Rezension
von Sabine Ibing
Nora und der große Bär
von Ute Krause
An langen Winterabenden, wenn der Schnee sich um die Häuser türmte, saßen die Leute aus dem Dorf am Ofen zusammen und erzählten. Auch Nora lauschte ihren Geschichten.
Manchmal erzählten sie vom Großen Bären.
Dies ist eine Neuauflage eines Bilderbuchklassikers von 1989 – eine Geschichte, die es wert ist, wieder neu den Kindern präsentiert zu werden. Nora will die beste Bärenjägerin werden! Zu klein soll sie sein? Keinesfalls, sagt Nora und übt fleißig! Und dann ist er da – der Große Bär – alles kommt ganz anders als gedacht …
An einem Herbstmorgen ist es wieder so weit – alle gehen auf Bärenjagd und Nora ist dabei. Immer tiefer geht es in den Wald hinein. In der Nacht werden Zelte aufgebaut und am nächsten Tag installiert man Bärenfallen, die Hunde nehmen die Spur auf. Nora lernt fleißig, wie man einen Bären fängt: geduldig sein, Tierstimmen zu lauschen, sich gegen den Wind verstecken, leise sein. Doch kein Bär in Sicht. Nora zieht nun jeden Tag alleine los, um den Bären zu finden. Und eines Tages im Winter entdeckt sie Fußspuren, denen sie folgt – doch dann hat sie sich verlaufen. Plötzlich liegt ein riesiger Schatten über ihr: Sie trifft auf den Großen Bären ...
Und wie war er denn, der Große Bär?»
«So groß und so alt wie der Wald», sagte Nora, «und genauso schön.
Am Ende begegnet Nora ganz allein dem Großen Bären. – Wer er es nicht glauben mag, den überzeugen sicher die wunderschönen Illustrationen. Ute Kause hat in atmosphärischen Aquarellen, die mit Zeichenstift ergänzt sind, die Geschichte erzählt. Es ist der typisch nordische Zeichenstil aus der Zeit. Es gibt eine Menge Kleinigkeiten auf jedem Bild zu entdecken, mit der ein Kind (jeweils an diesen Punkten) die Geschichte auserzählen kann. Erzählerisch findet sich eine Tonalität, die an ein Märchen erinnert. Geheimnisvoll und spannend – das Mädchen, das seinen Traum vom Bären nicht aufgibt, jeden Tag neu sein Glück versucht. Für seine Ziele muss man etwas tun, nie aufgeben. Irgendwann klappt es. Auch wenn es keiner glaubt – Nora weiß, wie der Bär aussieht, und wir können es bezeugen! Eine herrliche Geschichte, die man gern immer wieder liest, eine für Herbst- und kuschlige Wintertage. Der Gerstenberg Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 4 Jahren – dem schließe ich mich an.
Ute Krause, geb. 1960, studierte in Berlin, New York und München. Sie drehte Kurz- und Dokumentarfilme, zeichnete Cartoons für den stern, schrieb Drehbücher, illustrierte und verfasste zahlreiche Bilder- und Kinderbücher. Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet, verfilmt und in viele Sprachen übersetzt und für das Fernsehen verfilmt. Ute Krause wurde u.a. von der Stiftung Buchkunst und mit dem Ver.di-Literaturpreis ausgezeichnet und für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.
Nora und der große Bär
Originaltitel: Nora and the Great Bear, 1989
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Winfried Stephan (in der Erstausgabe), bei Gerstenberg wird kein Übersetzer benannt, schade)
Hardcover, 32 Seiten, 300,0 mm x 240,0 mm
Gerstenberg Verlag, 2021
Altersempfehlung: an 4 Jahren
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