Rezension
von Sabine Ibing
Ein Nashorn namens Clara
von Katrin Hirt und Laura Fuchs
Ein Bilderbuch, das mich begeistert hat, denn es ist eine wahre Geschichte. Letztendlich eine tragische Story aus heutiger Sicht. Es war einmal ein kleines Nashorn, das mit seiner Familie in Indien lebte. Jäger töteten die Mutter, brachten das Jungtier in die Stadt, wo es von einer Kaufmannsfamilie aufgenommen wurde und den Namen Clara erhielt. Schon bald zeige sich, dass man ein Nashorn nicht im Haus halten kann. Kapitän Douwe Van der Meer hatte eine Lösung parat. Er nahm Clara mit nach Europa. Eine Sensation! So ein Tier hatte hier noch niemand gesehen!
Ein indisches Nashorn, wahrhaftig und echt, kommt in eure Stadt! Seht selbst! Nur zwei Groschen Eintritt.
Und so wurde Clara durch die Lande kutschiert und bestaunt. Sogar der französische König Ludwig XV. wollte Clara Van der Meer abkaufen. Doch der fuhr weiter mit seiner Clara. Sie wurde gemalt, in Öl und Aquarell, auf Porzellan, Frauen erfanden Nashornfrisuren für ihre Perücken, Lieder und Gedichte wurden über Clara geschrieben. Sie war ein echter Superstar! Am Ende der langen Reise kaufte der Kapitàn Clara ein Grundstück, wo sie den Rest ihres Lebens lebte.
Laura Fuchs hat wunderschöne Aquarell-Illustrationen gezeichnet, farbprächtig und historisch passend. Selbst der Wagen von Clara hat in etwa so ausgesehen, wie hier dargestellt, man kann ihn auf einem Bild in Italien finden, wo Clara unter anderem Venedig und Rom besuchte, ein Wagen, der von mehreren Pferden gezogen wurde. Das ein oder andere Bild wirkt wie aus dem Museum entnommen, empathisch passend zur Geschichte. Es gibt hier keinen Zeigefinger, Clara scheint die Reise zu genießen. Das ist kindgerecht, und trotzdem kann man ansprechen, warum man so etwas heute niemand mehr machen würde. Der Nord-Süd Verlag schlägt ein Lesealter ab 4 Jahre vor. Das halte ich für angemessen zu Textmenge und Verständnis.
Katrin Hirt ist Historikerin und lebt mit ihrer Familie in Tübingen. Neben ihrer Beschäftigung mit wissenschaftlichen Texten verfasst sie Geschichten für Kinder. »Ein Nashorn namens Clara« ist ihr erstes Bilderbuch. Laura Fuchs wuchs zwischen Wäldern und Feldern in Nordrhein-Westfalen auf, wo es viel Raum für eigene Geschichten und Bilder gibt. Das Studium der Illustration führte sie nach Hamburg, wo sie auch heute noch lebt.
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