Direkt zum Hauptbereich

Der Morgen einer neuen Zeit von Ken Follett - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Der Morgen einer neuen Zeit 


von Ken Follett

Kingsbridge Serie
Gesprochen von: Tobias Kluckert
Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 28 Std. und 59 Min.


Der Anfang: 

Edgar fand es schwierig, die ganze Nacht lang wach zu bleiben, dabei war es die wichtigste Nacht seines Lebens. 

Er hatte seinen Umhang über die Binsen auf dem Fußboden gebreitet und lag nun darauf in seinem knielangen Hemd aus brauner Wolle, das er den ganzen Sommer lang trug, Tag und Nacht. Im Winter hüllte er sich in den Umhang und lag in der Nähe der Feuerstelle.


Ken Follett geht mit diesem Teil weit zurück in seiner Kingsbridgeserie – back to the roots – in die Zeit vor «Die Säulen der Erde». England im Jahr 997, ein Prequel. Der junge Bootsbauer Edgar wartet im Morgengrauen auf seine Geliebte, eine verheiratete Frau, mit der er durchbrennen will. Da entfaltet sich für ihn am Horizont auf dem Meer das Bild des Grauens: die Drachenboote der Wikinger! Er rennt zurück in die Stadt, will die Familie warnen, die Geliebte retten, aber es ist zu spät, und er biegt ab zum Kloster und läutet die Glocken, um die Bürger von Combe zu warnen. Einige Menschen retten sich, doch das Massaker in der Stadt hat bereits begonnen. Edgars Geliebte und auch sein Vater sind unter den Opfern. Auch die Werft der Bootsbauer brennt nieder, sowie Edgars Elternhaus. Edgar bleibt mit Mutter und zwei Brüdern mittellos zurück. Einen Ausweg bietet Priorei an: die Pacht für einen verlassenen Bauernhof in Dreng’s Ferry im Landesinneren; eine armselige Hütte! Gleich um die Ecke liegt das Örtchen Ort Shiring.


Er brauchte einen Moment, bis er begriff, dass er etwas sah, das noch schlimmer war als ein Ungeheuer: Es war ein Schiff mit einem Drachenkopf am Ende des langen gebogenen Vorderstevens. 

Ein weiteres Schiff kam in Sicht, ein drittes, ein viertes. Ihre Segel waren gebläht vom auffrischenden Südwestwind, und die leichten Fahrzeuge glitten rasch durch die Wellen. Edgar sprang auf.

Die Wikinger – oder Dänen, wie man sie hier meist nannte – waren Räuber, Frauenschänder und Mörder. Sie griffen längs der Küste an und an Flussufern. Sie setzten Städte in Brand, raubten, was sie tragen konnten, und metzelten alles nieder bis auf junge Männer und Frauen, die sie gefangen nahmen und als Sklaven verkauften.


Die große Liebe

Zur gleichen Zeit soll die adelige Tochter Ragna in Cherbourg, Frankreich, einen holden Edelmann heiraten. Nett, aber langweilig, so ihr Urteil über ihn – denn sie hat sich bereits in den englischen Edelmann Wilwulf verliebt, der Gast ihres Vaters ist. Sie sei seine große Liebe, schwört er – und so lässt sie sich auf ihn ein. Wird er zurückkommen und um ihre Hand anhalten? Und hoffentlich ist die Liaison ohne Folgen geblieben ... Alles in Butter – der Alderman sendet den Bruder, um einen Ehevertrag auszuhandeln, der auch versichert, die erste Ehefrau von Wilwulf sei von ihm gegangen. Die Eltern von Ragna sind nicht einverstanden, aber sie lassen sie ziehen. Derweil kümmert sich Edgars Familie um den kargen Boden ihrer Pacht und Edgar verdient sich sein Geld als Fährmann. Dreng, dem Besitzer einer Wirtschaft am Fluss lässt Reisende durch die walisische Sklavin Blod auf die andere Seite rudern, was Edgar für unwirtschaftlich hält – er schlägt vor, eine Fähre zu bauen, die einen Wagen oder mehrere Personen transportieren kann. So lernen sich Ragna und Edgar kennen. 


Ragnhild, Tochter Graf Huberts von Cherbourg, saß zwischen einem englischen Mönch und einem französischen Priester. Ragna, wie sie genannt wurde, fand den Mönch interessant und den Priester aufgeblasen – aber der Priester war es, den sie für sich einnehmen sollte.

In der Burg von Cherbourg aß man zu Mittag. Der beeindruckende Wehrturm stand auf dem Hügel, der den Hafen überragte. Ragnas Vater war stolz auf das Bauwerk. Es war neuartig und ungewöhnlich. ... Er schätzte sein kriegerisches Wikingererbe, aber zufriedener machte ihn, dass die Wikinger zu Normannen geworden waren, die ihre eigene Abart des Romanischen sprachen. Vor allem jedoch war ihm wichtig, dass sie das Christentum angenommen hatten und die Kirchen und Klöster, die von ihren Ahnen gebrandschatzt worden waren, wieder aufbauten.


Die einen sind edel und gut - die anderen ruchlose Fieslinge

Ab diesem Zeitpunkt weiß der Leser: Am Ende siegt das Gute und sie werden zusammenkommen ... leider ist der Roman von Anfang an durchschaubar und bleibt um Strecken hinter «Die Säulen der Erde» zurück. Keine Frage, wir haben es mit guter Unterhaltung zu tun. Aber Gut und Böse – die Ehrsamen und die Niederträchtigen sind strickt getrennt, von Anfang an erkennbar. Schwarz und Weiß. Edgars Herz ist nicht zu brechen – denn es ist bereits gebrochen, noch immer trauert er um seine Geliebte. Ragnas Herz wird kurz nach der Hochzeit gebrochen – denn die erste Ehefrau von Wilwulf kehrt mit ihrem jugendlichen Sohn ins Heim zurück, verschwestert mit der Stiefmutter des Ehemanns. Nein, von gestorben war nie die Rede, von ihm gegangen, eine Weile, an einen anderen Ort. Nun sei sie wieder da. Ragna muss lernen, dass in England offiziell niemand eine zweite Frau haben darf – sich aber keiner drum schert. Die Bösen stehen sofort im Fokus, drei Brüder: Wynstan der Bischof, korrupt, geld- und machtgierig; Wigbert der Kämpfer, ein wenig hohl in der Birne; und Wilwulf, der jüngste, ein fescher Alderman, der zu seiner Familie hält; Vetter Dreng, ein fieser Typ. Die Guten: Ragna, die Betrogene, die im Verlauf der Handlung noch ziemlich viel einstecken muss; Edgar, der Aufrechte, fleißig und klug, der Problemlöser, er wird sich den Aufstieg erarbeiten; beider Freund und Berater Mönch Aldred, der in Shiring eine Bibliothek aufbauen will und der der Gegenpart zum korrupten Bischof ist. Steinig ist der Weg zum Glück, 1024 Seiten oder 29 Stunden Hörvergnügen – gute Unterhaltung ohne Tiefgang; am Ende nerven die nicht endenden Intrigen. Helden müssen leiden – aber man könnte die Sache hier ein wenig verkürzen; immer noch einen drauf, och nö, dachte ich, wir wissen doch, wie es ausgeht. Leider weiß man das nach dem ersten Treffen der beider Hauptprotagonisten ... Charaktere, die überzeichnete Klischees darstellen, das war megaschlecht. Der oberböse Bischof ist der wahre Teufel. Auf die Hälfte verkürzt, das hätte gelangt – zumindest die Story. Ich hätte mir stattdessen mehr historische Hintergründe gewünscht.


Auf dem Weg ins Mittelalter

Ein ein Prequel muss sich natürlich an den anderen Bänden messen. Ken Follett schwächelt hier. Als historischer Roman ist dies für mich der schlechteste Band der Serie. Eher ein Kitschroman, wenn auch ein halbwegs guter. Intrigen und noch mehr Intrigen, am Ende siegt das Gute, so kennen wir Follett. Diesmal hat es ein wenig genervt, weil der historische Hintergrund ein Hintergrund bleibt und die Story extrem durchsichtig ist, ein nerverendig druff auf die Helden. Kingsbridge und Shiring in den Anfängen – zwei fiktive Orte. Angelsachsen, England, eine Gesellschaft der Aldermänner und Kirchenführer, ein König, der Recht und Gerechtigkeit kaum durchzusetzen kann, weil er gleichzeitig von den Grafen abhängig ist. König Aethelred (978 bis 1016) - der Unberatene genannt - der während seiner Herrschaft die Dänen abwehren musste, die immer wieder die Küsten überfielen. Durch hohe Geldzahlungen, das Danegeld, versuchte er sein Land freizukaufen. Die Dänen verwüsteten 997 Cornwall, Devon, das westliche Somerset und südliche Wales, 998 Dorset, Hampshire und Sussex. 999 überfielen sie Kent. Eine bewegende Zeit, die allerdings lediglich gleich am Anfang beschrieben wird. Im Verlauf ziehen die Männer aus, um gegen die Dänen zu kämpfen – wo, wieso, warum, wird nicht erwähnt. Zeit für Intrigen, dann sind sie wieder zurück und spinnen eigene Intrigen. Emma von der Normandie war die Tochter Richards I. von der Normandie und dessen Frau Gunnora. Sie heiratete zunächst 1002 den englischen König Aethelred II. und gebar ihm Alfred sowie den späteren König Eduard (III.), den Bekenner. Auch eine sehr reizvolle Persönlichkeit, die es Wert wäre, um sie herum einen Roman zu spinnen. Sie hat hier als Bekannte von Ragna aus der Normandie einen kleinen Auftritt. Wer erwartet, etwas mehr über die englische Geschichte zu erfahren, 1024 Seiten würden dazu einladen, der wird leider wenig erfahren. Was Ken Follett schafft, ist eher atmosphärisch die Zeit wiederzugeben. Holzbauten – die Steinburgen der Normandie gab es in England zu dieser Zeit noch nicht. Ein Alderman und sein Haushalt, eine kleine Einheit; das harte Leben der einfachen Menschen, die auf Verderb und Gedeih von den hohen Herrschaften abhängig waren. Eine verlotterte Gesellschaft, in der Gewalt regierte. Wie gesagt, für mich der schwächste Band der Serie, nette Unterhaltung im Mittelmaß; mehr würde ich diesem Roman zusprechen. Wer ihn nicht liest, hat auch nichts verpasst.


Ken Follett, Autor von über zwanzig Bestsellern, wird oft als «geborener» Erzähler gefeiert. Er wurde am 5. Juni 1949 im walisischen Cardiff als erstes von drei Kindern des Ehepaares Martin und Veenie Follett geboren. Die zutiefst religiösen Folletts erlaubten ihren Kindern weder Fernsehen noch Kinobesuche und verboten ihnen sogar, Radio zu hören. Dem jungen Ken blieben zur Unterhaltung nur die unzähligen Geschichten, die ihm seine Mutter erzählte – und die Abenteuer, die er sich in seiner eigenen Vorstellungswelt schuf. Schon früh lernte er lesen; er war ganz versessen auf Bücher. Im September 1970, gleich nach der Universität, trat Ken Follett mit einem dreimonatigen Journalistenkurs den Weg an, der ihn zur Schriftstellerei führte. Zuerst arbeitete er als Zeitungsreporter für das South Wales Echo in Cardiff, nach der Geburt seiner Tochter Marie-Claire 1973 als Kolumnist für die Evening News in London. Als Ken Follett sah, dass sein Traum, ein «berühmter Enthüllungsjournalist und Starreporter» zu werden, nicht in Erfüllung gehen würde, begann er, an den Abenden und Wochenenden Romane zu schreiben. 1974 verließ er die Zeitungswelt und nahm eine Stellung bei dem kleinen Londoner Verlag Everest Books an. Seine Feierabend-Schriftstellerei führte zwar zur Veröffentlichung einiger Bücher, von denen sich aber keines gut verkaufte. «Die Nadel» (Eye of the Needle, mit Donald Sutherland in der Hauptrolle verfilmt) wurde 1978 veröffentlicht und machte Follett dann doch zum Bestseller-Autor, gewann den Edgar-Award und verkaufte sich mehr als 10 Millionen Mal. Der Erfolg dieses Buches ermöglichte es Ken, seinen bisherigen Beruf aufzugeben, eine Villa im Süden Frankreichs anzumieten und sich völlig seinem nächsten Roman namens Dreifach (Triple) zu widmen. Später kehrte er nach England zurück. In den letzten 40 Jahren hat Ken Follett 30 Romane verfasst. Seine ersten fünf Bestseller waren Spionageromane: Die Nadel (1978), Dreifach (1979), Der Schlüssel zu Rebecca (The Key to Rebecca – 1980), Der Mann aus St. Petersburg (The Man from St. Petersburg – 1982) und Die Löwen (Lie Down with Lions – 1986). Auf den Schwingen des Adlers (On Wings of Eagles – 1983) ist die wahre Geschichte zweier Angestellter von Ross Perot, die während der Revolution in 1979 aus dem Iran gerettet werden. Und dann überraschte er seine Leser mit einem radikalen Genre-Wechsel: 1989 erschien Die Säulen der Erde (The Pillars of the Earth), ein Roman über den Bau einer fiktiven Kathedrale im Mittelalter; es wurde der erste Teil der Kingsbride-Serie. Das Buch führte sechs Jahre lang die deutschen Bestsellerlisten an. Die folgenden drei Romane, Nacht über den Wassern (Night Over Water – 1991), Die Pfeiler der Macht (A Dangerous Fortune – 1993) und Die Brücken der Freiheit (A Place Called Freedom – 1995), waren eher historische Romane als Thriller. Mit dem Roman Der dritte Zwilling (The Third Twin – 1996) kehrte er jedoch wieder ins Thriller-Genre zurück. Die Kinder von Eden (The Hammer of Eden – 1998) war wieder ein Kriminalroman, der in der Gegenwart angesiedelt ist, gefolgt von Das zweite Gedächtnis (Code to Zero – 2000), einem Thriller, der zur Zeit des Kalten Krieges spielt. Für die beiden anschließenden Romane wählte Ken wieder den 2. Weltkrieg als Hintergrund: Die Leopardin (Jackdaws – 2001) ist die Geschichte einer Gruppe von Frauen, die an Fallschirmen über dem besetzten Frankreich abspringen, um ein strategisch wichtiges Fernmeldeamt zu zerstören (der Roman gewann 2003 den begehrten Corine-Preis); Es folgten Mitternachtsfalken (Hornet Flight – 2002), Eisfieber (Whiteout – 2004). Die Tore der Welt (World Without End – 2007) ist die lang erwartete Fortsetzung zu Die Säulen der Erde. In diesem Roman kehrt Ken zweihundert Jahre später nach Kingsbridge zurück und berichtet von den Nachkommen der Figuren. Es folgte die «Jahrhundert-Saga»: Sturz der Titanen (Fall of Giants, 2010), Winter der Welt (Winter of the World, 2012), Kinder der Freiheit (Edge of Eternity), die das Schicksal von fünf Familien über den Ersten und Zweiten Weltkrieg bis zum Fall der Berliner Mauer beschreibt. Die großen Freuden in Folletts Leben, abgesehen von den ihm nahe stehenden Menschen, sind gutes Essen und Wein, Shakespeare und Musik. 2007 verlieh ihm die University of Glamorgan die Ehrendoktorwürde in Literatur und die Saginaw Valley State University in Michigan einen ähnlichen Titel; dort gibt es auch ein eigenes «Ken-Follett-Archive», wo seine Unterlagen aufbewahrt werden. 2008 schloss sich die University of Exeter an.



Ken Follett 
Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
Titel der Originalausgabe: The Evening and the Morning
Gesprochen von: Tobias Kluckert
Serie: Kingsbridge-Serie
Übersetzt aus dem Englischen von Dietmar Schmidt und Rainer Schumacher
Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 28 Std. und 59 Min.
Historischer Roman, Prequel, England, englische Literatur, König Aethelred, Danegeld, Emma von der Normandie
Lübbe Audio, Audible, 2020
Lübbe Verlag, 2020, Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband, 1024 Seiten




Historische Romane und Sachbücher

Im Prinzip bin ich an aller historischer Literatur interessiert. Manche Leute behaupten ja, historisch seien Bücher erst ab Mittelalter.  Historisch - das Wort besagt es ja: alles ab gestern - aber nur was von historischem Wert ist. Was findet ihr bei mir nicht? Schmonzetten in mittelalterlichen Gewändern. Das mag ganz nett sein, hat für mich jedoch keine historische Relevanz.  Hier gibt es Romane und Sachbücher mit echtem historischen Hintergrund.
Historische Romane



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Zappenduster von Hubertus Becker

Wahres aus der Unterwelt Kurzgeschichten aus der Unterwelt: »Alle Autoren haben mehr als zehn Jahre ihres Lebens im Gefängnis verbracht.« 13 Geschichten von 6 verschiedenen Autor*innen. Diverse Schreibstile, vermischte Themen, aber das Zentralthema ist Kriminalität. Knastgeschichten, Strafvollzug, die Erzählungen haben mir unterschiedlich gut gefallen – zwei davon haben mich beeindruckt, die von Sabine Theißen und Ingo Flam. Weiter zur Rezension:  Zappenduster von Hubertus Becker 

Rezension - Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

  Eine fantasievolle poetische Gutenachtgeschichte, eine Bilderbuch-Reise über das, was in der Nacht geschieht. Eine Tochter fragt den Papa: «Was ich dich schon immer mal fragen wollte ..... Was passiert eigentlich, wenn ich schlafe?» Und der Papa beginnt zu erzählen. Es beginnt um neun Uhr. Stunde um Stunde verändert sich die Nacht und zeigt uns ihr wahres, ihr traumgleiches Antlitz: Statuen spielen verstecken, Telefone rufen sich gegenseitig an, der Wal im Schwimmbad traut sich an die Wasseroberfläche, die Laternen trinken aus Pfützen… Ist das möglich, was Papa erzählt? Oder will er uns einen Bären aufbinden? Eine wunderschöne Gutenachtgeschichte ab 4 Jahren, die zu herrlichen Träumen einlädt. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

Rezension - Kein Bock mehr von Anna Lott und Andrea Ringli

  Eine witzige Geschichte über ein starkes Mädchen, das Verantwortung für ihre Umwelt übernimmt. Eines Tages kommt Juli aus dem Haus und der Baum ist weg. Wo mag er geblieben sein? Doch als Juli nach Hause kommt, liegt er in ihrem Bett: «Kein Bock mehr!» Den Baum hat es erwischt: Burnout. Kein Wunder, dass er so viel arbeiten muss, denn er ist der einzige Baum weit und breit. Aber wo soll die Amsel denn nun ihr Nest bauen? Und wo soll die Fledermaus schlafen? Kein Problem, meint Juli, der Baum brauchte sicher nur mal eine Pause. Und so lange kann sie ja für die Tiere da sein … Humorvolles Bilderbuch mit Tiefgang ab 3 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Kein Bock mehr von Anna Lott und Andrea Ringli 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - In allen Spiegeln ist sie Schwarz von Lolá Ákínmádé Åkerström

  Kemi, Brittany-Rae und Muna: drei Frauen leben in Schweden – drei völlig unterschiedliche Lebenswelten; eins haben sie gemeinsam: Sie sind schwarz und nicht in Schweden geboren. Ihre Ausgangssituationen können kaum unterschiedlicher sein. Trotzdem beginnen sich ihre Leben auf unerwartete Weise zu überschneiden – in Stockholm, einer als liberal geltenden Stadt. «In allen Spiegeln ist sie Schwarz» erzählt die schwierigen Themen Migration, Rassismus, Sexismus und Identität mit Leichtigkeit; obwohl nichts komplexer ist als dieser Themenbereich. Spannender zeitgenössischer Roman. Empfehlung!  Weiter zur Rezension:   In allen Spiegeln ist sie Schwarz von Lolá Ákínmádé Åkerström

Kreativ - Kunst - Zeichnen - Lesen - Künstler - Was gibt es Neues?

Kreativ - Kunst - Zeichnen - Lesen - Künstler - Was gibt es Neues? Große Kunst wird gekauft und verkauft, sie kommt unter den Hammer und wird vorn und hinten versichert. Kleine Kunst ist kein Produkt. Sie ist eine Haltung. Eine Lebensform. Große Kunst wird von ausgebildeten Künstlern und Experten geschaffen. Kleine Kunst wird von Buchhaltern geschaffen, von Landwirten, Vollzeitmüttern am Cafétisch, auf dem Parkplatz in der Waschküche.  (Danny Gregory) Das Farbenbuch von Stefan Muntwyler, Juraj Lipscher und Hanspeter Schneider Als ich dieses Kraftpaket von Buch in den Händen hielt, war ich zunächst einmal platt. Wer dieses Sachbuch hat, benötigt keine Hanteln mehr! Aber Spaß beiseite, wer dieses Buch gelesen hat, hat auch keine Fragen mehr zum Thema Farben. Farben werden aus Pigmenten hergestellt, soweit bekannt. Die beiden Herausgeber sind der Kunstmaler Stefan Muntwyler und der Chemiker Juraj Lipscher, beide lebenslange Farbspezialisten, und dies ist ein Kompendium der P

Rezension - Zeiten der Auflehnung von Aram Mattioli

  Aram Mattioli erzählt zum ersten Mal den langanhaltenden Widerstand der First Peoples in den USA - vom First Universal Races Congress (1911) über die Red Power-Ära und die Besetzung von Wounded Knee (1973) bis hin zu den Protesten gegen die Kolumbus-Feierlichkeiten (1992). Die American Indians waren dabei nie nur passive Opfer, sondern stellten sich dem übermächtigen Staat sowohl friedlich als auch militant entgegen.  Schwer verdaulich, wie die Native Americans noch im 20. Jahrhundert entrechtet und diskriminiert wurden. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Zeiten der Auflehnung von Aram Mattioli

Rezension - Spanischer Totentanz von Catalina Ferrera

Der erste Barcelona-Krimi, »Spanische Delikatessen«, von Calina Ferrera hatte mir als Hörbuch gefallen: leichte Story mit Lokalkolorit, feiner Humor, spannende Geschichte. Leider konnte mich der zweite Band nicht überzeugen. Weder Spannung noch ein Gefühl für die Stadt kam auf. Touristische Beschreibungen und Restaurantbesuche lähmen eine durchschaubare Kriminalgeschichte, die die Mossos d’Esquadra auf den Cementiri de Montjuïc und die Zona Alta führt. Weiter zur Rezension:    Spanischer Totentanz von Calina Ferrera

Rezension - Das Wassergespenst von John Kentrick Banges und Barbara Yelin

Dieses witzig-gruslige Jugendbuch, bzw., schlicht Comic, nimmt eine über 100 Jahre alten Geschichte von John Kendrick Bangs auf. Die Comic-Zeichnerin Barbara Yelini interpretiert die Story neu mit wundervollen Wasserbildern. Ein wundervoller Comic für Jugendliche, die nicht sehr lesebegeistert sind. Zur Rezension:    Das Wassergespenst von John Kentrick Banges und Barbara Yelin

Rezension - In der Ferne von Hernan Diaz

  Anfang der 1850er Jahre, Håkan Söderström lebt zu einer Zeit in Schweden, in der die Menschen täglich ums Überleben kämpfen. Auszuwandern ins gelobte Land Amerika scheint eine Chance. So schickt der Vater die ältesten Jungen los. Zusammen mit seinem großen Bruder Linus steigt Håkan auf das Schiff nach England. Von dort soll es nach Nujårk, New York, weitergehen, doch im Hafen von Portsmouth verlieren sich die Brüder. Håkan fragt sich durch: Amerika! Doch der Bruder erscheint nicht auf dem Schiff – denn Håkan sitzt auf dem nach Buenos Aires. Das kapiert er zu spät, steigt in San Francisco aus. New York ist sein Ziel. Fest entschlossen, den Bruder zu finden, macht er sich zu Fuß auf den Weg, entgegen dem Strom der Glückssucher und Banditen, die nach Westen drängen. Sprachlich ausgefeilt, eine spannender, berührender Anti-Western, ein Drama mit einem feinen Ende. Die Epoche der Besiedlung Amerikas, Kaliforniens, wird hautnah eingefangen. Empfehlung! Weiter zur Rezension:  In der Ferne v