Direkt zum Hauptbereich

Die Affäre Alaska Sanders von Joël Dicker - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



 

Die Affäre Alaska Sanders 


von Joël Dicker

Gesprochen von: Torben Kessler
Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 18 Std. und 31 Min.


Dies ist die Fortsetzung zu «Die Wahrheit von Harry Quebert» – zwei voneinander unabhängige Geschichten. Mir hatte der Roman um Marcus Goldman damals sehr gut gefallen, weil er so wendungsreich war – was ich für den Nachfolger ebenso versprechen kann. Nach Harry Quebert hatte Joël Dicker mit seinen Romanen für mich erheblich nachgelassen, doch dieser, so sagte man, soll in der Qualität an den ersten anknüpfen … und ja, da ist er wieder! Wir erinnern uns an den Schriftsteller Marcus Goldman und Sergeant Perry Gahalowood, die sich während der Ermittlung anfreunden. Und dieses Mal untersuchen sie gemeinsam als Team einen alten Mordfall, der abgeschlossen ist, der Täter bereits im Gefängnis schmort. Doch neue Erkenntnisse werfen die Frage auf: Wurde seinerzeit der Falsche verurteilt? 


Wer hatte elf Jahre zuvor die 20-jährige Alaska Sanders getötet?


Freitag, 2. April 1999

Als Letzter lebend gesehen hatte sie Lewis Jacob, der Besitzer einer Tankstelle an der Route 21, gegen 19: 30 Uhr, als er seinen Shop neben den Zapfsäulen verließ. Er wollte seine Frau an ihrem Geburtstag zum Essen ausführen.

‹Bist du sicher, dass es dir nichts ausmacht, den Laden nachher abzuschließen?›, sagte er zu seiner Angestellten, die hinter der Kasse stand.

‹Das mach ich doch gern, Mr Jacob.›

‹Danke, Alaska.›

Lewis Jacob ließ den Blick auf der jungen Frau ruhen. Sie war eine Schönheit. Ein Sonnenschein. Und so freundlich! In den sechs Monaten , die sie bei ihm arbeitete, hatte sie sein Leben verändert.


April 1999, in Mount Pleasant, einem Kaff an der amerikanischen Ostküste im Bundesstaat New Hampshire, wird die Leiche der jungen Alaska Sanders geborgen. Die Geständnisse eines Verdächtigen und seines Komplizen genügen, um die Ermittlung zu einem raschen Erfolg zu führen. – Wechsel – Zwei Jahre zuvor hatte der Schriftsteller Marcus Goldman die Unschuld seines Mentors und Professors, Harry Quebert bewiesen, der sich seitdem zurückgezogen hatte. Goldman schrieb die Geschichte auf und wurde damit zu einem berühmten Autor. Er sucht nach Quebert, der ihm fehlt und nach Inspiration, als er vom Tod von Sergeant Perry Gahalowoods Frau hört. Bei der Beerdigung erzählt ihm der Polizist, er habe ein Schreiben gefunden, das zeigt, seine Frau muss einem anonymen Hinweis nachgegangen sein, der für ihn bestimmt war – ein Tipp, der der beweisen soll, dass Eric Donovan unschuldig einsitzt. Und so begeben sich die beiden Freunde auf die Suche, herauszufinden, ob man damals die Mordaufklärung falsch angegangen war. Wer hatte elf Jahre zuvor die 20-jährige Alaska Sanders getötet? Warum war die Schönheitskönigin, der man eine Karriere als Schauspielerin vorausgesagt hatte, nicht den damaligen Angeboten gefolgt, sondern war in das abgelegene Kaff Mount Pleasant gezogen, um an einer Tankstelle zu arbeiten? Was hatte sie zu verbergen? Oder vor was hatte sie Angst?


Ein spannender, wendungsreicher Whodunnit, Mysterykrimi,  beste Unterhaltung!


Es ist Zeit, dass Sie zu Ihrer eigenen Identität als Schriftsteller stehen. Vor allem müssen Sie aufhören, partout in meine Fußstapfen treten zu wollen.


Im Laufe der Ermittlungen werden einige Geheimnisse gelüftet, es gibt Verdächtige, Zeugenaussagen werden neu bewertet, und manch einer hat damals nicht alles gesagt, was er wusste oder gelogen oder wurde nicht ernst genommen. Im Geflecht der vielen Hinweise gibt es immer wieder Wendungen, neue Andeutungen, so dass Joël Dicker es geschickt schafft, die Spannung hochzuhalten. Er wechselt die Perspektiven und die Zeitebenen, entwickelt komplexe Charaktere, die den Lesenden auf der emotionalen Ebene ansprechen. Goldman berichtet uns von der Ermittlung zum Fall und von seiner Sehnsucht, endlich seinen Mentor wiedersehen zu können, dem er ebenfalls nachspürt – der ihm am Schluss einen wichtigen Tipp zu seinem ruhelosen Leben geben wird. Ein Erzähler blickt parallel zurück in die Vergangenheit, erzählt etwas über Alaska und deren Umfeld – Zeitzeugen, die das Team verhört, erweitern dies mit ihren heutigen Aussagen. 600 Seiten Lesevergnügen bzw. achtzehneinhalb Stunden Hörvergnügen vergehen so im Flug. Wem die «Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert» gefallen hat, der sollte sich diesen Roman nicht entgehen lassen. Ein spannender, wendungsreicher Whodunnit, Mysterykrimi,  beste Unterhaltung!


Joël Dicker wurde 1985 in Genf geboren. Seine Bücher «Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert» und «Die Geschichte der Baltimores» wurden weltweite Bestseller, über 6 Millionen mal verkauft und mehrfach ausgezeichnet. «Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert» wurde in den USA als Serie verfilmt. 



Joël Dicker
Die Affäre Alaska Sanders
Gesprochen von: Torben Kessler
Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 18 Std. und 31 Min.
Originaltitel:  L'Affaire Alaska Sanders
Übersetzt aus dem Französischen von Michaela Meßner
Fortsetzung zu «Die Wahrheit von Harry Quebert»
Drittes Buch mit Marcus Goldman
Krimi, Kriminalliteratur, Kriminalroman, Whodunnit, Mysterykrimi, Schweizer Literatur
OSTERWOLDaudio, Audible, 2023
Piper Verlag, 592 Seiten, 2023







Krimis und Thriller

Ich liebe Krimis und Thriller. Natürlich. Spannend, realistisch, gesellschaftskritisch oder literarisch, einfach gut … so stelle ich mir einen Krimi vor. Was ihr nicht oder nur geringfügig bei mir findet: einfach gestrickte Krimis und blutrünstige Augenpuler.
Krinis und Thriller

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Ambivalenz von Amélie Nothomb

  Eben noch war Claude mit Reine im Bett. Beim Anziehen erklärt sie, sie würde ihn für den erfolgreicheren Jean-Louis verlassen; eiskalt sie offeriert ihm, der habe mehr zu bieten. Claude schwört, sich an Reine zu rächen. Claude heiratet Dominique; Frau und Tochter interessieren ihn nicht, er hat andere Pläne. In Zeitraffern und Extrakten teilt der Leser das Leben der Familie – hier geht es um Liebe, Rache und Vergeltung auf mehreren Ebenen, die radikale Bloßstellung menschlicher Ruchlosigkeit. Feiner kurzer Roman! Weiter zur Rezension:    Ambivalenz von Amélie Nothomb

Rezension - Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

  Rezepte, die du lieben wirst Der Israeli Yotam Ottolenghi hat zusammen mit seinem dreiköpfigen Küchenteam das nächste Kochbuch entwickelt. Das Team widmet sich dem Comfort Food und liefert inspirierende Gerichte, die nach Zuhause und Geborgenheit schmecken. Aber auch nach Kindheitserinnerungen und Reiseeindrücken. Comfort Food bedeutet für jeden etwas anderes, auf jeden Fall etwas wie Geborgenheit und Wohlfühlgefühl: ein Gefühl von Nostalgie, aber auch Vertrautheit. So sind über 100 Rezepte entstanden, von der Bolognese (mit asiatischen Gewürzen) bis zu Eier-Gerichten, von der One-Pot-Pasta bis zum Apfelkuchen. Rezepte, die zugleich originell aber auch vertraut und bewährt sind. Und immer mit dem gewissen Ottolenghi-Twist. Weiter zur Rezension:    Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

Rezension - O du schreckliche: Ein garstiger Weihnachtskanon

  Kurzgeschichten herausgegeben von Felix Jácob Felix Jácob liebt Weihnachten und fürchtet es zugleich. Im Kreis seiner großen Familie wird an den Feiertagen zelebriert, beschenkt – und lautstark gestritten. Als passionierter Leser, studierter Philologe und langjähriger Büchermacher in europäischen Verlagen sammelt er seit Jahren die schönsten und bösesten Geschichten zum Fest. Wer spricht davon, Weihnachten zu feiern? Überstehen ist alles! Garstige, schräge Weihnachtsgeschichten für Lesende, die schwarzen Humor lieben. Weiter zur Rezension:     O du schreckliche: Ein garstiger Weihnachtskanon

Rezension - Der Rückwärtsdieb - Mehr als nur ein Trick! von Ulrich Fasshauer von Ulla Mersmeyer

  Der Vater des 11-jährigen Nachwuchs-Zauberkünstler Lenny ist Antiquar. Die wertvollsten Bücher hält er im Tresor verschlossen. Das eine will er nun verkaufen, es ist ziemlich viel wert. Es sei ein uraltes, wertvolles Zauberbuch. Lenny glaubt, es können ihm weiterhelfen, berühmt zu werden; und so stibitzt er den Band, nur ausgeliehen! Was soll denn schon passieren? Doch dann wird Lenny selbst bestohlen! Wer könnte es auf das alte Buch abgesehen haben? Spannend, turbulent, witzige Dialoge. Lesespaß ab 10 Jahren.  Weiter zur Rezension:    Der Rückwärtsdieb - Mehr als nur ein Trick! von Ulrich Fasshauer von Ulla Mersmeyer

Rezension - Chronisch gesund statt chronisch krank von Dr. med. Bernhard Dickreiter

Von der Schulmedizin bis heute ignoriert: Die wahren Ursachen der chronischen Zivilisationskrankheiten – und was man dagegen tun kann Noch nie hat es so viele chronisch Kranke gegeben wie heute: Arthrose, Diabetes, Alzheimer, Rückenleiden, Krebs, Burnout usw. Der Internist, Reha-Experte und Ganzheitsmediziner Dr. med. Bernhard Dickreiter ist überzeugt, dass diese Patienten selbst aktiv etwas dagegen unternehmen können. Sein Standpunkt: Wir müssen alles dafür tun, damit es den Zellen in unserem Organismus gut geht. Jede Zelle ist von einer organtypischen Umgebung eingeschlossen, in die sogenannte extrazelluläre Matrix (EZM). Dort zieht die Zelle ihre Nährstoffe, den Sauerstoff, und hier entsorgt sie ihre Abfallstoffe. Ist die Zellumgebung nicht gesund, werden wir krank. Die Schulmedizin bekämpft meist nur Symptome: Schmerzen – Schmerztablette. Die Ursachen werden oft nicht hinterfragt, bzw. operabel versucht zu beheben: neues Knie, neue Hüfte usw. Dickreiter geht ganzheitlich vor. ...

Rezension - Die Schatzinsel von Sebastià Serra, nach Robert Louis Stevenson

In diesem hochwertigen Pappbilderbuch wird der Klassiker «Die Schatzinsel» in Reimform erzählt. Es ist die Geschichte einer abenteuerlichen Suche nach einem Piratenschatz, bei der der Junge Jim eine Hauptfigur ist; ebenso eine Schatzkarte. Ich war ja ehrlich gesagt skeptisch, ob man einen dicken, spannenden Roman in eine kurze Reimform bringen kann. Das ist gelungen. Spannendes Bilderbuch ab 3 bis 4 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Schatzinsel von Sebastià Serra, nach Robert Louis Stevenson

Rezension - Mittelmeer: Tauche ein in die mediterrane Welt von Katharina Vlcek

Dieses Sachkinderbuch bietet viel Hintergrundwissen zur Mittelmeerregion. Das Buch entführt uns zu Zeugnissen großer Kulturen, Geografie, Geschichte, die Geschichte ihrer Besiedlung und lädt uns ein, ein die Tiefe der Unterwasserwelt zu tauchen. Die mediterrane Region ist aber nicht nur ein Urlaubsort: Schon seit über 42 000 Jahren leben Menschen am und vom Mittelmeer, mit einer 46.000 Kilometer langen Küstenlinie und 521 Millionen Menschen, die in den 24 angrenzenden Staaten leben. Eine runde Information, grafisch hervorragend begleitet, ein Kinderbuch ab 9 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Mittelmeer: Tauche ein in die mediterrane Welt von Katharina Vlcek

Rezension - Franz – oder warum Antilopen nebeneinander laufen von Christoph Simon

Ein Schweizer Kultbuch von 2001, neuaufgelegt, ein Comming of age – Roman, schräg, amüsant, empathisch, spleenig. Franz ist einer, der weiß, dass er irgendwie die Schule überstehen muss, mit Abschluss, aber wozu das alles gut sein soll, hat er noch lange nicht kapiert. Schule ist irgendwie ein Stück Heimat, wenn nur der Unterricht nicht wäre. Ein typisches Jugendbuch, allerdings in einer Form, das auch Erwachsenen gefällt. Hier geht es zur Rezension:    Franz – oder warum Antilopen nebeneinander laufen von Christoph Simon

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - L’Osteria Grande Amore von L’Osteria und Diana Binder

  Die Geheimnisse unserer Küche L’Osteria Grande Amore – das erste Restaurant eröffnete 1999 in Nürnberg. Systemgastronomie – heute hat die Kette gut 200 Restaurants in neun Ländern mit rund 8.000 Beschäftigten. Seitdem hat sich das Ursprungskonzept mehr als bewährt: Frische italienische Küche, lässiges Ambiente, Pizze, die über den Tellerrand hinausragen und Systemgastronomie, die schmeckt. Im Buch sind in der Einführung einige Fotos zu den Lokalitäten enthalten. Und dann geht es los zu den Rezepten aus L’Osteria Grande. Neues Rezepte zu Pasta und Pizza! Empfehlung! Weiter zur Rezension:    L’Osteria Grande Amore von L’Osteria und Diana Binder