Rezension
von Sabine Ibing
Schuldig
von Kanae Minato
Der erste Satz: Kazuhisa Fukase ist ein Mörder!
Bereits aus dem Klappentext erfahren wir so gut wie den gesamten Inhalt. Die kleine Wendung am Ende hat insofern nicht dazu beigetragen, dass dieser Roman mir letztendlich doch noch gefallen hat. Das war nämlich das Mindeste, was ich am Ende erwartet habe. Nachdem ich von dem Vorgänger »
Geständnisse« sehr begeistert war, hat mich dieses Buch enttäuscht, gelangweilt. Ich habe viel geblättert.
Es wird ziemlich viel Kaffee getrunken und gegessen
Der erste Satz klingt vielverlockend. Doch nun zieht sich die Geschichte zäh, wir erfahren etwas über das Leben von Kazuhisa Fukase. Anonym behauptet jemand, Fukase sei ein Mörder, steckt die Information Mihoko zu, der Freundin von Fukase. Es wird ziemlich viel Kaffee getrunken und gegessen. Auf Seite 64 beginnt der Rückblick.
Ein tragischer Unfall an dem alle Mitschuld tragen
Was vor drei Jahren geschah: Fünf Studenten wollen die Feiertage im Haus des Onkels des einen verbringen. Und gerade dem kommt etwas dazwischen, er komme am nächsten Tag nach, gibt den Freunden Mutters Auto, Onkels Haustürschlüssel. Die Fahrt der jungen Männer wird häufig unterbrochen, da sie nach Internettipps hier und da einkehren und essen, einkaufen. Es geht am Ende durch die Serpentinen zum abgelegenen Haus. Dort angekommen wird gekocht und gegrillt, viel getrunken. Das das Ganze liest sich teilweise wie ein Gourmettripp. Es ist bereits dunkel, ein Unwetter zieht auf und der fünfte Freund meldet sich frühzeitig, man mag ihn im Tal vom Bahnhof abholen. Alle haben getrunken, keiner mag fahren, ein Taifun fegt über das Land. Aber wer hat Haus und Auto zur Verfügung gestellt?, unerbittlich macht der Freund Druck. So stellt sich Hirosawa zur Verfügung, einer der gerade erst den Führerschein gemacht hat. Und natürlich kommt er mit dem Wagen nicht im Tal an, sondern stürzt in einer Kurve vom Hang. Jeder der vier verbliebenen Freunde erhält nun nach drei Jahren die Botschaft: Er sei ein Mörder! Das alles finden wir bereits im Klappentext.
Selbst der Dreh am Ende kommt nicht überraschend
Wer schreibt die Pamphlete? Fukase geht dem nach. Ein Roman um Schuld und Sühne, das sich mit viel Nahrungsaufnahme und Kaffeetrinken füllt, das so gar nicht an mich heranging. Es gibt sehr viele Romane, die dieses Thema aufnehmen und ich habe diesen Stoff schon viele Male subtiler und spannender verarbeitet gelesen. Die Story ist offen wie ein Scheunentor und kommt genauso farblos dahergeschlichen wie seine Protagonisten, so trödelig wie sein Hauptprotagonist, der voller Minderwertigkeitskomplexe steckt. Mir fehlte hier ein Quäntchen von Raffinesse, selbst der Dreh am Ende kommt nicht überraschend.
Zuviel Information im Klappentext
Man nennt Kanae Minato eine Meisterin des »iyamisu«, einer Krimiart aus Japan, bei der den Leser ein Ekelgefühl beim Lesen erfasst. In »Geständnisse« hatte sie das geschafft. Hier erreichte sie bei mir die Langeweileskala 9 von 10 Stufen. Andere Leser mögen den Stoff spannend finden. Ein Kochbuch für japanische Küche wäre in diesem Fall die bessere Wahl für mich gewesen. »So etwas sollte man wirklich nicht vorab verraten«, sagt Fukase. Das gilt für mich für den Klappentext, der letztendlich fast alles Wichtige enthält. Schade.
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