Direkt zum Hauptbereich

111 Tödliche Pflanzen die man kennen muss von Claudia Blasl - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing



111 Tödliche Pflanzen die man kennen muss 

von Claudia Blasl


Woran denken wir bei giftigen Pflanzen? Pilze, z.B. Knollenblätterpilz oder den Klassiker: Schierling. Man reiche mir den Schierlingsbecher, soll Sokrates gesagt haben, völlig gefasst, nach dem man ihn zum Tode verurteilt hatte. Tollkirsche, Nachtschattengewächse, fällt mir ein, alles mögliche, das mit -regen oder oder -hut endet - ja und klar, die Engelstrompete, mit der sich bis heute manch einer Halluzinationen hingibt, und wer sich zuviel davon einpfeift, der überlebt es nicht. Genau diese Pflanzen findet man in diesem Buch. Aber selbstverständlich eine Menge mehr.




Das Buch ist gut von A-Z strukturiert, auf der rechten Seite ein Foto der Pflanze mit kurzer Sachbeschreibung und links erklärt uns die Autorin in witzigem Plauderton die giftige Wirkungsweise, die Anwendung über die Jahrhunderte, geschichtliche Hintergründe und Anekdoten. Fängt man erst mal an zu blättern, möchte man alles wissen, denn wie gesagt, das Buch ist recht unterhaltsam.

Da befand sich die 21-jährige Magd Marija Pavlin aus Smarjeta (Krain) 1913 in ener verzweifelten Situation … Sie entsann sich eines volksmedizinischen Mittels … die sogenannte ›Iopatka‹, ein aus den verletzten Blättern der Aloe-Pflanze gewonnener Saft … das in der Volksmedizin als Abführ- und Abtreibungsmittel  Verwendung fand. Eine Dosis von 0,5-1 Gramm ist effektiv, sie versucht Blutungen im Unterleib, sieben bis zehn Gramm wirken tödlich.

Nehmen wir die Aloe vera gleich zu Anfang, die ich bisher nur als Heilpflanze kannte. Bekanntlich macht erst die Dosis das Gift. Hier darf man die ungeschälten Blätter nicht essen, es könnte tödlich enden. Kaiser Otto II versuchte, mit Aloe seiner Stuhlverstopfung Herr zu werden, starb an schweren Darmblutungen. Nummer 111 im Buch ist die Zucchini. Sollte sie bitter schmecken, bitte nicht verwenden.

Liebe Frankfotter, ei jetzt uffgepasst! Euer gie Soß ist hochtoxisch! Ich lerne, Borretsch ist bei den Heilpraktikern in den letzten Jahren in Ungnade gefallen und selbst das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor dem Kraut, weil manch einer Magenschmerzen nach dem Genuss verspürt. Petersilie ist eine Droge - und ich lese, Robert Menasse kaut auf den Stängeln während seine Schöpfungsphasen.

Vor Bärenklau, der sich immer mehr verbreitet, sollte man sich in Acht nehmen, die Berührung ist schmerzlich. Arnika, Apfel, Bilsenkraut, Holunder und Muskatnuss, auch die Weihnachtspflanzen Christstern und Amaryllis gehören dazu. Bitte von Letzter nicht die Zwiebeln in die Pfanne schmeißen, sie sind hochgiftig. Worauf manche Leute kommen ... Giftig bedeutet nicht tödlich. Bei mancher Pflanze sind es die Wurzeln, bei anderen das Holz, oder die Blätter, Blüten, Früchte, Kerne andere sind volltoxisch. Bohnen und Rhabarber sind im rohen Zustand nicht zu empfehlen. Es gibt Pflanzen, die sind nur für Katz und Hund, Pferde oder Kühe gefährlich oder tödlich nur für Kinder. Und wer hätte das gedacht: Ich liebe einen Serienkiller, den Oleander. In den USA sterben immer wieder Menschen, die Oleanderspieße als Grillstock benutzten, Hunde, die Oleanderstöckchen portierten. Im Orient gaben früher die Männer unerwünschten Säuglingen Oleanderzweige zum Kauen und Stunden später war das Problem erledigt. Man findet in der historischen Verwendung auffällig zwei Dinge wieder: wurde als Abtreibungsmittel verwendet, es half gegen Würmer. Zwei anscheinend dringende Probleme, die unsere Vorfahren beschäftigten.

Mir hat das Buch sehr gefallen, schon wegen der Anekdoten und den geschichtlichen Hintergründen. Im ersten Augenblick mag man denken: Panikmache ... wer isst den schon diese Mengen oder ...
Ich erinnerte mich beim Lesen ständig an meine Oma, die mich an den Ohren zog, wenn ich rohe Bohnen oder Rhabarber aß (was ich liebte), die mich ausschimpfte, als sie mich erwischte, wie ich mit einem Hammer einen Pfirsichkern zerschlug, mal sehen wollte, wie er innen drin aussieht und den weichen Kern gerade in den Mund stecken wollte. Das Innere von Pfirsch- und Aprikosenkern ist toxisch. Immer wieder schimpfte sie, weil ich die Apfelkerne mitaß. Alles Gift! Sie hatte Recht. Kinder und Haustieren lutschen, essen so ziemlich alles. Und es ist sicher interessant, zu wissen, was man sich nicht in die Fensterbank stellen oder in den Garten pflanzen sollte, wenn man Kinder oder Tiere hat. Manche Menschen haben sensible Haut, sollten sich vor einigen Pflanzen in Acht nehmen, von denen man Ausschlag bekommen kann, oder asthmatische Zustände, die Primel z.B. ist für
beides bekannt.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler

  Mischa und Nits sind beste Freunde. Mischa liebt die Poems von Nits. Und der bewundert Mischa, weil er schlau ist und ein wandelndes Lexikon über Tiere zu sein scheint. Lügen geht gar nicht, so Nits Überzeugung. Darum fragt er sich, warum Mischa dem Lehrer weismachen will, er hätte eine Chlorallergie, als der Schwimmunterricht beginnt – Nits erzählt er, die Badehose sei von Mäusen angefressen worden. Überhaupt scheint Mischa in Schwierigkeiten zu stecken – doch wohl eher sein Vater ... Nits betritt in dieser Familie plötzlich eine völlig andere Welt – die der Armut. Aber das ist ein Unterthema – Mischas Vater ist untergetaucht; Mischa und Nits werden ihn nicht im Stich lassen – aber das könnte gefährlich werden ... Spannung, Humor und ein wenig Tragik machen das Buch zu einem Leseerlebnis. Meine Empfehlung ab 11 Jahren für diesen exzellenten Kinderroman.  Weiter zur Rezension:    Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler 

Rezension - Die Windmacherin: Eine Sommergeschichte von Maja Lunde und Lisa Aisato

  In dem Land, in dem Tobias lebt, sind endlich wieder bessere Zeiten eingekehrt, und alle Kinder sollen zur Erholung die Sommerferien auf dem Land verbringen. Doch statt zu zweit oder zu dritt auf einem idyllischen Bauernhof, landet der 11-jährige Tobias allein auf einer Insel weit draußen im Meer, wo er bei einer menschenscheuen Frau namens Lothe unterkommt. Lothe wollte kein Ferienkind haben, man hat ihr Tobias aufgedrückt – was die mürrische Frau ihn spüren lässt. Ein Geheimnis gilt es zu lüften, Menschen und Handeln zu verstehen; Freundschaft, Kriegstraumata, vom Dunkel ins Licht gehen … Allage, Jugendbuch ab 12 Jahren. Weiter zur Rezension:    Die Windmacherin: Eine Sommergeschichte von Maja Lunde und Lisa Aisato

Rezension - Das Herz eines Schiffes von Elinor Mordaunt

Die spannenden Kurzgeschichten, gespickt mit ein wenig Seemannsgarn haben eins gemeinsam: Hier geht es um Segelschiffe, um Dreimaster. Wir tauchen ein in eine Zeit der rauen Seefahrt. Spannend und atmosphärisch, ein wenig Humor und Seemannsgarn – Kurzgeeschichten über Schiffe und Menschen, die zur See fahren. Meine Empfehlung für den Klassiker mit ausgewählten Erzählungen von Elinor Mordaunt! Weiter zur Rezension:    Das Herz eines Schiffes von Elinor Mordaunt

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Splendido. Primavera/Estate: Italienische Küche für Frühling und Sommer von Juri Gottschall und Mercedes Lauenstein

  Lauenstein und Gottschall laden wieder dazu ein, die Vielfalt und Hochwertigkeit der regionalen italienischen Küche zu entdecken. Eine Reise durch Italien mit Fotos von Landschaften und Menschen, von hervorragenden Rezepten. Die Frühjahrs-Sommerküche überzeugt durch die Qualität der Zutaten, denn das ist der Grundstock des Geschmacks. 70 Rezepte zu saisonalen Besonderheiten, Ursprüngen, Küchengeschichten, italienische Kultur und Feste – saisonale Schätze und Spezialitäten spielen zu bestimmten Anlässen eine große Rolle. Wieder ein sehr gutes Kochbuch, das Liebhaber der italienischen Küche im Regal stehen haben sollten. Weiter zur Rezension:    Splendido. Primavera/Estate: Italienische Küche für Frühling und Sommer von Juri Gottschall und Mercedes Lauenstein 

Rezension - Devil’s Kitchen von Candice Fox

  Die Feuerwehrleute von «Engine 99» gelten als die Besten in New York – mutig, unerschrocken, verehrt. Was niemand ahnt: Sie sind parallel eine beinharte Gang, denn sie legen Brände, um im Chaos Vorbereitungen zu treffen, um später Banken und Juweliere auszurauben. Das könnte immer so weiterlaufen, wenn Bens Lebenspartnerin Luna und ihr Sohn nicht verschollen wären und er seine Kumpel nicht im Verdacht hätte, sie getötet und verscharrt zu haben. Er will es wissen! Und dafür ist er bereit, die Bande auffliegen zu lassen, sich selbst ans Messer zu liefern. Er bietet dem FBI an, wenn sie «seine Familie» finden, herausfinden, was mit Frau und Kind passiert ist, wer verantwortlich ist, dann packt er aus. Und so wird die freiberufliche Ermittlerin Andrea Nearland auf die Truppe angesetzt. Blockbuster – Spannung, die niemals abfällt! Klasse Thriller! Weiter zur Rezension:    Devil’s Kitchen von Candice Fox

Rezension - Irrfahrt von Toine Heijmans

  Donald, der Skipper befindet sich mit seiner sieben Jahre alte Tochter auf einen Segeltörn. In zwei Tagen wollen sie von Dänemark bis in die Niederlande segeln. Doch in der Nacht schlägt das Wetter um, es wird Sturm geben. Der Vater meint, die Tochter schliefe in der Kajüte. Doch dann ist sie nicht dort – sie kann nur über Bord gefallen sein. Weiter zur Rezension:    Irrfahrt von Toine Heijmans 

Rezension - Übung in Gehorsam von Sarah Bernstein

  Eine junge Frau aus einer Anwaltskanzlei aus der Stadt und zieht auf die Bitte von ihrem Bruder, der von Frau und Kindern verlassen wurde, zu ihm in ein Land im hohen Norden; sie kann von dort ihren Job weiter erledigen. In dem abgelegenen Dorf in einem nördlichen Land lebten bereits die jüdischen Vorfahren der Familie; es ist ihnen dort nicht gut ergangen. Als jüngstes von zahlreichen Geschwistern scheint es der jungen Frau nichts auszumachen, sich als Haushälterin des Bruders aufzuopfern. Eine komplexe Geschichte, Sarah Bernstein ist eine feine Beobachterin, alles ist offen; ist diese Erzählerin zuverlässig? Das Gehirn des Lesenden ist in Arbeit, viel Interpretation ist an vielen Stellen offen. Klasse! Weiter zur Rezension:    Übung in Gehorsam von Sarah Bernstein

Rezension - Grazie Roma von Daniel Gottschlich, Sebastian Späth und Dimitrios Katsavaris

  Wie ich mein Sternerestaurant zurückließ, in Italien Inspiration für neue Gerichte fand und mich am Ende selbst überraschte Daniel Gottschlich erhielt als erster Koch das Stipendium an der Deutschen Akademie in Rom – die bedeutendste Auszeichnung für deutsche Künstler im Ausland. Ein Koch, als Künstler? Man argumentierte mit dem von Joseph Beuys geprägtem «erweiterten Kunstbegriff», der das Kreative mit dem Künstlerischen gleichsetzt. Tage des Austauschs und der Inspiration, Stunden voller kreativer Eindrücke und künstlerischer wie musischer Erlebnisse. Im Mittelpunkt aber stand: die ausgezeichnete italienische Küche. Neben dem Reisebericht und den Eindrücken gibt es 30 Rezepte. Das erzählende Sachbuch ist eine Mischung aus Reiseliteratur und Kochbuch. Inspirierte Italienische Küche, Kulinarisches der mediterranen Küche, Lieblingsrezepte, Weltküche. Ein gelungenes Buch! Empfehlung! Rezension:   Grazie Roma von Daniel Gottschlich, Sebastian Späth und Dimitrios Katsavaris...