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Ein Kuss für Willi Wunderpus von Henrike Lippa-Wagenmann und Betty Conhoff - Rezension

Rezension 

von Sabine Ibing




Ein Kuss für Willi Wunderpus 

von Henrike Lippa-Wagenmann und Betty Conhoff



Willi Wunderpus ist der Schrecken der Tiefsee. Wo er auftaucht zittern die Fische vor Angst mit den Flossen. Die Meeresschnecken ziehen ängstlich ihre Köpfe ein und selbst die Krebse rennen mit klappernden  Scheren davon.

Selbst der Hai schwimmt einen Bogen um den Tintenfisch. Es macht ihm Spaß, andere zu ärgern, sie zu schubsen, zu traktieren, ihnen etwas zu zerstören. Als Willi gerade dabei ist, den Seestern zu ärgern, taucht plötzlich riesiggroß ein Wal auf. Willi stellt sich in Pose … er ist der Meeresschreck! Den Wal interessiert es nicht, er beachtet Willi gar nicht. Willi jedoch bekommt das Zittern. Der Wal will sich den Seestern schnappen. Willi überlegt – einmal etwas Gutes tun – und in letzter Sekunde rettet er den Seestern. Der verpasst ihm einen Kuss und der gelbe Willi wird rosig. Er sitzt nun in Eintracht mit den anderen und baut Sandburgen.



Interessant, was man mit Augen machen kann. Anfänglich ist unserm miesen, boshaften Oktopus seine Hinterhältigkeit am Gesicht abzulesen – den Augen. Und als er Angst vor dem Hai bekommt, sieht man das ebenfalls – dann fast traurig, am Ende ganz entspannt mittenmang der Meerestiere. Zauberhaft. Warum auch immer Will zum Rabauken wurde, letztendlich ist er allein und das macht ihn innerlich, zornig – zeichnerisch gut dargestellt am Teddy, den er unter einer Tentakel fest eingeklemmt, immer dabeiträgt – am Ende spielt der Teddy im Sand. Wat en fiesen Möpp, würde der Rheinländer sagen. Der Schurke wird durch seine gute Tat nun anerkannt. Die Message: Wenn du dich in einer Gruppe integrieren willst, sei nett zu den anderen. Das Buch ist ab 3 Jahren. – In diesem Fall lassen wir es mal so stehen. Wenn man Rüpel so einfach zähmen könnte, wäre die Welt ganz friedlich. Ich frage mich, warum der Wal hier als der »Böse« dargestellt wird. Das gab für mich nicht ganz einen Sinn.





Am Ende gibt es eine Überraschung: eine informative Doppelseite berichtet über den Wunderpus photogenicus – den Wunderpus gibt es wirklich. Die Sätze sind kurz und einfach, kindgerecht für das angegebene Alter. Die Grafik hat mir gut gefallen, der Meeresraum ist realitätsnah dargestellt und es gibt eine Menge zu entdecken. In emotionalen Szenen ist die Stimmung gut erfasst. Und die Zeichnungen besitzen eine Menge Humor, Situationskomik. Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, auch wenn der Gehalt etwas einfach projiziert wird. Genau darum ist die Angabe, ab 3 Jahre ist völlig ok.



Henrike Lippa-Wagenmann wurde 1983 geboren. Mit Mann, Hund und Schildkröte lebt und arbeitet die begeisterte Musikerin am Waldesrand von Gütersloh. Schon im Kindesalter entdeckte sie ihre Liebe zur Musik und seit 2005 leitet sie die Integrative Kunstund Musikschule in ihrer Heimatstadt. Neben dem Musizieren ist das Schreiben ihre große Leidenschaft. Am liebsten schreibt sie Bilderbücher für die allerkleinsten Leser.
Betty Conhoff, geb. Arias, kommt aus Peru und ist in einer Hafenstadt am Pazifik groß geworden. Seitdem sie sich erinnern kann, sind Papier und Bleistift treue Begleiter in ihrem Leben. Inzwischen wohnt sie in Deutschland und hat ihr Kunststudium 2014 abgeschlossen. Seit dieser Zeit arbeitet sie als freiberufliche Illustratorin in ihrem eigenen Atelier in Sindelfingen.


Henrike Lippa-Wagenmann und Betty Conhoff   
Ein Kuss für Willi Wunderpus
Pastorplatz Verlag, 2019, 34 Seiten im Format 21 x 27 cm, Hardcover
Bilderbuch ab 3 Jahren.

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