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Falken jagen von D.B. Blettenberg - Rezension

Rezension

von Sabine Ibing


Falken jagen 

von D.B. Blettenberg



Der Anfang: 
Sampeng. 
Bankogs Chinatown.
 Eine Lagerhalle am Ufer des Chao Praya River. Es stinkt nach verrotteten Pflanzen und verfaulten Fisch. Vor dem Tor des Lagers warten zwei Chinesen, die ihm zur Begrüßung zunicken.

In Thailand geht ein Killer herum, der zwei Deutsche ermordet hat. Was könnte diese Männer verbinden? Kompliziert wird es, als ein als korrupt bekannter griechischen Diplomat das Zeitliche segnen muss. Der Mörder hinterlässt bei jedem Opfer eine Nachricht in altgriechischer Sprache und unterzeichnet mit »Falke«. Privatermittler Farang wird eingeschaltet, weil die Polizei allein nicht weiterkommt, auch er ist zuratlos. Es gibt keinen Ansatz, das Leben dieser Männer in Zusammenhang zu bringen.nächst  Da erhält er einen Tipp, der nach Griechenland führt. Dort könnte die Mordserie ihren Anfang genommen haben. Wer steht noch auf der Todesliste und warum überhaupt?
Der Leser beobachtet parallel den Falken, den Assassino. Sein Motiv reicht tief in die deutsche Vergangenheit zurück, geht zurück auf ein traumatisches Ereignis, bei dem fast ein ganzes Dorf auf einer griechischen Insel ausgelöscht wurde. Der Leser kennt das Trauma des Falken, seine Motive. Der Falke selbst weiß aber nicht, dass man ihm auf der Spur ist, wenn auch wage. – Spannung beim Leser durch seinen Wissensvorsprung.

Farang sah das, was Bangkok in seinem schmuddligen Betonherz ausmachte. Unebene Gehsteige voller Plastikkmöbel und Töpfe mit teils vertrockneten, teils blühenden Pflanzen. Gelb-schwarz gestreifte Metallbarrieren, die am Parken hindern sollten, sowie Motorräder und Autos, die sich nicht daran hindern ließen.

Die Besetzung der Ägäis im Zweiten Weltkrieg als Hintergrund

Ein solider Krimi, der bis tief in den Zweiten Weltkrieg zurückgreift. Wir wissen zwar viel über die Besetzung von Frankreich und Polen, aber die Bedeutung der Ägäis in diesem Krieg ist den meisten Menschen unbekannt. Nach der Kapitulation Italiens versuchten die Engländer, die südöstliche Ägäis zu besetzen, um von dort die Deutschen anzugreifen, die die Balkanländer kontrollierten. Die Italiener hatten auf Leros ein Tunnelsystem installiert, das heute zu einem Museum umgestaltet ist und in dem Roman eine Rolle spielt. Nachdem die Engländer die Insel eingenommen hatten, wurde sie 1943 in einer blutigen Schlacht von den Deutschen erobert. Auf diese Zeit geht der Roman zurück, denn es gab in Griechenland viele Partisanen, mit denen die Deutschen rigoros umgingen, um die Bevölkerung einzuschüchtern. 

Solide geschriebener Krimi 

Die Geschichte ist erstklassig recherchiert und glaubwürdig, schnörkellos geschrieben. Mit Ortswechseln habe ich normalerweise keine Probleme, aber hier war es mir ein Einschnitt in der Story, ein gesamtes Setting in Griechenland bzw. Europa wäre mir einleuchtender gewesen. Der Thai-Anfang passt für mich atmosphärisch im Nachgang nicht ganz, aber das ist sicher Geschmacksache. Der geschichtliche Hintergrund ist sehr interessant, und der Krimi ist tadellos, keine Frage, aber so richtig konnte er mich an keiner Stelle packen, ich habe das Buch ein paarmal zur Seite gelegt. Bei solchen Büchern ist es klar, wie sie ausgehen, nur der Weg ist unklar. Fazit: Ein guter Krimi ohne Ausrufezeichen. 


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