Seien wir ehrlich – das ist dieses Buch nämlich nicht – es geht beim Bitcoin eigentlich um riskante Spekulation auf Gewinne. Hier wird es eher dargestellt, als sei es eine Anlage fürs Alter. Bisher gibt es knapp 19 Millionen Bitcoins, bei 21 Millionen soll Schluss sein. Das ist gut erklärt: Inflation und Wertverlust; plötzlich ist die Kohle weg und du kannst von deinem Ersparten nicht mal mehr ein Brot kaufen – oft genug passiert auf der Welt – denn Geld kann man drucken. Der BTC ist endlich. Wenn die 21 Millionen erreicht sind, so die Vermutung, wird der Wert immer weiter steigen. Denn generell gewinnt etwas dadurch an Wert, weil es nicht in endlosem Ausmaß vorhanden ist. Das ist gerecht, weil keine Bank eingreifen kann. Darum, so erklärt das Buch, sind die Möhren gut in Walnüsse angelegt. Ist es wirklich gerecht? Denn Bitcoins kann man nur kaufen, wenn man genügend Geld hat und dieser Gewinn steigert sich enorm nach Hochrechnungen. Das heißt, der Arme, der nicht kaufen kann, ist dann noch ärmer. Gewinn: Kann sein, kann nicht sein. Möglicherweise beschließen die User, dass weiter geschürft wird, bei 21 nicht Schluss ist. Vielleicht gibt es irgendwann keinen Bitcoin mehr ... ohne Nachfrage sinkt der Preis am Produkt – letztendlich kann auch der BTC pleite gehen. Keine Zentralbank und kein Staat können sich hier einmischen (fehlt), um die Geldmenge zu steuern und ihr Rahmenbedingungen aufzulegen – das Netzwerk steuert sich selbst. Ein hohes Risiko. Auch das wird nicht erklärt, ebenso wenig wie Konkurrenzprodukte. Die ehrliche Frage, ob die Walnüsse gut angelegt sind, wird nicht differenziert, sondern einseitig beantwortet – auf die soziale Frage wird nicht eingegangen. Es wird behauptet, man muss nicht alles verstehen – Hauptsache es funktioniert. Das halte ich für sehr blauäugig. Der Leiter einer stabilen Privatbank, die noch niemals bei Hochrisikoanlagen mitgemacht hat, sagte nach der Bankenpleite vor ein paar Jahren: Lege nie in etwas an, was du selbst nicht verstehst. Der Aprycot Media Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 8 Jahren - das passt. Für mich ist das Kindersachbuch mittelmäßig. Einerseits ist der Grundzug vom Bitcoin anschaulich erklärt, andererseits sehr einseitig, werbend. Und mir fehlen einige wichtige Details. Die Grafiken in Mehrfachtechnik, hauptsächlich Aquarellstil, sind prima gelungen, verdeutlichen die Erklärungen. Die Informationen sind kindgerecht, in sehr großen Buchstaben gesetzt, meist als Sprechblasen gestaltet.
Edwin Schotland lebt als freier Autor in Berlin. Er studierte Politikwissenschaften und Grundschulpädagogik an der Freien Universität Berlin. Darüber hinaus entwickelt er Spiele und eine digitale Lernplattform, anhand derer Kinder spielerisch mehr über die Themen Geld und Bitcoin lernen können.
Der Fall in den Kaninchenbau
Edwin Schotland
Hardcover, 56 Seiten, 26 × 20 × 1 cm
Kinderbuch, Sachkinderbuch, Kindersachbuch, Bitcoin, Währungen, Wirtschaft, Kinder- und Jugendliteratur
Aprycot Media, 2023
Altersempfehlung: Ab 8 Jahren
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