Direkt zum Hauptbereich

Probier doch mal: Lieblingsrezepte, Geschichten und Entdeckungen von Hans Gerlach - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing






Probier doch mal: Lieblingsrezepte, Geschichten und Entdeckungen 


von Hans Gerlach


Der Garten stand voller bunter Tomaten und ich stolperte über eine Anregung: Reife Brombeeren und frische Tomaten – eine wunderbare Kombination!

In diesem Kochbuch stecken die besten Rezepte aus dem SZ-Magazin: Mit vielen Tipps, Tricks und bisher unveröffentlichten Rezepten. Kulinarische vielfältige Gerichte, der Schlüssel zu einem Geschmacksfeuerwerk voller kreativer Genüsse und innovativer Ideen. Zitronenspaghetti mit Mandeln, ein Kimchi aus den Schalen einer Wassermelonen. «Mit den Fingern sehen, mit den Ohren kochen, mit der Nase würzen», frisch, modern und einfach heißt die Devise, intuitive Zubereitung, frische Zutaten und moderne Ideen machen jedes Gericht zu einem besonderen Erlebnis. Praktischen Tipps und Tricks werden mitgeliefert, sowie Warenkunde. Dazu einen Klecks von persönlichen Erfahrungen von Hans Gerlach und als Beilage Geschichten rund ums Essen. Etwas schräg, würden manche Leute sagen; sehr kreativ, ist meine Meinung; auf jeden Fall sind die Geschichten gehaltvoll, humorvoll, allein das macht das Kochbuch lesenswert. Gleich zu Anfang gibt es per QR-Code eine Playlist, die man beim Kochen abspielen kann. Das ist ja Geschmacksache – kurz reingehört, meine Musik war es nicht, zu oberflächlich. Und man muss Spotify herunterladen. Aber es geht ja um Rezepte. Zahlreiche QR-Codes führen den Lesenden weiter, um Step-by-Step-Videos für die Rezepte anzusehen. Das ist klasse gemacht – Papier und Film verbinden.



Melonen-Pancetta-Rucola-Salat; Vollkornreissalat mit Ume-Su-Sesam-Soja-Dressing
(
© Brandstätter Verlag)
 

Das Kochbuch ist in 6 Kapitel unterteilt, beginnt mit den Basics: Z.B. Chili-Crunch, die würzigen Brösel passen auf Pasta, Suppen, Rühreier, Risotto; oder ein selbstgemachtes Miso aus Kichererbsen, das Pesto mit Mandelmus angereichert, wird zu Mozzarella-Kartoffeln geliefert. Die selbstgemachte japanische Würzmischung Furikake würde mich vor die Herausforderung stellen, die Zutaten zu beschaffen: Und ich bekomme hier eine Menge Zutaten ohne Internet. Einen speziellen Asia-Laden haben wir leider nicht in der Nähe. Auch ein Dukka zum Selbstanfertigen gibt es hier, mit Tricks, wie es am besten gelingt. Doch was sind Nigellasamen? Bitte auf Deutsch! Ich habe es gegoogelt: Schwarzkümmel, klar habe ich das im Schrank. Trotzdem, es gibt einige Zutaten, die man nicht ohne Internet bekommt. Bereits am Anfang ungewöhnlich, ein Kimchi mit Fenchel, Pfirsich und Kohlrabi, klingt lecker – und das Wassermelonenschalen-Kimchi setzt der Kreativität einen oben drauf! Herrlich. 



Selleriemaultaschen in Pilzbrühe (© Brandstätter Verlag)


Die Vorspeisen: Basilikum-Zitronen-Salat; Vitello Makrelo, also Kalbfleisch und Makrele mit einer Mayonnaise angerichtet; Melonen-Pancetta-Rucola-Salat; Vollkornreissalat mit Ume-Su-Sesam-Soja-Dressing; Hummus herstellen; oder ein Waldorf-meets-Coleslaw-Sandwich, wobei wie mehrfach gezeigt, die Mayonnaise nicht mit Eigelb, sondern mit Misopaste angerührt wird; das Rezept Schritt für Schritt fotografisch erklärt. Ebenso verwendet Hans Gerlach viel Sojasoße und Ahornsirup, was dem würzigen Geschmack zugutekommt. Fermentieren, Gratinieren wird vorgestellt.

«Kürzlich hatte ich Hunger und den Arm voller Estragonzweige – da kam mir eine Idee, die mir so durch und durch italienisch erscheint, dass wohl auch die strengste Nonna davon entzückt wäre: Die Spaghetti pestonara waren geboren.»

Weiter geht es mit Pasta: Misospaghetti mit Queller; Spaghetti pestonara, eine würzige Carbonara mit viel Basilikum, ganz ohne Pancetta – ich würde sagen: Pesto mit Ei. Nudelrisotto mit Erbsen und Erbsenschoten-Brühe; Selleriemaultaschen in Pilzbrühe Schritt für Schritt; oder Spargel-Linguine; ein Grünes Risotto mit Huhn; Tomatensoße oder Bolognese auf Vorrat kochen oder mal Malloreddus als Pasta fredda mit Wassermelone, Sesam und Kräutern; Spaghetti cacio e pepe mit Schwarzkohl. Auf geht es zum Fleisch: Wie gelingen Rinderrouladen? Schritt für Schritt mit allen Kniffs gezeigt bei 3 Stunden mit 100 ° Grad Umluft im Backofen. Weitere Klassiker wie Scaloppine al Limone; slow Kotelettrippchen; Gulasch einkochen auf Vorrat.



Gratinierte Kohlrabi-Steaks; Bunter Mangold und Mangoldpflanzerl (© Brandstätter Verlag)


Die Gemüserezepte sind kreativ. Farinata-Crêpes revisited, Pfannkuchen aus Kichererbsenmehl; Rainbow-Falafeln; Pilzschnitzel mit kaltgerührten Preiselbeeren; Gratinierte Kohlrabi-Steaks mit Pfifferlingen; Bunter Mangold und Mangoldpflanzerl; die besten Bratkartoffeln mit Buttermilch und Wildkräutern; vegane Béarnaise; Schwarzbrot-Knödel mit Veggie-Bratensauce; Focaccia; Kürbisrösti. Zum Schluss die Desserts: Zitronen-Parfait und die Magische Zitronen-Creme mit Kirschen, ohne Gelatine zubereitet; oder Zitronen-Brombeer-Cremetörtchen, Crème-Brulée-Popsicles; Quittentarte Tatin; Schoko-Tassenkuchen mit Salzkaramell und Kirschen, Heidelbeer-Kuchen 



Zitronen-Brombeer-Cremetörtchen, Crème-Brulée-Popsicles  (© Brandstätter Verlag)


Das Register am Ende ist untauglich, da die Seitenzahlen nicht stimmen. Leider ist es lediglich nach Rezeptnamen aufgenommen, nicht nach Zutaten. Die Rezepte sind einfach nachzukochen, es gibt klasse Schritt für Schritt-Anleitungen und QR-Cods zu filmischen Anleitungen. Das Buch ist gut geeignet für Kochanfänger, die Profis finden prima Tipps und kreative Ideen, Weltküche. Leider gibt es einige Zutaten, die man nicht im gut sortierten Supermarkt erhält. Kulinarisches für die einfache und moderne Alltagsküche, Küchengeschichten, ein Kochbuch mit frischen Ideen. Meine Empfehlung! 


Nach einer Kochlehre sammelte Hans Gerlach reichlich Erfahrungen als Koch in Zwei- und Drei-Sterne- Restaurants, studierte Architektur und spezialisierte sich schließlich darauf, die Zusammenhänge beim Kochen zu erforschen. Den Spaß an dieser Suche bringt der Kolumnist, Food-Fotograf und Kochbuchautor in seiner beliebten SZ-Magazin-Kolum- ne „Probier doch mal“ einem großen Publikum nahe.





Hans Gerlach 
Probier doch mal: Lieblingsrezepte, Geschichten und Entdeckungen
In Kooperation mit dem Süddeutsche Zeitung Magazin. 
Fotografie Food: Ewelina Bialoszewska & Hans Gerlach
Sachbuch, Küchengeschichten, Kochbuch, Rezepte, Kulinarisches, Weltküche 
Hardcover, 208 Seiten, 20.1 x 24.9 cm
Brandstätter Verlag, 2024




Kulinarische Bücher 

Kochbücher, Backbücher und alles rund um Lebensmittel findet sich kompakt auf dieser Seite. Auch Genussromane, soweit ich welche lese. Schleckermäulchen also hierher klicken:




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Kalte Füße von Francesca Melandri

  Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee, Zehntausende erfroren. Der «Rückzug aus Russland» hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt - auch in der Familie von Francesca Melandri, einer der wichtigsten Autorinnen Italiens. Ihr Vater hat ihn überlebt. Doch erst als Anfang 2022 Bilder und Orte des Kriegs in der Ukraine omnipräsent sind, wird ihr klar: Der Vater ist vor allem in der Ukraine gewesen. Sie tritt mit ihrem verstorbenen Vater in ein Zwiegespräch, wobei sie den Krieg damals mit dem Heutigen in der Ukraine vergleicht. Und es ist eine Abrechnung mit der italienischen Linken. Empfehlung, unbedingt lesen! Weiter zur Rezension:    Kalte Füße von Francesca Melandri 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Alt, fit, selbstbestimmt: Warum wir Alter ganz neu denken müssen von Lutz Karnauchow und Petra Thees

  Alter könnte so schön sein. Doch ältere Menschen werden in unserer Gesellschaft diskriminiert. Schlimmer noch, sie denken sich alt und grenzen sich selbst aus, sagen die Autor:innen. Das hat Folgen: Krankheit und Gebrechlichkeit im Alter gelten als normal. Altenpflege folgt daher dem Prinzip «satt, sauber, trocken». Und genau dieses Prinzip kritisieren Dr. Petra Thees und Lutz Karnauchow und gehen mit ihrem Ansatz neue Wege. Dieses Buch stellt einen neuen Blick auf das Alter vor - und ein radikal anderes Instrument in der Altenpflege. «Coaching statt Pflege» lautet die Formel für mehr Lebensglück im Alter. Ältere Menschen werden nicht nur versorgt, sondern systematisch gefördert. Das Ziel: ein selbstbestimmtes Leben. Bewegung, Physiotherapie und Sport statt herumsitzen! Ein interessantes Sachbuch, logisch in der Erklärung, ein mittlerweile erfolgreiches, erprobtes Konzept. Weiter zur Rezension:    Alt, fit, selbstbestimmt: Warum wir Alter ganz neu denken müssen von Lutz...

Interview - Viola Eigenbrodt von Sabine Ibing

                                                                                                                                          © Viola Eigenbrodt Viola Eigenbrodt, freie Journalistin aus dem Kulturbereich, ihr Genre ist der Cosy-Krimi, Geschichten, die im Alpenraum angesiedelt sind, phantastische Geschichten und Entwicklungsromane. Und neuerdings ist Viola Eigenbrodt in die Kinder- und Jugendliteratur eingestiegen. Hier das Interview mit ihr:     Interview...

Rezension - Le Sud: Geschichten und Rezepte aus Südfrankreich - Provence - Alpes - Cote d’Azur von Rebekah Peppler und Joann Pai

  Das Savoir-vivre Südfrankreichs in 80 köstlichen Rezepten und stimmungsvoller Fotografie: Von erfrischenden Cocktails und kleinen Snacks über Vorspeisen, Hauptgerichte und Beilagen, bis hin zu Käse und Desserts, alles, was Südfrankreichs Küche zu bieten hat. Die Provence-Alpes-Côte d’Azur und ihre vielfältigen Koch- und Esstraditionen mit saisonalen Zutaten ausgerichtet. Frankreichs Sommerküche aus dem Süden gekonnt präsentiert. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Le Sud-Geschichten und Rezepte aus Südfrankreich von Rebekah Peppler und Joann Pai 

Rezension - Lügen, die wir uns erzählen von Anne Freytag

  Helene hätte ihren Mann, Georg, verlassen können – damals – für Alex. Aber sie hat es nicht getan. Und jetzt hat ihr Mann sie verlassen – weil er sich in eine andere verliebt hat. ‹Es ist einfach passiert.›, sagt er, zieht bei Mariam ein. Aber vielleicht ist das Ende gar kein Ende? Vielleicht ist es ein Anfang für die Mittvierzigerin. Vielleicht ist sie gekränkt weil Georg einfach ging – eifersüchtig, eben auch, weil die Kinder diese junge Yogalehrerin mögen. Doch gleichzeitig ist sie jetzt frei – vielleicht für Alex, denn die beiden haben sich seit ihrer Studienzeit in Paris nie aus den Augen verloren. Eine verdammt gut geschriebene Familiengeschichte. Empfehlung!  Weiter zur Rezension:     Lügen, die wir uns erzählen von Anne Freytag

Rezension - So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

  Am Fuße der Elk Mountains in Colorados strömt der Gunnison River an einer alten Pfirsichfarm vorbei. Hier lebt in fünfter Generation in den 1940ern die 17-jährige Victoria mit ihrem Vater, dem Onkel und ihrem Bruder Seth. In der Stadt begegnet sie Wilson Moon, und beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Dramatische Ereignisse zwingen Victoria, selbst das Leben in die Hand zu nehmen. Ein wenig schwülstig, doch gut lesbar, atmosphärisch, ein Familienroman, ein Coming-of-age – gute Unterhaltung … eine Hollywood-Geschichte. Die Pilcher-Fraktion wird begeistert sein!  Weiter zur Rezension:    So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

Rezension - Glutspur von Katrine Engberg

  Liv Jensen, ehemalige Polizistin, hat sich als Privatdetektivin in Kopenhagen selbstständig gemacht. Sie bekommt seitens der Polizei den Auftrag, Gemeinsamkeiten zwischen drei Todesfällen zu finden. Der Suizid eines Häftlings auf Freigang, der Tod einer Museumsangestellten und ein dreieinhalb Jahre zurückliegender Mord an einem Journalisten – diese Fälle können doch keine Gemeinsamkeit haben. Oder doch? Unterstützung erhält Liv dabei von Hannah Leon, einer Krisenpsychologin, die gerade selbst einen Schicksalsschlag erlitten hat, und Nima Ansari, einem iranischen Automechaniker, der selbst unter Mordverdacht gerät. Gemeinsam stoßen sie auf eine dunkle Vergangenheit, die jemand unbedingt geheim halten will. Mit allen Mitteln … Solider Krimi für ausdauernde Leser. Weiter zur Rezension:    Glutspur von Katrine Engberg 

Rezension - Skin City von Johannes Groschupf

  Gesprochen von Florian Schmidtke Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer 6 Std. und 37 Min. Der Dienst im Außenbezirk sollte Ruhe in das Leben der Kriminalpolizistin Romina Winter bringen. Doch georgische Einbrecher sind täglich in den Stadtvillen in Dahlem und Lichterfelde unterwegs, und die Bewohner sind in der Folge verängstigt. Die Polizei muss wachsamer sein! Und dann verschwindet auch noch Rominas kleine Schwester. Jacques Lippold nimmt den Berliner Geldadel ganz legal aus, denn er arbeitet als Kunstberater. Berliner Szenen aus verschiedenen Sichtweisen, die sich irgendwann kreuzen werden. Gut aufgebaute Charaktere und atmosphärisches Berlin-Milieu-Feeling heben den Krimi ab, der gut geschrieben eine Empfehlung ist! Weiter zur Rezension:    Skin City von Johannes Groschupf