Direkt zum Hauptbereich

Die geheimnisvolle Welt des Leonardo da Vinci von Christine Schulz-Reiss und Paolo Friz - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing




Die geheimnisvolle Welt des Leonardo da Vinci 


von Christine Schulz-Reiss und Paolo Friz


In der Einfachheit liegt die größte Vollendung.

500 Jahre nach seinem Tod ist das Universalgenie Leonardo da Vinci noch immer hochaktuell. Seine Neugier für Wissenschaft und Technik, verbunden mit seiner Intelligenz machten ihn zu einem Vordenker, der seiner Zeit meilenweit voraus war, und er war ein genialer Maler. Genau das  präsentiert Christine Schulz-Reiss. Sehr humorvoll, im Stil für Kinder verständlich, beschreibt sie ausführlich die Kindheit, Jugend und Lehrzeit von Leonardo. Er war ein Nerd – schon als Kind. Die Autorin fängt den Humor Leonardo spielerisch ein, die Zeit, in der er lebte. Gut gefällt mir die Lehrzeit, denn dort wird beschrieben, auf welchen Materialien man damals malte, wie man sie vorbehandelte und mit welchen Substanzen man Farben mischte – auch Leonardos Eigenkomposition werden erwähnt.




Seinen Traum vom Fliegen, die Flugmaschinen, seine Neugier auf die menschliche Anatomie, die Maschinen, die von Leonardo erfunden wurden, alles wird erwähnt. In seiner Zeit unter Herzog Ludovico Sforza diente er in Mailand als Kriegsingenieur, baute Kriegsmaschinen, zeichnete sogar eine Art U-Boot, um Schiffe von unten aus dem Meer anzugreifen. Und er war es, der meinte, an der Pest seien die Menschen selbst schuld, da man in Mailand sämtlichen Unrat aus dem Fenster auf die Straße warf – er war der Meinung, die Pest werde nicht durch die Luft, sondern durch Ratten übertragen. Er entwarf einen metallenen Ritter, der durch Sprungfedern von allein gehen konnte, der den Kopf und die Hände bewegte.



Erhabene Geister schaffen bisweilen am meisten, wenn sie am wenigsten arbeiten! Denn dann bilden sie vollkommene Ideen aus.

Aber Christine Schulz-Reiss zeigt auch die Sprunghaftigkeit von Leonardo, der gleichzeitig hunderte von Projekten im Kopf hatte, seine Arroganz und Eigensinnigkeit. Die Autorin lässt auch Zitate von Leonardo passend einfließen. Leonardos Leidenschaft, den Dingen auf den Grund zu gehen, wird prächtig beschrieben und illustriert. Paolo Friz hat den Text mit atmosphärischen Grafiken angereichert, die in die Zeit hineinziehen, ein Bild der Renaissance gibt, den vielseitigen Menschen – den Maler, den Wissenschaftler und Techniker – widerspiegelt. Zeichnungen im Stil der Zeit, lichtdurchflutet. Er bedient sich dabei einer aufwendigen Folientechnik, Folien, die er später übereinanderlegt. Die Altersangabe ab 8 Jahren ist für mich ok., soweit ein Erwachsener mitliest, für alleinige Lesen sollte das Kind schon 10 Jahre alt sein, denn es gibt eine Menge Text und Information. Aus dem Text ergeben sich sicher auch viele Fragen. Der Lebenslauf von Leonardo da Vinci ist kindgerecht, spannend beschrieben, humorvoll, dem Lesealter angepasst.


Christine Schulz-Reiss, geboren 1956, ist Autorin sowie freischaffende Journalistin. Sie arbeitete zunächst als politische Redakteurin und Reporterin, bevor sie sich 1991 selbstständig machte. Bekannt ist sie für ihre beliebte Jugend-Sachbuch-Reihe »Wer war das?« und ihre Reihe »Nachgefragt« – der Band »Politik« wurde 2004 für den Gustav-Heinemann-Friedenspreis nominiert.
Paolo Friz studierte Illustration an der Hochschule Luzern Design & Kunst und an der Hochschule für Angewandte Kunst in Prag. Nach dem Fachhochschulabschluss absolvierte er erfolgreich sein Masterstudium an der University of the Arts London Central Saint Martins. 2004 wurde er von der deutschen Editorial Design Gruppe Kircher-Burkhardt aus Berlin zu den Top Five Illustratoren Deutschlands gewählt. Weitere Auszeichnungen folgten. Paolo Friz arbeitet als Designer, Illustrator und Dozent an der Hochschule Design & Kunst Luzern.


Christine Schulz-Reiss / Paolo Friz  
Die geheimnisvolle Welt des Leonardo da Vinci
Bilderbuch, Reihe: Kinder entdecken berühmte Leute 
Kindermann Verlag, 2019, Halbleinen, Pappband, 36 Seiten, 21 x 26 cm
ab 8 Jahren

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Das Nest von Sophie Morton-Thomas

  Ein Küstenort in Großbritannien, wo das Marschland auf den Ozean trifft, wo Vögel die bessere Gesellschaft sind, lebt Fran eine ereignislose Routine. Sich um den Campingplatz kümmern, der mit Mobilheimen ausgestattet ist, ihren Sohn von der Schule abholen, Abendessen kochen. Mit Dom, ihrem Mann, läuft es nicht mehr so, ihre Schwester lebt mit ihrer Familie in einem Wagen, zahlt keine Miete, dem Schwager hatte sie den Entzug finanziert und jetzt trinkt er wieder, hat keine Arbeit. Freude findet Fran nur an den verschiedenen Vogelarten, die sie am Strand beobachten kann; sie hat auch ein Häuschen zur Beobachtung finanziert. Und nun entdeckt sie ein Nest mit einer seltenen Vogelart, hofft, dass die Jungen ausschlüpfen werden. Und verschwindet die Lehrerin … Ein leiser Thriller. Weiter zur Rezension:    Das Nest von Sophie Morton-Thomashttps

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Lázár von Nelio Biedermann

  «Ein wirklich großer Schriftsteller betritt die Bühne, im Vollbesitz seiner Fähigkeiten.», so wird von ihm geschrieben. Nelio Biedermann schreibt mit 20 Jahren sein erstes Buch und das Manuskript geht in die Versteigerung – die Verlage überbieten sich, es wird in 20 Sprachen verkauft, man redet über ein sechsstelliges Vorschusshonorar – über den neuen Thomas Mann . Uff. Ich war gespannt. Mich konnte der Familienroman nicht überzeugen – leider. Weiter zur Rezension:    Lázár von Nelio Biedermann

Interview mit Christina Clemm von Sabine Ibing

  © Sibylle Baier, Antje Kunstmann Verlag Christina Clemm arbeitet als Strafverteidigerin und als Nebenklagevertreterin von Opfern sexualisierter und rassistisch motivierter Gewalt. Deutschlands bekannteste Fachanwältin für Straf- und Familienrecht in Berlin und war Mitglied der Expertenkommission zur Reform des Sexualstrafrechts des BMJV, Aktivistin und politisch aktiv für Geflüchtete und von Gewalt Betroffene. Nach den neuesten Zahlen des BKA ist jede dritte Frau in Deutschland von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. In ihrem Buch «AktenEinsicht – Geschichten von Frauen und Gewalt» nimmt sie uns mit auf eine Reise in die Gerichtssäle der Republik, an die Tatorte, in die Tatgeschehen. Mit  «Gegen Frauenhass» zeigt sie die Mechanismen patriarchaler Gewalt und fordert, dass sich endlich etwas ändert. Hier mein Interview mit Christina Clemm. Weiter:   Interview mit Christina Clemm von Sabine Ibing

Rezension - Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

  Der Sommer, in dem Motte ein U-Boot fand, fing ziemlich normal an. Langweilig sogar. Doch auf einmal liegt das Schicksal der ganzen Stadt in ihren Händen. Es sind Ferien, aber Mottes Mutter muss arbeiten, einen Urlaub könnten sie sich nicht leisten. Sie ist als Personalcoach unterwegs: Mode, Schminke, Sport, Gesundheit, Ernährung. Und genau das interessiert Motte so gar nicht. Am Kai zeigt ihr Lukas das Metallfischen – ein perfektes Hobby für Motte, die neben schwarzer Kleidung das Unperfekte an Dingen liebt. Sie kauft sich einen Magneten zum Metallangeln. Vielleicht kann man sich etwas verdienen, wenn man Altmetall zur Altmetallhändlerin bringt; sie sammelt ihre ersten Schätze, die die Mutter eklig findet. Plötzlich hängt etwas ganz Großes an der Angel! Spannender Kinderroman ab 9/10 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Motte und die Metallfischer von Sanne Rooseboom und Sophie Pluim

Rezension - Yrsa von Alexandra Bröhm

  Journey of Fate (Yrsa. Eine Wikingerin 1)  Yrsa ist eine junge Wikingerin , die sich nach dem Tod der alleinerziehenden Mutter seit vier Jahren allein um ihrem Bruder Sjalfi kümmert. Als sie eines Tages von der Jagd nach Hause kommt, ist Sjalfi verschwunden. Verzweifelt macht sie sich auf die Suche und den gefährlichen Weg nach Haithabu . Denn es heißt, es würden Kinder entführt und versklavt. Unterwegs lernt sie Krieger kennen. Ihr Traum war immer schon, eine Kämpferin zu werden. Der Krieger Avidh hat es ihr besonders angetan. Ich würde den Roman ins Genre Young Adult einordnen. Wer softe Literatur, einen Liebesroman zur Entspannung mag, liegt hier richtig.  Weiter zur Rezension:    Yrsa von Alexandra Bröhm

Rezension - Hase Hollywood und das Geheimnis des Drachenlandes von Stefan Rasch, Simon Rasch und Anja Abicht

  Ein mächtiges Kinderbuch! Schwer an Gewicht, eine lange witzige, fantasievolle Geschichte. Der Hase Hollywood und seine Freunde betreiben ein Gasthaus in einer einsamen Bucht am Ende der Welt. Eines Tages taucht ein gefürchteter Piratenkapitän bei ihnen auf und vergisst doch glatt seinen Seesack unter dem Tisch. Darin befindet sich alte Schatzkarte und ein geheimnisvoller rosa Glitzerball. Der Ball entpuppt sich als Ei, aus dem ein kleiner Drachen schlüpft. Und damit beginnt eine abenteuerliche Reise zur Schatzinsel, denn auf der Karte sind auch die Drachen verzeichnet, den das Hasen-Team zu seinen Eltern bringen möchte. Sehr feine Illustrationen, grundsätzlich eine gute Geschichte, aber grobe handwerkliche Fehler für den Kinderroman. Weiter zur Rezension:     Hase Hollywood und das Geheimnis des Drachenlandes von Stefan Rasch, Simon Rasch und Anja Abicht 

Rezension - Der Freund von Tiffany Tavernier

  Mit dem Haus im Grünen hat sich Thierry einen Traum erfüllt. Zusammen mit Élisabeth genießt er die Ruhe und Abgeschiedenheit des Wohnens nahe einem Wald. Die einzigen Nachbarn weit und breit, gleich nebenan, Guy und Chantal. Eins Tages im Morgengrauen stürmt die Polizei das Gelände. Die Nachbarn und gute Freunde, werden in Handschellen abgeführt. Was haben sie getan? Journalisten belagern das Gelände. Ein psychologischer Kriminalroman , der sich mit den Folgen der «Opfer» befasst, denn letztendlich sind die schockierten Freunde auch Opfer des Massenmörders. Weiter zur Rezension:    Der Freund von Tiffany Tavernier

Rezension - Rath von Volker Kutscher

  Gelesen von David Nathan Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 21 Std. und 49 Min. Gereon und Charlotte Rath warten im Herbst 1938 nur noch auf den richtigen Moment, Deutschland zu verlassen, um nach Amerika zu gehen. Sie treffen sich heimlich in Hannover , denn Charly lebt immer noch in Berlin und Gereon, der als verstorben gilt, wohnt inkognito in Rhöndorf am Rhein , weil er seinen im Sterben liegenden Vater nicht im Stich lassen will. Charly sucht ihren ehemaligen Pflegesohn Fritze, der ausgerissen ist und unter Mordverdacht steht. Als sich die Lage zuspitzt, muss Gereon sein Versteck verlassen und Charly zu Hilfe kommen, nach Berlin reisen. Der 10. und letzte Band der Gereon Rath-Reihe - wie immer hochspannend, historisch gut recherchiert. Noirliteratur , ein feiner literarischer Krimi ! Empfehlung!  Weiter zur Rezension:    Rath von Volker Kutscher