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Manieren für Anfänger von Kristina Dumas und Ina Worms - Rezension

Rezension 

von Sabine Ibing 



Manieren für Anfänger 

von Kristina Dumas und Ina Worms


Ein Buch übers Schmatzen und Kleckern und vieles mehr. Der Schweinehund benimmt sich so richtig daneben, das sieht jedes Kind. Aber was ist gutes Benehmen eigentlich und wozu braucht man es? Was sind Tischmanieren? Wie sind sie entstanden? Und was bedeutet gutes Benehmen in anderen Kulturen?

Der Schweinehund zeigt gleich am Anfang, wie man es nicht macht: Eine sauige Tischgesellschaft – er legt sich im Bus gemütlich über drei Sitze – einer drängelt sich an der Kasse vor, usw.
Und dann geht es los mit historischem Wissen: Tischmanieren bei den Römern, im Mittelalter, Hofettikette im Schloss Versailles. Und einer hat niedergeschrieben, was am Hof von Versailles als Benehmen galt: Freiherr von Knigge. An jedem deutschen Hof galten damals andere Regeln – und wenn man die jeweiligen Regeln nicht kannte, so blamierte man sich. Knigge machte es mit seinem Buch möglich, sich auf gemeinsame Grundregeln zu einigen. Kurz wird über höfische Verhaltensregeln berichtet, diplomatische Regeln, die nicht dazu animieren, Prinzessin zu werden. Nun folgt ein Rundgang durch die Nationen: Wie isst man wo? Mit der Hand, mit Stäbchen, mit Messer und Gabel und wie legt man letztere auf dem Teller ab (Zeichensprache an den Kellner mit Messer und Gabel). Auch die Begrüßungsrituale sind nicht überall gleich: Vom Hand- und Wangenkuß (wenn ja, wie viele), Handgeben, über die asiatische Verbeugung bis zum indischen »Namasté«, begleitet von Worten wie »Moin«, »Grüß Gott!«, »Bonjour!«, »Hola« oder »Hey!«, ist es überall auf der Welt verschieden. Auch Tiere kennen Benehmen und Regel in der sozialen Gruppe. Dann folgen gezeichnete Sprichwörter zum Thema Benehmen, die es raten gilt (z.B.: Der gute Ton macht die Musik.) Und am Ende folgen ein paar Tipps.




Das Thema ist ausladend gefasst, für diese paar Seiten deshalb eigentlich auch ziemlich oberflächlich abgearbeitet. Alles ist angerissen, man geht den Dingen nicht auf den Grund. Warum haben die Menschen früher kein Besteck gehabt, bzw. nur bestimmte Schichten? Das Cover gibt sich an Anschein, es ginge nur um das Benehmen bei Tisch, doch hier wird ziemlich weit ausgeholt. Die inhaltliche Auseinandersetzung fehlt. Welche der Kniggeregeln stoßen heute zur Diskussion an und warum (Frauen den Stuhl heranschieben, die Tür aufhalten usw.). Interessant wäre der gesellschaftliche Weg des Benehmens im Wandel der Zeit mit dem Warum zu hinterfragen. Typische Regeln für Kinder kommen nicht vor: Kinder haben den Mund zu halten, wenn Erwachsene sprechen. Mit vollem Mund spricht man nicht. Man pult nicht in den Zähnen am Tisch, auch nicht in der Zahnspange. Man hat am Tisch zu sitzen, bis alle aufgegessen haben. Solche Dinge wären vielleicht greifbarer und würden zu Diskussionen führen. Bei den Begrüßungsformeln fehlt mir eindeutig das Hochdeutsch: Guten Tag. Die Idee, die dahintersteckt, ist gut und teilweise auch gut ausgearbeitet, aber nie tiefgehend genug. Der Untertitel – Ein Buch übers Schmatzen und Kleckern - wird dem Buch nicht gerecht. Das Thema Tischregeln, zu Besuch sein, wäre ausreichend gewesen! Tischmanieren, und das Feld drumherum – wer sitzt wo, wann darf man aufstehen, Messer und Teller ablecken, viel Besteck liegt auf dem Tisch – wozu dient es usw. – und die Auseinandersetzung, warum zu Hause manchmal alles anders ist, als wie, wenn man zu Gast ist.



Leider wird hier zu viel angerissen – vieles, was mit dem Titel nicht im Geringsten zu tun hat. Die Tiere sind überflüssig, wie auch die letzten Seiten mit der Sauerei. Dafür hätte ich mir mehr Tiefgang gewünscht, Dinge, mit denen Kinder in ihrem direkten Alltag etwas anfangen können, ein paar Seiten zusätzlich können Kinder in diesem Alter schon verkraften. Das Buch ist nicht schlecht und man kann es zum Anlass nehmen, selbst nach weiteren Regeln zu suchen. Wie ist es bei Oma, wie bei uns zu Hause, bei Freunden, im Restaurant? Sind die Regeln überall gleich? Das Buch ist ein wenig beim alten Herrn Knigge stecken geblieben. Eine moderne Gesellschaft hat neue Regeln. Moderne Kommunikation: Das Melden am Telefon, was darf man mit dem Handy fotografiere, filmen? – Posten im Netz geht heute mit Schulbeginn los! Vielleicht wäre das Thema mal ein eigenes Buch wert, lieber Annette Betz Verlag.

Die Grafik ist ansprechend. Der Hintergrund hält sich weiß, mit Farbstiften wurde in kräftigen Farben agiert, teils sind die Illustrationen recht witzig. Man kann das Buch als Anreißer benutzen, über das Thema zu sprechen – was inhaltlich zu finden ist, ist ok. Nur – wie gesagt – ich hätte mir drei Mal so viel gewünscht und tief greifende Dinge aus dem Alltag, auch solche, über die man differenziert diskutieren kann. Anderes kann man weglassen.

Kristina Dumas ist Journalistin und Autorin. Sie hat zahlreiche Beiträge und Geschichten für Kinder geschrieben. Bei Annette Betz sind bereits mehrere Musikalische Bilderbücher und Sachbücher von ihr erschienen.
Ina Worms hat in Trier und Krakau Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Buchdesign studiert. Seit 2013 wurden mehr als 15 Titel mit ihren Bildern veröffentlicht, u. a. auch in Korea und Rumänien. Ina Worms wohnt in Köln.


Kristina Dumas, Ina Worms
Manieren für Anfänger
Ein Buch übers Schmatzen und Kleckern
Annette Betz Verlag, Seitenanzahl: 32
Ab 5 Jahren

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