Direkt zum Hauptbereich

Warum bekomm’ das Kindergeld nicht ich? von Jürgen Kaube und Fridtjof Küchemann

Rezension

von Sabine Ibing



Warum bekomm’ das Kindergeld nicht ich?

 von Jürgen Kaube und Fridtjof Küchemann

Antworten auf neugierige Kinderfragen


Der Anfang: Die Tücke steckt im kleinen Wörtchen ‹eigentlich›. Meist kommt es in den Fragen vor, mit denen Kinder ihre Eltern überraschen. In Fragen nach dem Weltgeschehen genau wie in Fragen nach Alltäglichen und seinem Hintersinn. Warum ist das eigentlich so?

Kinder fragen die Eltern ein Loch in den Bauch – und manchmal muss man selbst nachdenken, überdenken, wie man die Frage beantworten soll. Das ein oder andere Mal fällt einem keine Antwort ein. «Die Kinderfrage deckt auf, wie viel nicht selbstverständlich ist und wie viel wir selbst auch nicht sofort erklären können.» Die Redakteure der FAZ.NET beantworten seit 2014 in der Kolumne, «Wie erkläre ich’s meinem Kind?», Kinderfragen aus eigener Familie, oder weil sich eine aktuelle Frage aufdrängt.  In diesem Ratgeber werden die besten Kolumnen zusammengefasst.

Warum darf Papa beim Fußball schreien?

Ein Familiengebot lautet wohl in den meisten Familien: Du darfst nicht schreien! Aber warum darf Papa beim Fußball schreien? Tja, wahrscheinlich darf er sogar schmutzige Worte sagen … Eine berechtigte Frage! Dazu stellt Christian Palm drei Theorien von Wissenschaftlern kindgerecht vor: Der Mensch muss sich benehmen, zusammennehmen, einstecken, den ganzen Tag lang. Und irgendwo braucht es einen Puffer, einen Platz, an dem man die Luft rauslassen kann. Identität spielt mit hinein «Mir san mir», eine Gruppenzugehörigkeit – kurz werden mehrere Ansätze erklärt. Und warum sind wir so emotional? «Warum verlieren so wehtut», (Jürgen Kaube), ein Kapitel davor.

Feste, Tradition, Urlaub, Demokratie - alles ist dabei

Wer weiß, «Warum wir uns gerne gruseln und Halloween feiern» (Tilmann Spreckelsen), «Warum Karneval gefeiert wird» (Lena Bopp)? Seit wann wird eigentlich Weihnachten gefeiert und «Warum wir zu Weihnachten einen Tannenbaum ins Zimmer stellen», beantwortet Fridtjof Küchemann. Anke Schipp erklärt: «Warum es an Weihnachten leicht Streit gibt». Klasse auch der Text von Ulf von Rauchhaupt, «Warum ein Nobelpreis so ein großes Ding ist» – wissenswertes um den Nobelpreis und Co. Wir kennen das Genöle, wenn ein Kind gern einen Film ansehen möchte, aber nicht darf – vielleicht größere Geschwister sich obendrein eben diesen Film ansehen dürfen … Florentine Fritzen erklärt den Jugendschutz. Andrea Diener beantwortet «Warum wir in Urlaub fahren», und Ulf von Rauchhaupt gibt dazu «Wie ein Stau entsteht». Und immer wieder die Frage der norddeutschen Kinder: «Warum die Bayern immer als Letzte Sommerferien haben», wird von Anke Schipp geklärt. Auch zum Demokratieverständnis gibt es ein paar gute Antworten «Warum es Streiks gibt» (Anne-Christin Sievers), «Wenn wir keine Wahl hätten» (Timo Frasch), «Warum Volksabstimmungen manchmal täuschen» (Reinhard Veser), «Warum Menschen für die Freiheit auf die Straße gehen» (Lena Bopp), «Wozu man einen Bundespräsidenten braucht», «Warum es heute noch Könige gibt» (Jörg Thomann).

Einfache Erklärungen mit Empathie

Und die ewige Frage der Eltern: «Warum Eltern immer wissen wollen, wie es war», wird auch beantwortet. Ein Buch, das Spaß macht zu lesen, denn es frischt nicht nur Wissen auf, füllt Wissenslücken, es zeigt, wie man Kindern und Jugendlichen auf einfache Art mit Empathie oder Humor die Dinge dieser Welt erklären kann. Eltern können nicht alles wissen – und genau das muss man zugeben können. Gleichfalls darf man die Antwort nicht schuldig bleiben. Überlegen, nachschlagen oder bei der FAZ.NET in die Kolumne hineinschauen, vielleicht findet man hier schon eine Antwort über ein weltbewegendes Thema. Außer den von mir genannten Fragen gibt es eine Menge weiter Antworten zu diversen Themen, die Kinderherzen bewegen. Und ich bin mir sicher, nicht jede dieser Fragen hätte man aus dem Stegreif selbst beantworten können … «Warum wir uns am 1.4. in den April schicken», wird von Fridtjof Küchemann beantwortet. Ein gutes Buch für Eltern – es hilft nicht nur, Antworten zu finden, es ist auch gute Unterhaltungslektüre.

Jürgen Kaube, geb. 1962, ist Mitherausgeber der F.A.Z.; er ist verheiratet und hat drei Kinder.
Fridtjof Küchemann, geb. 1972 in Rendsburg, ist Redakteur im Feuilleton der F.A.Z.; Studium der Kulturpädagogik in Hildesheim und Aix-en-Provence. Von März 2000 bis März 2003 und wieder seit November 2004 ist er Redakteur im Online-Feuilleton der FAZ.


Warum bekomm’ das Kindergeld nicht ich? 
Antworten auf neugierige Kinderfragen
Hrsg.: Jürgen Kaube, Fridtjof Küchemann
Sachbuch, Ratgeber für Eltern
Taschenbuch, Reclam, 2019, 176 Seiten

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rezension - Zappenduster von Hubertus Becker

Wahres aus der Unterwelt Kurzgeschichten aus der Unterwelt: »Alle Autoren haben mehr als zehn Jahre ihres Lebens im Gefängnis verbracht.« 13 Geschichten von 6 verschiedenen Autor*innen. Diverse Schreibstile, vermischte Themen, aber das Zentralthema ist Kriminalität. Knastgeschichten, Strafvollzug, die Erzählungen haben mir unterschiedlich gut gefallen – zwei davon haben mich beeindruckt, die von Sabine Theißen und Ingo Flam. Weiter zur Rezension:  Zappenduster von Hubertus Becker 

Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada

Am 08.11.2019 war ich zu einer Mischung aus Lesung und Definition des Begriffs Kriminalliteratur in St. Gallen in der Wyborada zu Gast, im Literaturhaus & Bibliothek in St. Gallen in der Frauenbibliothek und Fonothek Wyborada. Else Laudan sprach zum Thema Kriminalliteratur, erzählte ihren Weg mit ihrem freien Verlag Ariadne, ein Verlag, der ausschließlich literarische Kriminalliteratur von Frauen veröffentlicht. Weiter zum Artikel:    Was ist eigentlich Kriminalliteratur? - Ein Abend mit Else Laudan in der Wyborada 

Rezension - Kein Bock mehr von Anna Lott und Andrea Ringli

  Eine witzige Geschichte über ein starkes Mädchen, das Verantwortung für ihre Umwelt übernimmt. Eines Tages kommt Juli aus dem Haus und der Baum ist weg. Wo mag er geblieben sein? Doch als Juli nach Hause kommt, liegt er in ihrem Bett: «Kein Bock mehr!» Den Baum hat es erwischt: Burnout. Kein Wunder, dass er so viel arbeiten muss, denn er ist der einzige Baum weit und breit. Aber wo soll die Amsel denn nun ihr Nest bauen? Und wo soll die Fledermaus schlafen? Kein Problem, meint Juli, der Baum brauchte sicher nur mal eine Pause. Und so lange kann sie ja für die Tiere da sein … Humorvolles Bilderbuch mit Tiefgang ab 3 Jahren. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Kein Bock mehr von Anna Lott und Andrea Ringli 

Rezension - Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

  Eine fantasievolle poetische Gutenachtgeschichte, eine Bilderbuch-Reise über das, was in der Nacht geschieht. Eine Tochter fragt den Papa: «Was ich dich schon immer mal fragen wollte ..... Was passiert eigentlich, wenn ich schlafe?» Und der Papa beginnt zu erzählen. Es beginnt um neun Uhr. Stunde um Stunde verändert sich die Nacht und zeigt uns ihr wahres, ihr traumgleiches Antlitz: Statuen spielen verstecken, Telefone rufen sich gegenseitig an, der Wal im Schwimmbad traut sich an die Wasseroberfläche, die Laternen trinken aus Pfützen… Ist das möglich, was Papa erzählt? Oder will er uns einen Bären aufbinden? Eine wunderschöne Gutenachtgeschichte ab 4 Jahren, die zu herrlichen Träumen einlädt. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Was macht die Nacht? von Dirk Gieselmann und Stella Dreis

Rezension - Zeiten der Auflehnung von Aram Mattioli

  Aram Mattioli erzählt zum ersten Mal den langanhaltenden Widerstand der First Peoples in den USA - vom First Universal Races Congress (1911) über die Red Power-Ära und die Besetzung von Wounded Knee (1973) bis hin zu den Protesten gegen die Kolumbus-Feierlichkeiten (1992). Die American Indians waren dabei nie nur passive Opfer, sondern stellten sich dem übermächtigen Staat sowohl friedlich als auch militant entgegen.  Schwer verdaulich, wie die Native Americans noch im 20. Jahrhundert entrechtet und diskriminiert wurden. Empfehlung! Weiter zur Rezension:    Zeiten der Auflehnung von Aram Mattioli

Rezension - In allen Spiegeln ist sie Schwarz von Lolá Ákínmádé Åkerström

  Kemi, Brittany-Rae und Muna: drei Frauen leben in Schweden – drei völlig unterschiedliche Lebenswelten; eins haben sie gemeinsam: Sie sind schwarz und nicht in Schweden geboren. Ihre Ausgangssituationen können kaum unterschiedlicher sein. Trotzdem beginnen sich ihre Leben auf unerwartete Weise zu überschneiden – in Stockholm, einer als liberal geltenden Stadt. «In allen Spiegeln ist sie Schwarz» erzählt die schwierigen Themen Migration, Rassismus, Sexismus und Identität mit Leichtigkeit; obwohl nichts komplexer ist als dieser Themenbereich. Spannender zeitgenössischer Roman. Empfehlung!  Weiter zur Rezension:   In allen Spiegeln ist sie Schwarz von Lolá Ákínmádé Åkerström

Rezension - In der Ferne von Hernan Diaz

  Anfang der 1850er Jahre, Håkan Söderström lebt zu einer Zeit in Schweden, in der die Menschen täglich ums Überleben kämpfen. Auszuwandern ins gelobte Land Amerika scheint eine Chance. So schickt der Vater die ältesten Jungen los. Zusammen mit seinem großen Bruder Linus steigt Håkan auf das Schiff nach England. Von dort soll es nach Nujårk, New York, weitergehen, doch im Hafen von Portsmouth verlieren sich die Brüder. Håkan fragt sich durch: Amerika! Doch der Bruder erscheint nicht auf dem Schiff – denn Håkan sitzt auf dem nach Buenos Aires. Das kapiert er zu spät, steigt in San Francisco aus. New York ist sein Ziel. Fest entschlossen, den Bruder zu finden, macht er sich zu Fuß auf den Weg, entgegen dem Strom der Glückssucher und Banditen, die nach Westen drängen. Sprachlich ausgefeilt, eine spannender, berührender Anti-Western, ein Drama mit einem feinen Ende. Die Epoche der Besiedlung Amerikas, Kaliforniens, wird hautnah eingefangen. Empfehlung! Weiter zur Rezension:  In der Ferne v

Rezension - Ist Oma noch zu retten? von Marie Hüttner

  Ein herrlich spaßiger, spannender Kinderkrimi! Mit Papa und seiner neuen Flamme in die Berge zum Wandern oder zu Oma Lore. Keine Frage! Bei der fetzigen Lore ist es immer lustig. Jetzt sitzt Pia aber seit über einer Stunde auf dem Bahnhof, ohne dass Oma sie abgeholt hat. Sehr seltsam. Omas Haus ist nicht weit entfernt; und so macht sich Pia mit ihrem Rollkoffer auf den Weg. Niemand öffnet die Tür! Durch ein offenes Fenster gelangt sie hinein. Doch Oma bleibt verschwunden. Die Detektivarbeit beginnt … Ein Pageturner, ein Kinderroman, eine waschechte Heldenreise, ein rasanter Abenteuerroman und nervenkitzelnder Kinderkrimi ab 8-10 Jahren. Unbedingt lesen!  Weiter zur Rezension:   Ist Oma noch zu retten? von Marie Hüttner

Die wichtigen deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchpreise 2021

  Deutscher Jugendbuchpreis 2021, Kinderbuchpreis 2021, Serafina (Illustration), Schweizer Jugendbuchpreis, Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis Wie heißt es so schön: Es ist geschafft! Natürlich gibt es eine Menge kleiner Preise für Kinder- und Jugendliteratur. Ich habe mir die wichtigsten deutschsprachigen herausgenommen: Drei nationale Preise, Deutschland, Österreich, Schweiz und den Preis für Illustration im Bilderbuch. Ich habe auch den neuen Kinderbuchpreis (eine Privatinitiative) mit hineingenommen, da er beachtenswert für Autoren und Verlage ist - und weil er in der Jury Kinder mit einbezieht. Deutscher Jugendliteraturpreis 2021 - Gewinner und Nominierte Die Preise der Kritiker- und Jugendjury sind mit je 10.000 Euro dotiert Sparte Bilderbuch  Gewinner: Sydney Smith  Unsichtbar in der großen Stadt Aus dem Englischen von Bernadette Ott Aladin Verlag Ab 4 Jahren Allein in der großen Stadt zu sein, ist manchmal unheimlich. Besonders, wenn man klein ist und alles um einen h

Rezension - Ein Freund wie kein anderer von Oliver Scherz und Barbara Scholz

Die Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, die einige Krisen überwinden muss. Ein illustriertes spannendes Kinderbuch zum Vorlesen, ebenso für Erstleser geeignet. Ein Erdhörnchenkind und ein Wolf freunden sich an, haben manches Abenteuer zu bestehen und ihre Freundschaft wird auf die Probe gestellt. Weiter zur Rezension:    Ein Freund wie kein anderer von Oliver Scherz und Barbara Scholz