Rezension
von Sabine Ibing
Das Mädchen und die kleine Wolke
von Sarah Settgast
Dieses Bilderbuch habe ich auf der Buchmesse entdeckt. Und es ist ein ganz besonderes Buch. Als Druckvorlage diente eine Handzeichnung – ein Handwerk, das es in der Kinderbuchbranche in dieser Form nicht mehr gibt. Die Buchstaben sind handgesetzt und das Ganze ist auf Ökokarton gedruckt, hat abgerundete Kanten, das Buch ist 100 % giftfrei und ökologisch hergestellt. Sarah Settgast wurde bei Kinderbuchverlagen abgelehnt, weil sie ihre Bilder nicht digitalisieren wollte. Und so suchte sie sich Menschen zusammen, mit denen sie ihr Projekt selbst in Angriff nahm, gründete einen Verlag, die Deutsche Pappbuch Gesellschaft.
Bereits mit dem Cover hat man ein haptisches Erlebnis, da es einige Striche mit Relieflack gibt. Die Zeichnungen mit den Farben im Zusammenspiel haben trotz aller Quierlichkeit etwas Beruhigendes für das Auge. Sanftes Beige im Hintergrund, Grundfarben plus Grün setzen Akzente. Eine Farbe dominiert jeweils, was der Zeichnung eine Tiefe gibt. Interessant ist die Technik. Schwarzer Zeichenstift trifft auf Diverses: Stifte, Tusche, Aquarell, Ölkreide?, eine Kombination aus allem.
Es geht um eine kleine Wolke, die ein Mädchen an einem Strick herumführt (Warum ist etwas angebunden?). Eines Tages erklärt die Wolke, dass sie das Mädchen verlassen muss. Das Mädchen ist traurig und so erklärt ihr die Wolke den Wasserkreislauf. Das Ganze ist in Reinform gestaltet. Hier hakt es leider ziemlich, da ist nichts rund, rhythmisch, melodisch, der hölzerne Text auf das Reimen zusammengestückelt, er wirkt wie ein Brett. Das ist schade. Der Text gibt leider nicht viel her, inhaltlich, noch weniger sprachlich. Wo wollte Sarah Settgast hin? Kindern erklären, dass man manchmal etwas loslassen muss? Hier ist die Wolke ein etwas schlechtes Beispiel. Oder wollte sie den Naturkreislauf für Kinder erklären? Das ist nicht so ganz gelungen. Leider hat auch das Mädchen keinen Namen, in der Kinder- und Jugendliteratur ein no go, die Identifizierung mit der Figur fehlt. Da es ein Bilderbuch für ganz Kleine ist, kann man selbst einen Text erfinden, dem Mädchen einen Namen geben, bzw. das Kind wird damit leben können, auch mal einen schlechten Text zu lesen – das wird noch öfter im Leben passieren. Als Altersangabe wir 0-8 Jahre vom Verlag empfohlen. Hier fehlt wieder die Professionalität. Ich würde die Altersangabe auf 2-4 Jahre setzen.
Die Bilder sind wirklich schön und die Idee an sich finde ich klasse. Die Geschichte zur Entstehung zum Buch ist interessant. Wer sich dafür interessiert, sollte den kleinen Bericht anschauen. Dort seht ihr die Künstlerin, eine junge Frau, die weiß, was sie will, selbst ein Kunstwerk: Sarah Settgast und ihre Bücher
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