Rezension
von Sabine Ibing
Die Schmuggler
von Josep Pla
Und wie kommen wir in die Lagune hinein?›
‹Durch die Kanäle, die sich innerhalb des Sandstreifens auftun. Manche, nicht viele, sind immer offen. Andere muss man neu suchen. Manchmal donnert das Meer gegen die Wand aus Sand, zerteilt sie und schafft einen Kanal – einen Kanal, der länger bestehen oder bei anderen Wetterlagen auch wieder zugefüllt werden kann.
Als die die «Mestral» im Hafen von Cadaqués, im spanischen Teil von Katalonien, anleget, erkennt der Icherzähler, ein Schriftsteller, sein Boot sofort wieder. Er hatte es damals in Auftrag gegeben, war damit gereist. Und so erfährt der Leser etwas über Schiffsbau. Die Fischer Baldiri Cremat und Pau Saldet laden ihn ein, ihnen auf ihrer Fahrt nach Cap Leucate im französischen Teil Kataloniens Gesellschaft zu leisten. Und natürlich ist dem Mann gleich klar, dass es sich weder um Fischfang, noch um eine Vergnügungsfahrt handelt. So segeln sie geruhsam auf der «Mestral» die Küste der Costa Brava entlang, legen in kleinen Küstenstädten an, liefern hereingeschmuggeltes Olivenöl ab, der Erzähler erfährt das Geheimnis einer wohlschmeckenden eingelegten Anchovis, die mindestens ein Jahr lang im Fass reifen muss. Aus dem Roussillon in Frankreich darf es nicht leer zurückgehen, die Schmuggler wollen Ersatzteile für Fahrräder über die spanische Grenze zu schmuggeln. Zunächst gilt es, heile in die Lagune hineinzukommen – ein gewagtes Manöver. Ein ordentlicher Mistral zieht auf. Nun gilt es, unbeschadet aus der Lagune herauszukommen, zu Hause anzukommen.
Im Hochsommer kommt es in aller Regel zu einem Augenblick, in dem man, obwohl man weiß, welches Risiko man damit eingeht, die unglaubliche Lust verspürt, dem Nichtstun zu frönen. ... Die beste Art sich zu amüsieren, ist, die Hände in den Schoß zu legen.
Einfach nichts tun, genießen
Die Novelle stammt aus dem Jahr 1954, ist in desem Sinn keine Abenteuergeschichte, sondern ein kulinarischer Reisebericht, ein Bericht über das Segeln. Ein stilles Buch für Genießer. Die Küste, Sonnenuntergänge, Wellen und Sturm, nicht zu vergessen die Fischküche – berauschende Farben und Gerüche, glatte und stürmische See. Einfach nichts tun, genießen – so schildert uns der Erzähler seine Reise. Loslassen und ins Nichtstun versinken. Eine Empfehlung für Freunde der guten Literatur.
Josep Pla, geboren 1897 in Palafrugell und 1981 in Llofriu gestorben, ist bis heute einer der populärsten katalanischen Schriftsteller – obwohl er sich mit seiner eigenwilligen Prosa sämtlichen (Gattungs-)Konventionen stets entzogen hat. Neben dem Grauen Heft, seinem tagebuchartigen Hauptwerk, verfasste er u. a. Reiseberichte, Chroniken und allerlei kulinarische Betrachtungen – speziell übrigens zur Fischküche.
Die Schmuggler
Novelle, Reiseliteratur, spanische Literatur, katalanische Literatur
Aus dem Katalanischen übersetzt und mit einem Nachwort von Eberhard Geisler
96 Seiten. Fadengeheftet, leinengebunden mit Schildchen
Wagenbach Verlag 2014
Zeitgenössische Literatur
Hier verbirgt sich manche Perle der Literatur. Ich lese auch mal einen Bestseller, natürlich, aber mein Blick ruht immer auf den kleinen Verlagen, auf den freien Verlagen. Sie trauen sich was - und diese Werke sind in der Regel besser als der Mainstream der meistgekauften Bücher …Zeitgenössische Romane
Kommentare
Kommentar veröffentlichen