Direkt zum Hauptbereich

Nature Sketching von Ueli Bieri - Rezension

Rezension 

von Sabine Ibing


Nature Sketching 

von Ueli Bieri

Mit Stift und Pinsel die Natur entdecken


Dieses Buch ist auf keinen Fall etwas für Anfänger des Aquarellzeichnens. Denn der Autor beginnt nach einer Einführung über sich selbst mit dem Malen. Man sollte etwas von Perspektive und Fluchtpunkt verstehen, mit dem Umgang von Aquarellfarben vertraut sein, um von diesem Buch etwas mitzunehmen. Deshalb wundert es mich, dass auf Seite 80 in ganz knapper Form, ohne Beispiele die Aquarelltechniken erklärt werden. Dem Anfänger nützt dies nichts, der versierte Aquarellmaler braucht es nicht. Das Buch ist in die vier Jahreszeiten eingeteilt, regt an, zu jeder Zeit hinauszugehen, um zu malen. Ueli Bieri ist ein Detailmaler und er ermuntert zum Blick auf das Detail, was mir sehr gut gefällt. Er malt gern in einer Technik, die er als »Aquarell-Collage« bezeichnet. Im Hintergrund die Landschaft, im Vordergrund das Detail – verschiedene Ausschnitte zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Eine interessante Technik. Achtsam sein in der Natur, Pflanzenstudium, Tiere entdecken, das ist sein Credo.


Perspektivwechsel


Sehr ausführlich beschreibt er an Hand von Zeichnungen die Fauna und Flora seiner Heimat, der Schweiz. Wie komme ich einem Tier so nahe, dass ich es skizzieren kann? Mit einem guten Fernglas, Fernrohr, mit einem Teleobjektiv auf der Kamera. In der Wildbahn zeichnen oder zu Hause vom Foto, beides ist möglich. Durch die »Aquarell-Collage« kann man beides verbinden. An Hand von einem Frosch wird das Skizzieren – das Annähern an die Form – gezeigt, hier einmal Schritt für Schritt. Das ist leider die Ausnahme. Perspektivwechsel in der Zeichnung: stehen, sitzen, liegen, am Ufer sitzen, im Wasser stehen, auf dem Wasser sein – jeweils erhalten wir eine andere Perspektive von Objekt. Weitsicht - Breitsicht in die Ferne, heranzoomen, Teleobjektivblick – alles ist möglich beim Zeichnen. Schatten Zeichnen, Schatten innerhalb des Objekts verändert die Farbe, leider auch ein zu kurzes Kapitel.




Farbakzente und Untermalungen 

Ueli Bieri arbeitet gern mit Aussparungen. Mit Bleistift skizzieren, nur die wichtigen Details auf dem Blatt farblich unterlegen – Den Blick auf das Wesentliche ziehen – Farbakzente oder Untermalungen setzen. Das ist für mich eines der besten Kapitel. Es gibt eine Seite über den Umgang mit Aquarellstiften, leider nur eine Seite. Malen mit Sonnenbrille verändert die Farbwahrnehmung, die Kontrastwahrnehmung. Der Künstler liebt die farbechte Darstellung (wirklich?). Das ist ok. Aber warum soll man sich nicht durch verschiedene Sonnenbrillen zu kreativen Farbgebungen leiten lassen? Es wird kurz auf das einfarbige Skizzieren mit Künstlertusche eingegangen (es gibt verschiedene Farben).




Im Lauf der Jahreszeiten

Beim Sommer angekommen, das längste Kapitel, erklärt der Künstler die Sommerfarben für Grün und Blau. Es hört bei den Farbnamen nach Firma »Schmicke« an, wäre ganz gut, dies dabeizuschreiben. Das Heliotürkis (liegt es am Druck?) Ist eindeutig keins, ähnelt dem »Bergblau«. Das Thema, Wasser zeichnen, finde ich interessant, denn hier kommt es darauf an, die Bewegung des Wassers festzuhalten. Doch das Thema ist lange nicht ausgeschöpft in der Technik. Es gibt sehr viele Seen in der Schweiz, die kommen hier gar nicht vor. Seen, Spiegelungen im Wasser, Böschung, dieses Thema fehlt völlig. An einigen Stellen im Buch sind Farbtupfer gesetzt, Farben, mit denen gemalt wurde. Ich frage mich warum, wenn ich keine genaue Bezeichnung dazu finde. Auf Seite 151 gibt es Vorschläge für Herbstfarben. Die zarten handschriftlichen Beschriftungen sind gar nicht oder nur schlecht lesbar, leider. Im kurzen Kapitel Winter gibt es ein paar gute Tipps zum Malen bei Minustemperaturen.



Lediglich eine Selbstdarstellung eines Malers

Ich habe viel über die Fauna und Flora der Schweiz gelernt. Doch insgesamt konnte mich das Buch nicht beeindrucken. Es ist leider – wie viele dieser Bücher – lediglich eine Selbstdarstellung eines Malers. Es gibt 1000 Möglichkeiten, die Natur zu skizzieren und zu aquarellieren. Ich finde hier nur einen einzigen Stil: den von Ueli Bieri, mit Bleistift skizzieren, mit ganz zarten Aquarelltönen abtönen, Collagen und Aussparungen. Vielleicht verlange ich zuviel von solch einem Buch. 205 Seiten mit dem gleichen Zeichenstil zu füllen, den gleichen Motiven, finde ich langweilig. Gerade das Aquarell hat so viele Möglichkeiten, sich mit Technik, Form und Farbe in der Landschaft auszulassen. Es mag sein, dass Ueli Bieri Häuser in der Landschaft stören, drum lässt er hier helle Flecken zurück. Aber gerade ein kleines rotes Dach kann ein wundervoller Akzent im Bild sein. Frei aquarellieren, ohne Bleistift, auch mal knallige Farben setzen, Farben als Kontrast. Die Wichtigkeit der weißen Aussparung im farbigen Aquarell fehlt mir gänzlich. Klar, wer ausschließlich mit Aussparung im Bild und zarten Farben arbeitet, dem ist das nicht wichtig. Nasstechniken als Grundlage im Landschaftsaquarell, diese wichtige Technik fehlt gänzlich. Gleicher Ort – verschiedene Tageszeit – das wäre eine anschauliche Darstellung. Wie male ich Landschaft mit nur zwei Farben, z.B. Ultramarinblau und gebrannte Sierra (daraus lassen sich ziemlich viele neue Töne mischen)?



Wer sich für genau diese eine Technik von Ueli Bieri interessiert, für den mag das Buch tauglich sein, auch Fans des Künstlers werden zufrieden sein. Der Maler berichtet viel über sich selbst, seine Eigenheiten und seine Technik ist interessant – nur nicht über 205 Seiten. Er schreibt über die Pflanzen und Tiere, die er malt, wie sie heißen, wo man sie finden kann, ihre Eigenarten. Nur – erwarte ich das, wenn ich ein Buch über Skizzieren und Aquarellieren aufschlage? Man merkt, dass Ueli Bieri viel wandert, dabei mit dem Aquarellkasten unterwegs ist. Sein Auge für das Detail ist hervorragend, da gibt es nichts. Auch ist seine Technik interessant. Man spürt seine Naturliebe, das ist sehr sympathisch. Ich erwarte allerdings bei so einem dicken Buch zum Naturmalen Anleitungen und Beispiele zu verschiedenen Techniken, wohlgemerkt, verschiedene! Dieses Buch müsste den Titel tragen: Unterwegs in der Schweiz mit dem Aquarellmaler Ueli Bieri. Das wäre dann eindeutig: Kein Lehrbuch. Ich bin ein wenig enttäuscht über die Eintönigkeit des Sachbuchs, denn die Aquarellmalerei in der Landschaft bietet viel mehr Möglichkeiten und die Schweiz stellt auch viel mehr Farbe bereit.

Ueli Bieri wurde im Entlebuch in der Schweiz geboren. Er arbeitet als Volksschullehrer, wandert gern
und ist als Tier- und Pflanzenkenner oft draußen unterwegs und (be-)sucht seine Motive als Maler in der Natur.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Drainting: Die Kunst, malen und zeichnen zu verbinden von Felix Scheinberger

  Als Drainting bezeichnet Felix Scheinberger die intuitive Kombination von Malen und Zeichnen. Damit hebt er die jahrhundertealte heute vollkommen unnötige Trennung zwischen Flächen malen und Linien zeichnen auf und verbindet das Beste aus beiden Welten. Früher machten wir einen Unterschied zwischen Zeichnen und Malen und damit fingen die Schwierigkeiten an. Wo es nämlich gar keine Umrisslinien gibt, gilt es, diese abstrakt zu (er)finden. Die intuitive Kombination aus Zeichnen (Drawing) und Malen (Painting) garantiert gute Ergebnisse und unendlichen Spaß! Eine gute Einführung erklärt das Knowhow und Grundsätzliches zum Malen und Zeichnen – gute Ideen, die man selbst umsetzen kann. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Die Kunst, malen und zeichnen zu verbinden von Felix Scheinberger 

Rezension - Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

  Offene Antworten auf deine Fragen zu Liebe, Lust und Pubertät Ein Aufklärungsbuch, das locker Fragen beantwortet und kurze Erfahrungsberichte von jungen Menschen einstreut, das alles mit knalligen Illustrationen unterlegt. Du bist, wie du bist, und du bist, wie du bist okay. Das Jugendbuch erklärt, stellt Fragen. Die Lust im Kopf, genießen mit allen Sinnen; was verändert sich am Körper in der Pubertät?, die Vagina, die Monatsblutung, der Penis, Solosex, LGBTQIA, verliebt sein, wo beginnt Sex?, Einvernehmlichkeit, wie geht Sex?, Verhütung, Krankheiten, Sextoys – das Buch spart nichts aus. Informieren, anstatt tabuisieren! Locker und sensibel werden alle Themenfelder sachlich vorgestellt. Prima Antwort auf offene Fragen; ab 11 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Sex in echt von Nadine Beck, Rosa Schilling und Sandra Bayer

Rezension - Der Kaffeedieb von Tom Hillenbrand

  Gesprochen von Hans Jürgen Stockerl Ungekürztes Hörbuch, Spieldauer: 12 Std. und 7 Min. Wir schreiben das Jahr 1683. Der junge Engländer Obediah Chalon, Spekulant, Händler und Filou, hat sich in London gerade mit der Investition von Nelken verspekuliert und eine Menge Leute um ihr Geld gebracht, das mit gefälschten Wechseln. Conrad de Grebber, Direktoriumsmitglied der Vereinigten Ostindischen Compagnie bietet Obediah  die Möglichkeit, der Todesstrafe zu entgehen: Er wird auf eine geheime Reise geschickt, um etwas zu stehlen: Kaffeepflanzen. Spannender Abenteuerroman rund um den Kaffee. Empfehlung! Weiter zur Rezension:   Der Kaffeedieb von Tom Hillenbrand

Rezension - Lügen, die wir uns erzählen von Anne Freytag

  Helene hätte ihren Mann, Georg, verlassen können – damals – für Alex. Aber sie hat es nicht getan. Und jetzt hat ihr Mann sie verlassen – weil er sich in eine andere verliebt hat. ‹Es ist einfach passiert.›, sagt er, zieht bei Mariam ein. Aber vielleicht ist das Ende gar kein Ende? Vielleicht ist es ein Anfang für die Mittvierzigerin. Vielleicht ist sie gekränkt weil Georg einfach ging – eifersüchtig, eben auch, weil die Kinder diese junge Yogalehrerin mögen. Doch gleichzeitig ist sie jetzt frei – vielleicht für Alex, denn die beiden haben sich seit ihrer Studienzeit in Paris nie aus den Augen verloren. Eine verdammt gut geschriebene Familiengeschichte. Empfehlung!  Weiter zur Rezension:     Lügen, die wir uns erzählen von Anne Freytag

Rezension - So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

  Am Fuße der Elk Mountains in Colorados strömt der Gunnison River an einer alten Pfirsichfarm vorbei. Hier lebt in fünfter Generation in den 1940ern die 17-jährige Victoria mit ihrem Vater, dem Onkel und ihrem Bruder Seth. In der Stadt begegnet sie Wilson Moon, und beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Dramatische Ereignisse zwingen Victoria, selbst das Leben in die Hand zu nehmen. Ein wenig schwülstig, doch gut lesbar, atmosphärisch, ein Familienroman, ein Coming-of-age – gute Unterhaltung … eine Hollywood-Geschichte. Die Pilcher-Fraktion wird begeistert sein!  Weiter zur Rezension:    So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read

Rezension - Der Gott des Waldes von Liz Moore

Im August 1975 findet wie jedes Jahr ein Sommercamp in den Adirondack Mountains für Kinder und Jugendliche statt. Als Barbara eines Morgens nicht wie sonst in ihrer Koje liegt, beginnt eine großangelegte Suche nach der 13-Jährigen. Barbara ist keine gewöhnliche Teilnehmerin: Sie ist die Tochter der reichen Familie Van Laar, der das Camp und das umliegende Land in den Wäldern gehören. Viele Jahre zuvor verschwand hier der achtjährige Bear, ihr Bruder, der seit 14 Jahren vermisst wird. Hängen die Vermisstenfälle zusammen? Liz Moore zeigt mit ihrem literarischen Krimi ein Gesellschaftsbild, bei dem Frauen nichts zu sagen haben. Spannender Gesellschaftsroman, ein komplexer Kriminalroman. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Der Gott des Waldes von Liz Moore

Rezension - Detektivbüro LasseMaja – Das Weltraumgeheimnis von Martin Widmark und Helena Willis

  (Detektivbüro LasseMaja, Bd. 37)  Es gibt hochfliegende Pläne im Ort Valleby: Ein Astronaut macht mit seiner Raumkapsel in der Kleinstadt Station und will als Nächstes den Planeten Neptun ansteuern. Und laut tönt er, er suche Astronaut:innen, die ihn begleiten. Bewerber will er einem Astronauten-Test unterziehen, danach bestimmt er, wer mitfliegen darf! Natürlich benötigt er auch Spenden für sein Projekt. Die Detektiv:innen Lasse und Maja hören genau zu. Und bei dem, was der Mann so erzählt, kommt schnell der Verdacht, dass an der Geschichte etwas faul ist und der Typ ein Betrüger ist. Das teilen sie dem Dorfpolizisten mit – doch der hat gerade keine Zeit für sie. Ein Dieb geht um … Spannender, witziger Kinderkrimi ab 8 Jahren, Empfehlung!  Weiter zur Rezension:   Detektivbüro LasseMaja – Das Weltraumgeheimnis von Martin Widmark und Helena Willis 

Rezension - Lindis und der verschwundene Honigtopf von Viola Eigenbrodt

Bendix, der Häuptling des Keltendorfs Taigh, ist außer sich: Jemand hat seinen Honigtopf gestohlen! Lindis, der Ziehsohn der Dorfdruidin Kundra und dessen Freunde Finn und Veda wollen der Sache auf den Grund gehen. War der Dieb hinter der wertvollen Amphore her oder hinter deren speziellem Inhalt? War es einer der fahrenden Händler? Und dann ist auch noch die kleine Tochter der Sklavin verschwunden! Unter dem Vorwand, fischen gehen zu wollen, machen sich die drei Jugendlichen heimlich auf die Suche nach den Händlern und kommen dabei einem Geheimnis auf die Spur … Weiter zur Rezension:    Lindis und der verschwundene Honigtopf von Viola Eigenbrodt 

Rezension - Osso – Geschichte einer Freundschaft von Michele Serra und Alessandro Sanna

  Ein alter Mann lebt in einem Haus am Waldrand, mit Blick auf die Stadt. Eines Tages kommt ein hungriger Hund zum Haus, der sich nicht herantraut. Der Mann stellt Futter hin und geht zurück ins Haus. Jeden Tag kommt der Hund am Morgen und am Abend, und weil er so knochendürr ist, nennt der Mann ihn Osso, schließt den Streuner ins Herz. Eine wunderschön erzählt und illustrierte Geschichte über die Beziehung Mensch und Hund. Allage, ab 10 Jahren – Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Osso – Geschichte einer Freundschaft von Michele Serra und Alessandro Sanna