Direkt zum Hauptbereich

Ich, Odin, und die wilden Wikinger von Frank Schwieger - rezension

Rezension

von Sabine Ibing



Ich, Odin, und die wilden Wikinger 

von Frank Schwieger

Götter und Helden erzählen nordische Sagen


Römische Götter, griechische Götter – davon wird in der Schule im Geschichtsunterricht meist noch gesprochen. Aber kennt sich jemand bei den germanischen Göttern aus? Und genau das macht Odin traurig: »Das Allerschlimmste ist, wenn man dich vergisst, wenn niemand mehr an dich denkt, wenn keiner mehr an dich glaubt.« Mit diesem Buch will Odin das ändern. Wer verdammt ist dieser Odin? Der Big Boss, klar doch – er nennt sich auch Wodan! Das ist der Typ, der unsere Welt geschaffen hat: Pflanzen, Menschen, Tiere. Wie er das gemacht hat, das erzählt er gleich am Anfang. Am liebsten sitzt er auf seinem Hochsitz, der vor seinem H in Asgard steht. Sein Speer Gugnir trifft immer. Er erzählt, wie er sein linkes Auge verloren hat, und was es mit seinem Ring auf sich hat. Es wäre ja langweilig, wenn ein Gott allein die Welt regieren würde – es gibt eine ganze Mannschaft von Göttern und Göttinnen. Sie stellen sich in diesem Buch alle einzeln vor. Der listige Riesengott Loki, der seine Gestalt wandeln kann, der den Schatz der Zwerge geklaut hat, oder die Liebesgöttin Freia, deren Wagen von Waldkatzen gezogen wird, die erklärt, wie Bernstein entsteht – eine traurige Angelegenheit. Oder die wütende Riesin Skadi, die übrigens das Skifahren erfunden hat. Oder der dusslige Gott Thor – der mit dem Hammer – sein Wagen wird von Ziegenböcken gezogen, den Hammer hat ihm übrigens Loki geschenkt. Echt peinliche Geschichten hat er auf Lager, z.B. die, wie er seinen Hammer vom Räuberriesen Thrym zurückerobern musste, Asgard beinahe ins Unglück gestürzt hätte. Regin und dessen Ziehsohn Sigurd, Tyr, Idun, Frigg, Andvari, Brynhild, Thora und Ragnar, die Götter stellen sich vor, haben eine Menge spannende Geschichten parat. Außerdem bekommt man nützliche Tipps für die Haltung eines Lindwurms, wie man wildgewordene Exemplare zähmt –  man weiß ja nie.




Jeder dieser Götter stellt sich zunächst auf einem einseitigen Profilbild vor. Auf der nächsten Doppelseite erfahren wir Eckdaten, aufgemacht wie ein Freundschaftsbuch: Mein Lieblingsort, das kann ich gut / mag ich – oder auch nicht, darauf bin ich stolze, das ist mir peinlich, wusstest du schon … Nach dieser kurzen Einführung geht es los.





Von der Aufmachung finde ich das Buch gelungen, die witzigen Zeichnungen unterstreichen den humorvoll gehaltenen Text. Der Sprachstil ist unterhaltend, jeder Protagonist erhält seinen eigenen Stil, für Jugendliche spannend zu lesen. Der Leser wird direkt angesprochen. Die Reihenfolge der Götter ist gut gewählt, was erst später ersichtlich wird: Die vorn stehenden Götter werden in den Erzählungen der hinten mit einbezogen. Fakten sind eingestreut, wir erfahren, was ein Thing ist, warum der Mittwoch Wednesday oder im Dänischen Onsdag heißt, woher der Donnerstag seinen Namen hat. Ein Gott – viele Götter, die Welt hat einiges zu bieten. Auch zur Entstehung der Welt gibt es viele Versionen. Andere Kulturen kennenlernen, und das auf so spaßige Art – das hat mir gefallen. Alle Vielgott-Gesellschaften haben immerhin eins gemeinsam: Diese Götter waren sind besser als die Menschen: machtgierig, eitel, eifersüchtig, zornig, manchmal dämlich oder weinerlich, freudig, traurig, sanft, schadenfreudig, charmant, listig, Schmeichler, Kämpfer, Helden, Verlierer. Und genau das macht ihre Geschichten so spannend. Ganz davon ab, dass in diesen Geschichten Trolle, Riesen, Zwerge, Feen und Drachen inbegriffen sind. Ein Buch, das nicht nur Spaß macht, sondern auch eine Menge Wissen vermittelt, Heldensagen, Göttergeschichten für Kids!

Frank Schwieger, geboren 1968, schreibt Kinder- und Jugendbücher, die meist in ferner Vergangenheit, besonders in der Antike spielen. Er hat Latein und Geschichte studiert und unterrichtet diese Fächer als Studiendirektor an einem Gymnasium in Schleswig-Holstein, wenn er nicht gerade beim Schreiben in ferne Vergangenheiten abtaucht.


Frank Schwieger 
Ich, Odin, und die wilden Wikinger
Götter und Helden erzählen nordische Sagen
Mit Illustrationen von Ramona Wultschner
dtv Junior, 2019, 240 Seiten, ab 10 Jahren



Weitere Bücher zum Thema andere Götter:


Sohn des Himmels von Chen Jianghong  (Bilderbuch ab 4 Jahre, chinesische Mythologie)

Ariadnes Faden von Jan Bajtlik (ab 10 Jahren, Sachbuch zur griechischen Mythologie - das griechische Götterhaus und dazugehörige Sagen - ein Labyrinthbuch)

Helden des Olymp 1 - Der verschwundene Halbgott - von Rick Riordan (ab 12 Jahre - Allage, spannend, Fantasy, Abenteuerroman um Halbgötter - Strickmuster wie Harry Potter)
Der Sohn des Neptun von Rick Riodan (Helden des Olymp 2)

Ich bin Circe von Madeline Miller (Ein Roman über die Göttin Circe, oder auch Kirke genannt, Tochter des mächtigen Sonnengotts Helios und der Nymphe Perse – ein ungeliebtes Kind. Eine starke Frau, die ihren eigenen Weg geht, sich ihre Macht erkämpft, verbannt auf die Insel Aiaia, Geliebte des Odysseus, Mutter des Telegonos. Göttersagen vom Olymp, eine wundervolle Geschichte, Atmosphärisch dicht geschrieben, sehr lebendig und humorvoll, ist dieser Roman ein Genuss für alle Fans der griechischen Mythologie. - ab ca. 14 / 15 Jahren)


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Chronisch gesund statt chronisch krank von Dr. med. Bernhard Dickreiter

Von der Schulmedizin bis heute ignoriert: Die wahren Ursachen der chronischen Zivilisationskrankheiten – und was man dagegen tun kann Noch nie hat es so viele chronisch Kranke gegeben wie heute: Arthrose, Diabetes, Alzheimer, Rückenleiden, Krebs, Burnout usw. Der Internist, Reha-Experte und Ganzheitsmediziner Dr. med. Bernhard Dickreiter ist überzeugt, dass diese Patienten selbst aktiv etwas dagegen unternehmen können. Sein Standpunkt: Wir müssen alles dafür tun, damit es den Zellen in unserem Organismus gut geht. Jede Zelle ist von einer organtypischen Umgebung eingeschlossen, in die sogenannte extrazelluläre Matrix (EZM). Dort zieht die Zelle ihre Nährstoffe, den Sauerstoff, und hier entsorgt sie ihre Abfallstoffe. Ist die Zellumgebung nicht gesund, werden wir krank. Die Schulmedizin bekämpft meist nur Symptome: Schmerzen – Schmerztablette. Die Ursachen werden oft nicht hinterfragt, bzw. operabel versucht zu beheben: neues Knie, neue Hüfte usw. Dickreiter geht ganzheitlich vor.

Rezension - Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

  Rezepte, die du lieben wirst Der Israeli Yotam Ottolenghi hat zusammen mit seinem dreiköpfigen Küchenteam das nächste Kochbuch entwickelt. Das Team widmet sich dem Comfort Food und liefert inspirierende Gerichte, die nach Zuhause und Geborgenheit schmecken. Aber auch nach Kindheitserinnerungen und Reiseeindrücken. Comfort Food bedeutet für jeden etwas anderes, auf jeden Fall etwas wie Geborgenheit und Wohlfühlgefühl: ein Gefühl von Nostalgie, aber auch Vertrautheit. So sind über 100 Rezepte entstanden, von der Bolognese (mit asiatischen Gewürzen) bis zu Eier-Gerichten, von der One-Pot-Pasta bis zum Apfelkuchen. Rezepte, die zugleich originell aber auch vertraut und bewährt sind. Und immer mit dem gewissen Ottolenghi-Twist. Weiter zur Rezension:    Comfort von Ottolenghi und Helen Goh

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Die weiße Wölfin von Vanessa Walder und Simona M. Ceccarelli

  Das geheime Leben der Tiere (Wald, 1) Ein heftiger Sturm tost durch das Flusstal, als fünf Wolfswelpen geboren werden. Die Jüngste ist eine winzige Wölfin. Ausgerechnet sie hat enormen Mut und nimmt sich vor, die allergrößte Jägerin zu werden. Eine Leitwölfin obendrein! Sie erhält vom Rudel den Naman «Fünf». Ein Rabenschwarm begleitet stetig das Rudel, denn sie weisen den Weg zur Beute, eine Teamarbeit. Der Rabe Raak ist der beste Freund von Fünf. Eine spannende, realitätsbezogene Tiergeschichte zum Leben der Wölfe! Empfehlung für Leseanfänger ab 8 Jahren! Weiter zur Rezension:    Die weiße Wölfin von Vanessa Walder und Simona M. Ceccarelli

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Eisbären von Marie Luise Kaschnitz illustriert von Karen Minden

Marie Luise Kaschnitz war in meiner Jugendzeit meine Lieblingsautorin und so war für mich dies von Karen Minden illustriere Buch ein Genuss, Bleistiftzeichnungen, die sich wunderschön mit der Kurzgeschichte verbinden. »Eisbären«, die Novelle ist Kaschnitz-Fans geläufig: Eine Frau hatte schon geschlafen, wacht auf vom Geräusch des Türschlosses. Endlich kommt ihr Mann nach Hause. Doch er macht kein Licht. Ein Einbrecher? Seine Stimme bittet sie, das Licht nicht auszulassen. Sie soll die Wahrheit erzählen – damals im Zoo – auf wen habe sie gewartet? Weiter zur Rezension:    Eisbären – Novelle von Marie Luise Kaschnitz, illustriert von Karen Minden

Rezension - Simply Jamie von Jamie Oliver

  Jeden Tag was Gutes In fünf Kapiteln werden tägliche schnelle Gerichte, ebenso Wochenend-Wunder, bewährte Ofenrezepte bis hin zu leckeren Nachspeisen von Jamie Oliver vorgestellt. Simply Jamie ist dazu da, die Lust am Kochen zu wecken. Das Buch steckt voller köstlicher, unkomplizierter Ideen, die schnell angerichtet sind. Und der Clou: Es gibt Grundzutaten wie Soßen oder ein pochiertes Huhn usw., aus denen sich wiederum eine Menge verschiedene Varianten herstellen lassen. Weiter zur Rezension:     Simply Jamie von Jamie Oliver

Rezension - Caspar Plautz - Rezepte mit Kartoffeln von Kay Uwe Hoppe, Dominik Kli – und Theo Lindinger

  Der Marktstand Caspar Plautz auf dem Viktualienmarkt in München ist wegen seiner Kartoffelvielfalt beliebt. Dazu gehört ein kleiner, aber feiner Imbiss, der mittags im Mittelpunkt seiner Gerichte die Kartoffel würdigt. Die Kartoffel erobert im Caspar Plautz die Welt. Der Erdapfel ist wendig, anpassungsfähig, geschmacklich variabel. Das ist ein wirklich exzellentes Kochbuch, das zeigt, wie die moderne Küche sich Ideen aus aller Herren Länder greift, sie neu kombiniert – wunderbar harmoniert. Von traditionell zu Weltküche – vegetarisch zu Fisch und Fleisch – hier findet jeder seine Lieblingskartoffelgerichte. Weiter zur Rezension:    Caspar Plautz - Rezepte mit Kartoffeln von Kay Uwe Hoppe, Dominik Kli – und Theo Lindinger Theo Lindinger

Rezension - Indians! von Tibure Oger

  Der dunkle Schatten des weißen Mannes  1922, irgendwo in Amerika. White Wolf, ein ehemaliger Häuptling der Chippewa, sitzt als Zirkusattraktion vor Publikum und erzählt aus seinen Erinnerungen. Es sind Geschichten aus einem langen Leben, das bald sein Ende finden wird. Geschichten aus 400 Jahren Kolonialismus, von einseitigen Kriegen und zweischneidigen Verträgen, von Heldenmut und von Habgier. Geschichten vom wackeren Kampf der First Nations gegen den Mord an ihrem Volk und von ihrer scheinbar unausweichlichen Niederlage. Tiburce Oger hat für «Indians!» sechzehn herausragende Künstlerinnen und Künstler der Neunten Kunst versammelt, um eine Chronik der Eroberung des Westens zwischen 1540 und 1889 zu erschaffen: Die bittere Kehrseite des amerikanischen Traums, die Auslöschung von Kulturen der indigenen Völker. Sehr guter Comic, der in kleinen Graphic Novels aus der Sicht der Ureinwohner die Geschichte ins rechte Licht rückt. Weiter zur Rezension:    Indians! von Tibure Oger

Rezension - Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler

  Mischa und Nits sind beste Freunde. Mischa liebt die Poems von Nits. Und der bewundert Mischa, weil er schlau ist und ein wandelndes Lexikon über Tiere zu sein scheint. Lügen geht gar nicht, so Nits Überzeugung. Darum fragt er sich, warum Mischa dem Lehrer weismachen will, er hätte eine Chlorallergie, als der Schwimmunterricht beginnt – Nits erzählt er, die Badehose sei von Mäusen angefressen worden. Überhaupt scheint Mischa in Schwierigkeiten zu stecken – doch wohl eher sein Vater ... Nits betritt in dieser Familie plötzlich eine völlig andere Welt – die der Armut. Aber das ist ein Unterthema – Mischas Vater ist untergetaucht; Mischa und Nits werden ihn nicht im Stich lassen – aber das könnte gefährlich werden ... Spannung, Humor und ein wenig Tragik machen das Buch zu einem Leseerlebnis. Meine Empfehlung ab 11 Jahren für diesen exzellenten Kinderroman.  Weiter zur Rezension:    Feuerwanzen lügen nicht von Stefanie Höfler