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Gruß aus der Küche von Rita Jost, Heidi Kronenberg und Nora Ryser - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Gruß aus der Küche 


von Rita Jost, Heidi Kronenberg und Nora Ryser

Texte zum Frauenstimmrecht


Isch das iez s Nötigscht?


Gruß aus der Küche: Texte zu 50 Jahre Frauenstimmrecht der Frauen in der Schweiz. Ist es nötig, noch heute darüber zu sprechen? In der «Urdemokratie» der Schweiz hat es gedauert, bis die Frauen ihr Wahlrecht bekamen. Eben weil es urdemokratisch ist; nicht eine Regierung hat dies gesetzmäßig bestimmt, sondern die Wähler mussten entscheiden: die Männer! Die Männer mussten überzeugt werden, dass die andere Hälfte der Einwohner auch Rechte besitzt, das Wahlrecht für die Mutter, die Großmutter, die Ehefrau, Schwester, Tochter, Enkelin! 1971: Schweizer Männer sagen Ja zum Frauenstimmrecht – es ist eine sehr knappe Abstimmung. Feine Texte zum Thema Gleichberechtigung von 30 Autorinnen, Kolumnistinnen und Historikerinnen. Der erste Text ist ein Gedicht in Mundart (die anderen Texte sind auf Hochdeutsch).


Nicaragua hets vor üs gha

Äquatorialguinea hets vor üs gha

Costa Rica hets vor üs gha

Dominica hets vor üs gha

Botswana und Malaysia heis beidi lang, lang hets vor üs gha


Das Gedicht, es geht über fünf Seiten in der Aufzählung und endet auf der letzten Seite in Großbuchstaben, einem Aufschrei – denn die Schweiz war so ziemlich das letzte Land auf der Welt, welches das Frauenwahlrecht einführte. «U no huere viu meh!», das waren noch lange nicht alle! «Gruss aus der Küche» beleuchtet das Thema aus verschiedenen Perspektiven, Frauen die damals für ihr Recht gekämpft haben, junge Frauen, die es nicht anders kennen, als wählen zu dürfen. Verschiedene Lebensverhältnisse, verschiedene Generationen, Journalistinnen, Kolumnistinnen, Autorinnen und Wissenschaftlerinnen – Frauen haben etwas zu sagen. 


Kannst du dich erinnern?

Kar! Aber merkwürdigerweise hat mich das am Abstimmungstag nicht so bewegt. Ich dachte nur: Endlich. Jetzt haben wir’s. Richtig begriffen habe ich es erst, als zum ersten Mal die Abstimmungsunterlagen kamen.

Wie hat sich das angefühlt?

Ein wenig seltsam. Ich hatte das Gefühl, jetzt muss ich nicht immer nur zuhören und lesen, was in Bern passiert. Ich gehöre dazu.


Die Texte sind recht individuell: Historisches, Erfahrungen und Wünsche, Hypothetisches, von daher wird es schwierig insgesamt darauf einzugehen, nur so viel: Es sind gute Texte, lesenswerte, Literatur, die Spaß macht. Nicht vergessen! Denn noch lange ist keine vollständige Gleichberechtigung erreicht! Als Herausgeberinnen Rita Jost, Heidi Kronenberg, Autorinnen: Nicole Althaus, Fabienne Amlinger, Patti Basler, Silvia Binggeli, Susan Boos, Irena Brežná, Elisabeth Bronfen, Regula Bührer Fecker, Monika Bütler, Anja Conzett, Gisela Feuz, Ariane von Graffenried, Stefanie Grob, Yael Inokai, Simona Isler, Elisabeth Joris, Nina Kunz, Christine Loriol, Barbara Marti, Iren Meier, Fatima Moumouni, Esther Pauchard, Anja Peter, Ina Praetorius, Sarah Probst, Franziska Rogger Kappeler, Anna Rosenwasser, Laavanja Sinadurai, Lotta Suter, Angelika Waldis, Laura de Weck.


Zuallererst möchte ich Sie wissen lassen: Die Heimat ist seit der Annahme des Frauenstimmrechts nicht untergegangen.
(Ariane von Graffenried)



Rita Jost, Heidi Kronenberg, Nora Ryser 
Gruß aus der Küche
Texte zum Frauenstimmrecht
Kurzgeschichten, Essays, Erzählungen, Frauenrechte, Feminismus
Mit Illustrationen von Nora Ryser
224 Seiten
Rotbuchverlag, 2020


Hier eine Veranstaltung auf youtube: Lesung zu Gruß aus der Küche  


Zeitgenössische Literatur

Hier verbirgt sich manche Perle der Literatur. Ich lese auch mal einen Bestseller, natürlich, aber mein Blick ruht  immer auf den kleinen Verlagen, auf den freien Verlagen. Sie trauen sich was - und diese Werke sind in der Regel besser als der Mainstream der meistgekauften Bücher …
Zeitgenössische Romane

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