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Verrückt nach Karten von Huw Lewis-Jones - Rezension

Rezesion

von Sabine Ibing




Verrückt nach Karten 

von Huw Lewis-Jones 

Geniale Geschichten von fantastischen Ländern


Alle Karten sind Produkte der menschlichen Fantasie. Sie sind die Skripte der Ideenfindung und des logischen Denkens und verkörpern alle Arten des Erzählens; jede Linie, jede Form und jedes Symbol hat einen Zweck, einen Wert, eine Richtung und eine Bedeutung für diejenigen, die Karten machen, und für alle, die sie interpretieren. Und während uns die Karten, vielleicht nach Jahren, in der Erinnerung durch den Kopf gehen, bekommen ihre Linien neue Bedeutungen.

Dieses Buch ist ein MUSS für jeden Fantasyfan. Der englische Originaltitel »The Writer’s Map«, gefällt mir besser, denn hier ist eindeutig klar, dass es um bestimmte Karten geht: fantastische Karten aus dem Literaturbetrieb.

Ich begann wohlweislich mit einer Karte und machte die Geschichte passend. (J.R.R. Tolkin)






Huw Lewis-Jones geht der Frage nach, wie diese Karten entstehen. Wer war zuerst da, die Henne oder das Ei? Und wer malt diese Karten - der Schriftsteller selbst? Denn manches Exemplar kommt prachtvoll daher, täuschend echt. Der Herausgeber lässt Autoren und Illustratoren zu Wort kommen. Wir erfahren, ob es historische Vorbilder für die Karten gibt und so manches andere. 167 Farbillustrationen in hoher Qualität machen das Buch zum Augenschmaus und es gibt eine Menge Interessantes zu erfahren, denn 24 Autoren kommen hier zu Wort.

Manchmal verwende ich reale Orte: Das Zeichnen von Teilen Europas. Für »Van Helsin« und »Spartacus« … Bei Underworld – Aufstand der Lykaner war das Briefing ziemlich ungewöhnlich: ›Mach sie deutlich europäisch, aber wir wissen nicht genau, wo; sie ist aus einer vergangenen Zeit, aber wir sind nicht sicher, von wann genau; sie kann stark beschriftet sein, aber wir dürfen sie nicht entziffern können; zeig uns den Hauptschauplatz, aber lass uns nicht sehen, was dahinter ist. (Daniel Reeve)



Sechs Karten finden wir in diesem Buch zu Tolkiens Werken. Daniel Reeve erzählt uns, wie er zum Kartenzeichnen kam und Karten von Mittelerde für den Film entwerfen durfte. Als Fan von Tolkin hatte er ein Hobby: er entwickelte eine Elbenschrift. So fragte er beim Filmteam an: »Falls sie nicht schon 500 elbische Kalligrafen hätten, könnte ich vielleicht für sie arbeiten.« Einmal den Fuß drin, ging es weiter mit Karten. Er hat eine Menge fantastischen Karten für diverse Projekte gezeichnet. Jonathan Swift gab für »Gullivers Reisen« eine Kartenzeichnung in Auftrag, und schauen wir genau hin, finden wir Liliput westlich von Australien. Philip Pullman kommt zu Wort, ebenso der Buchillustrators Chris Riddell, der die Terry Pratchett Bücher illustrierte. Robert Louis Stevenson zeichnete im Sommer 1881 an einem verregneten Tag für seinen Stiefsohn eine Karte: die Schatzinsel.

… um ein Kind zum Träumen zu bringen … Mit Lloyd über der Karte brütend, begann er die Landschaft mit Charakteren (Long John Silver, Captain Flint, Jim Hawkins) zu bevölkern und mit einem Plot zu unterfüttern.



Mit Spaß an der Sache entwickelte er die Karte, schrieb darauf hin den Roman. Es gibt auch einige Vergleiche von fiktionalen Karten mit realen oder alte Karten, die mit literarischen verglichen werden, wie die von Fra Mauro 1450 gezeichnete Weltkarte, die mit der von Stephen Briggs entworfenen Karte zu Terry Pratchetts Scheibenwelt verglichen wird. Und es gibt weitere nette Begebenheiten: Sandi Toksvic, eine englische Radiomoderatorin und Autorin, erzählt von Frauen, z. B. von Nonnen, die im 13. Jahrhundert die berühmte, dreieinhalb Quadratmeter große Ebstorfer Weltkarte zeichneten; von der Legende über Phyllis Pearsall, die sich in London verlaufen hatte, weil sie eine uralte, unbrauchbare Karte dabei hatte, und der man nachsagt, sie sei daraufhin alle 23.000 Straßen abgegangen, um den London »A-Z Stadtplan« zu entwickeln – der mit Erfolg verkauft wurde.

Fantastische Karten, interessante Geschichten und Anekdoten. Ein Buch, das sicherlich die Herzen von Menschen höherschlagen lässt, die sich für Fantasybücher und -filme interessieren.


Huw Lewis-Jones ist promovierter Historiker und forscht über Entdeckungsgeschichte, Literatur, Fotografie und Umwelt. Er ist Doctor of Philosophy der Universität von Cambridge und war Kurator am Scott Polar Research Institute, Cambridge, und am National Maritime Museum, London. Seine Bücher sind mittlerweile in 15 Sprachen übersetzt sind, darunter »Die Eroberung des Mount Everest«, das beim Banff Mountain Festival den History Award gewann, »Durchquerung der Antarktis«, »77° Süd: Entscheidung am Südpol« oder »Kosmos großer Entdecker«. Er verbringt er den Großteil seiner Zeit mit Expeditionen und arbeitet als Naturforscher. Er lebt in Cornwall in einem vom Meer umtosten Haus, dessen Wände mit Karten tapeziert sind.


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