Rezension
von Sabine Ibing
Das Gespenst von Canterville
von Oscar Wilde
Nacherzählt und Musik von Henrik Albrecht Illustrationen von Sonja Wimmer
Die Reihe «Weltliteratur & Musik» vermittelt klassische Musik mit Spaß für Kinder. Weltberühmte literarische Werke, renommierte Orchester und Sprecher sowie eine Bilderbuch-Umsetzung sind ein wundervoller Weg für Kinder, sich mit klassischer Musik und klassischer Kinderliteratur zu beschäftigen. Dies Kinderbuch aus der Serie ist die gekürzte Version von «Das Gespenst von Canterville», ein Klassiker von Oscar Wilde.
Als der amerikanische Botschafter Hiram B. Otis mit seiner Familie das frisch erworbene britische Schloss Canterville bezieht, warnt ihn die abergläubische Hauswirtschafterin Mrs Umney: In den alten Gemäuern spuke der Geist des Mörders Sir Simon. Alles Blödsinn, meint Familie Otis. Doch schon bald machen sie Bekanntschaft mit dem Gespenst. Die Amerikaner sind amüsiert. Die Kinder machen sich einen Spaß daraus, Sir Simon das Fürchten zu lehren. Das verspottete Gespenst ist verzweifelt. Noch nie ist es derart beleidigt worden! Sir Simon versinkt in Trauer – doch da erhält Hilfe von unerwarteter Seite.
Das Orchesterhörspiel wurde 2017 mit dem Deutschen Kinderhörbuchpreis ausgezeichnet. Die Illustrationen von Sonja Wimmer in Mehrfachtechnik sind sehr atmosphärisch. Ein kurzer Text zur Geschichte; darunter kursiv eine Erklärung zur begleitenden Musik. Wie kann man musikalisch amerikanisch und englisch darstellen, stellte sich hier die Frage. Der lustige «Yankee Doodle» charakterisiert die amerikanische Familie Otis. Als der Herzog von Chesire den Schlüssel zum Schloss übergibt erklingt das «Westminstergeläut», das englische Begleitthema. Wenn das Gespenst erscheint, spielen die Streicher ein schauriges Glissandri mit heulend, grusligem Klang. Mr Otis ist nicht beeindruckt, der lustige «Yankee Doodle» spielt ein.
Eine lustig-gruslige Geschichte, als Orchesterhörspiel inszeniert bringt Kindern ab 5 Jahren einerseits einen Klassiker in kindgerecht gekürzter Form nahe und andererseits gibt es einen Zugang zu klassischer Musik. 58 Minuten Hörvergnügen – bzw. wir können die Geschichte im Bilderbuch visuell mitverfolgen. Für mich eine wundervolle Idee! Wer keinen CD-Player mehr besitzt, kann das Hörspiel streamen.
Oscar Wilde, der mit vollem Namen Oscar Fingal O’ Flahertie Wills Wilde hieß, wurde am 16. Oktober 1854 in Dublin geboren und ist einer der bedeutendsten irischen Schriftsteller. Als schillernde Lichtgestalt des „L’art pour l’art“ wurde er im viktorianischen England u. a. für sein extravagantes Auftreten bewundert. Häufig war der Dandy auch wegen seiner skandalträchtigen Werke im Gespräch, in denen er die Prüderie der damaligen Gesellschaft vorführte. 1890 veröffentlichte Oscar Wilde seinen berühmten Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“. 1895 wurde der Familienvater wegen Unzucht und Homosexualität zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nach Verbüßung dieser Strafe verließ er – verarmt und gebrochen – England und lebte bis zu seinem Tod am 30. November 1900 in Paris.
Das Gespenst von Canterville.
Nacherzählt und Musik von Henrik Albrecht Illustrationen von Sonja Wimmer
Kinderbuch, Bilderbuch mit musikalischer Begleitung, Kinder- und Jugendliteratur, Weltliteratur, Klassiker, Orchesterhörspiel
Hardcover, 32 Seiten, 24.8 x 30.9 cm + CD und zum Link zum Streamen (Laufzeit: 58 Minuten)
Komponist: Henrik Albrecht
Orchester: SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern
Dirigent: Andreas Hempel
Hörspielbearbeitung: Judith Lorentz
Sprecher: Peter Fricke, Laura Maire, Stefan Kaminski
Annette Betz Verlag
Leseempfehlung: Ab 5 Jahren
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